TÜV Nord fordert nationalen Energierat
Der TÜV Nord spricht sich angesichts des Krieges in der Ukraine für einen nationalen Energierat aus. Einer Umfrage zufolge halten 56 Prozent der Deutschen die derzeitige Rohstoffversorgung für unsicher.
Der Umstieg auf erneuerbare Energien müsse nun entschlossen und zügig vorankommen, forderte TÜV-Nord-Vorstandschef Dirk Stenkamp am Mittwoch in Hannover. Ein Modell für den Energierat könne die Kohlekommission sein, in der Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft den Ausstieg aus der Kohleverstromung verhandelt hatten. Der TÜV-Nord-Vorsitzende wies auf den vom Bund angekündigten Aufbau von Terminals für verflüssigtes Erdgas hin, das übergangsweise einen möglichst großen Teil der über Pipelines gelieferten Mengen ersetzen soll. Hier könne sich der Konzern einbringen. Zertifizierungssysteme für den geplanten Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft seien ebenfalls ein Thema.
Umfrage: Deutsche erwarten steigende Energiepreise
Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV Nord ergab, dass viele Menschen in Deutschland Probleme in der Energieversorgung befürchten. Die Sicherheit der Lieferungen hält eine Mehrheit von 56 Prozent demnach für niedrig oder eher niedrig. 87 Prozent erwarten, dass Energie noch teurer wird. Konkret nach den möglichen Kriegsfolgen gefragt, glauben 57 Prozent an eine Erhöhung des Energiewende-Tempos in Deutschland. Unter den jüngeren Befragten zwischen 14 und 29 Jahren gibt es relativ starken Optimismus, dass der Umbau in größeren Schritten als bisher umgesetzt werden kann: 73 Prozent aus dieser Altersgruppe sehen eine höhere Akzeptanz der oft umstrittenen Windkraft- oder Stromtrassen-Projekte voraus. Insgesamt äußerten sich 59 Prozent der Umfrageteilnehmer so.
Stenkamp: Investitionen des Bundes wichtig
"Die Verbraucherinnen und Verbraucher allein werden die nötigen Investitionen für den Umbau kaum schultern können", sagt Stenkamp. Die deutlich gesteigerten Energie- und Klimaschutzinvestitionen des Bundes seien daher wichtig.
Hauptsitz in Hannover
Der TÜV Nord - neben dem TÜV Süd und dem TÜV Rheinland eine der großen Prüforganisationen in Deutschland - zertifiziert und begutachtet neben den bekannten Auto-Untersuchungen zahlreiche technische Prozesse und Systeme, von der Fahrzeugbatterie bis zum Kernreaktor. Wirtschaftlich lief es für den Konzern mit Hauptsitz in Hannover 2021 gut. Der Betriebsgewinn stieg auf rund 73,1 Millionen Euro, etwa 25 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig erhöhte sich der Umsatz um gut 8 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro. Zuletzt arbeiteten weltweit knapp 12.000 Menschen für den TÜV Nord.
