Eine Luftaufnahme zeigt die Fundstelle einer Fliegerbombe in Göttingen. © Thomas Meder Foto: Thomas Meder

Blindgänger-Sprengungen: Alles glatt gelaufen in Göttingen

Stand: 31.07.2022 13:42 Uhr

Nach der Sprengung von fünf Weltkriegsbomben am Sonnabend in Göttingen zieht die Stadt eine positive Bilanz. Weder Menschen noch Gebäude seien zu Schaden gekommen.

Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) sprach von einem "sensationellen" Ergebnis - insbesondere angesichts der Anzahl der Bomben. "Alle haben ihren Job exzellent gemacht. Das gilt auch für die Menschen hinter den Kulissen", sagte Broistedt. Ähnlich äußerte sich Christian Schmetz, Erster Stadtrat und Leiter des Einsatzstabs. Gleichzeitig verwies er auf die hohe Wahrscheinlichkeit, dass in nächster Zeit weitere Bombenräumungen in der Stadt anstehen. "Es ist massiv, was wir in Göttingen noch aufzuarbeiten haben. Aber wir werden diesen Weg weiter gehen", sagte Schmetz. Bereits seit Monaten werden in der Stadt rund 80 Verdachtspunkte geprüft. Die Untersuchungen würden noch Jahre andauern, hieß es.

Sprengmeister: "Es hat hundertprozentig alles geklappt"

Bürger sitzen auf Bänken vor einem Evakuierungszentrum. © dpa-Bildfunk Foto: Swen Pförtner/dpa
Mehrere Hundert Anwohnende verbrachten den Sonnabend im Evakuierungszentrum.

Am Sonnabend waren fünf Verdachtsstellen in der Göttinger Weststadt von Kampfmittelexperten freigelegt und überprüft worden. Zuvor waren rund 10.000 Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Bereich evakuiert worden. Wie sich im Verlaufe des Tages herausstellte, handelte es sich in allen fünf Fällen um Blindgänger mit Langzeitzündern aus dem Zweiten Weltkrieg. Die fünf Zehn-Zentner-Bomben konnten nicht entschärft werden, sie wurden am späten Abend kontrolliert gesprengt. Drei dumpfe Knallgeräusche waren in weiten Teilen der Stadt zu hören - nur drei, weil drei der fünf Bomben so dicht nebeneinander lagen, dass sie gleichzeitig gesprengt werden mussten. Auf Drohnenbildern war zu sehen, wie Wasserfontänen in den Abendhimmel schossen. Dies war eine Folge der Sicherungsmaßnahmen: Um die Explosionen zu dämpfen, waren die Fundstellen mit mehreren Zehntausend Litern Wasser in Säcken abgedeckt worden. Eine angrenzende Halle wurde unter anderem mit einer Wand aus aus Übersee-Containern abgeschirmt. "Es hat hundertprozentig alles geklappt", sagte Sprengmeister Marcus Rausch. Er sprach von einem außergewöhnlichen Einsatz.

Evakuierung verzögerte sich um mehrere Stunden

Gegen 23.15 Uhr wurde der Evakuierungsbereich wieder freigegeben. Die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner durften daraufhin in ihre Wohnungen zurückkehren. Sie hatten diese am frühen Sonnabendmorgen verlassen müssen. Die Räumung des gesperrten Gebiets war am Morgen nicht ganz reibungslos verlaufen. Eigentlich sollten alle den Evakuierungsbereich bis 6 Uhr verlassen haben. Doch noch Stunden danach wurden nach Angaben der Stadt mehrere Personen im Sperrgebiet gesichtet. Erst gegen 10 Uhr wurde vermeldet, dass der Bereich vollständig geräumt sei. Dabei blieb es aber nicht: Weil später erneut Menschen gemeldet wurden, mussten die Kampfmittelräumer am Vormittag zweimal ihre Arbeit unterbrechen und die Polizei die Sperrzone überprüfen.

Auch der Bahnhof wurde geräumt

Polizisten vor dem Hauptbahnhof in Göttingen © dpa Bildfunk Foto: Swen Pförtner
Der Göttinger Hauptbahnhof wurde am Sonnabend gesperrt.

Einsatzkräfte waren seit dem frühen Morgen von Tür zu Tür gegangen, um zu kontrollieren, ob die Anwohner ihre Häuser verlassen hatten. Zwei Drohnen sowie ein Polizeihubschrauber kamen zudem zum Einsatz. Der Bahnhof wurde bereits gegen 7 Uhr geräumt und gesperrt. Die Deutsche Bahn leitete die Fernzüge weiträumig um. Viele Straßen waren gesperrt. Das gesperrte Gebiet hatte einen Umkreis von 1.000 Metern.

Rund 1.800 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, THW, Rettungsdiensten und anderen Hilfsorganisationen waren für die Arbeiten rund um Evakuierung und Sicherheit am Wochenende im Einsatz. Die Göttinger Polizei wurde unterstützt von Hundertschaften aus ganz Niedersachsen.

Dieses Gebiet wurde evakuiert

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 31.07.2022 | 13:00 Uhr

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