Gutachter soll Impfung von Auricher Klinik-Chef prüfen
Der Geschäftsführer des Klinikverbundes Aurich, Emden und Norden bleibt zunächst im Amt: der Emder Stadtrat stimmte gegen eine Freistellung. Der Fall soll aber untersucht werden.
Der Auricher Kreistag und der Emder Stadtrat haben sich bei Sondersitzungen am Dienstag mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass ein Gutachter die Vorgänge unter die Lupe nimmt. Dieser soll vom Amt für regionale Landesentwicklung in Oldenburg vorgeschlagen werden. Keine Einigkeit gab es bei den gleichberechtigten Kommunalparlamenten darüber, ob Klinik-Chef Claus Eppmann vorerst freigestellt wird. Während der Auricher Kreistag mit großer Mehrheit dafür stimmte, sprach sich der Emder Rat nach stundenlangen Diskussionen gegen eine Freistellung aus.
Verhältnis zu Klinik-Chef zerrüttet
Ob der Geschäftsführer aber tatsächlich weiter für alle drei Kliniken im Verbund verantwortlich sein wird, ist offenbar unklar. Das Verhältnis zwischen ihm, dem Auricher Landrat Olaf Meinen (parteilos) und dem Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff (parteilos) gilt als zerrüttet, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Meinen und Kruithoff hatten sich für eine Freistellung eingesetzt.
Geimpft, bevor Ärzte und Pfleger geschützt waren
Der Aufsichtsrat des Klinikverbundes sprach Eppmann bereits vor einigen Tagen mit sechs zu vier Stimmen das Vertrauen aus. Der Klinik-Chef hatte sich im Januar gegen Covid-19 impfen lassen, obwohl laut Impfverordnung nur Pflegekräfte und Ärzte der Klinik berechtigt gewesen wären. Eppmann begründete dies unter anderem damit, dass niemand anderes so schnell verfügbar gewesen sei und der Impfstoff sonst hätte entsorgt werden müssen. Er bat für sein Vorgehen um Entschuldigung.
Anzeige wegen Vorteilsnahme
Unterdessen ist gegen Eppmann Anzeige wegen Vorteilsnahme erstattet worden. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Aurich. Der Vorgang werde zur Prüfung nun an die Zentralstelle für Korruptionsstrafsachen bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Osnabrück weitergeleitet, sagte ein Sprecher. Verantwortlich für die Anzeige ist nach Informationen von NDR 1 Niedersachsen der pensionierte Polizist Rainer Cordes aus Apen (Landkreis Ammerland), der in drei Kommunen als Impfpate aktiv ist. "Das Verhalten kann ich nicht hinnehmen", sagte Cordes NDR 1 Niedersachsen. Über Umwege an eine Impfung zu gelangen, sei einfach unfair gegenüber denn, die jetzt rechtmäßig an der Reihe sind.
