Wohnungsbau in Niedersachsen: Krise und kein Ende?
Wohnraum in Niedersachsen ist knapp. In Ballungsgebieten und beliebten Wohngegenden steigen die Mieten massiv, die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen ist erneut gesunken. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.
Landesweit haben die Bauämter von Januar bis März insgesamt rund 3.800 Wohnungen genehmigt. Das sind noch einmal rund 300 weniger als im Vorjahresquartal. Das geht aus neuen Zahlen des Landesamtes für Statistik hervor, die dem NDR Niedersachsen vorliegen. Auch bei den Bausummen sind die Zahlen rückläufig: So haben Bauherren und Investoren zum Jahresauftakt Wohnungsbauprojekte im Gesamtvolumen von rund 757 Millionen Euro angeschoben - das sind 68 Millionen Euro weniger als vor einem Jahr. Das heißt: Die Krise verschärft sich, eine Entspannung ist weiter nicht in Sicht.
CDU macht Landesregierung für Krise verantwortlich
Die CDU im Niedersächsischen Landtag macht die Landesregierung für die schlechten Zahlen verantwortlich. "Olaf Lies ist der bislang erfolgloseste Wohnungsbauminister Niedersachsens", sagte CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner dem NDR Niedersachsen. "Stillstand statt Wohnraum ist seine Bilanz." Seit über zwei Jahren verspreche Rot-Grün Fortschritte beim Wohnungsbau, die Realität sehe aber anders aus. "Vom designierten Ministerpräsidenten Lies und dem künftigen Wirtschaftsminister Tonne erwarten wir einen Kurswechsel", erklärte Lechner.
Wohnungsgesellschaft hat 85 Wohnungen gekauft
Das zuständige Wirtschaftsministerium sieht die Gründe für die Flaute auf dem Wohnungsmarkt vor allem in den hohen Baukosten und den gestiegenen Zinsen. "Wir als Landesregierung haben eine lange Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht", erklärte ein Sprecher. Er verwies auf die entschlackte Bauordnung und die neue Landeswohnungsgesellschaft. Die habe als erstes Projekt gerade 85 Wohnungen in Hannover-Badenstedt erworben - quasi im Voraus, die Wohnungen werden neu gebaut. Die ersten sollen 2027 bezugsfertig sein. Außerdem soll die Landesbauordnung in diesem Jahr erneut überarbeitet werden, hieß es. CDU-Landtagsfraktionschef Lechner sieht in der Wohnungsbaugesellschaft einen Flop: "Niedersachsen bleibt im Verwaltungsmodus, während der Wohnraummangel wächst."
Günther: Lage ist "katastrophal"
Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts in Hannover, bezeichnete die Rückgänge bei Ein- und Zweifamilienhäusern sowie bei Mehrfamilienhäusern als "katastrophal" - insbesondere im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. "Damit wird sich in den betroffenen Regionen der Wohnungsmangel weiter verschärfen", sagte Günther. Der Wissenschaftler sieht die Gefahr, dass in der Bauwirtschaft weiter Stellen und Kapazitäten abgebaut werden. Die Bundesregierung sollte die Infrastruktur-Milliarden nutzen, um massiv in den Wohnungsbau zu investieren, so Günther. Für ihn ist klar: Der Bau neuer Wohnungen ist nicht nur eine soziale Frage, sondern kann auch dazu betragen, die Wirtschaftskrise zu überwinden.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Wohnungsmarkt
