Tarifeinigung im Kfz-Handwerk: Mehr Geld und mehr Freizeit
Der Tarifstreit im Kfz-Handwerk in Niedersachsen ist nach Angaben der IG Metall beigelegt. Eine am Dienstag erzielte Einigung sieht demnach Lohnsteigerungen und Entlastungen für rund 50.000 Beschäftigte vor.
Nach einem 15-stündigen Verhandlungsmarathon in der dritten Tarifrunde habe man sich auf einen Abschluss geeinigt, der den besonderen Belastungen im Werkstattalltag Rechnung trage, teilte die IG Metall am Dienstag mit. "Es gibt mehr Geld, mehr Gerechtigkeit und endlich mehr Zeit zum Durchatmen", so die Gewerkschaft. Die Tarifkommission der Gewerkschaft habe bereits "mit überwältigender Mehrheit" zugestimmt.
5,6 Prozent mehr Lohn in zwei Schritten
Die Einigung sieht demnach eine Lohnsteigerung für die rund 50.000 Beschäftigten in Niedersachsen in zwei Schritten vor. So soll es zunächst zum 1. Juli 2,3 Prozent mehr Geld sowie 80 Euro mehr für Auszubildende geben. Ab dem 1. August 2026 sollen die Löhne und Ausbildungsvergütungen dann noch einmal um 3,3 Prozent steigen. Der Tarifvertrag hat den Angaben nach eine Laufzeit bis zum 31. Mai 2027.
Bessere Vereinbarkeit von Leben und Beruf
Zudem sei die Einführung einer "Entlastungskomponente" beschlossen worden, wie es hieß. Demnach könnten die Beschäftigten statt Geld zusätzlich fünf freie Tage pro Jahr wählen - eine Reaktion auf die zunehmende Arbeitsbelastung in den Werkstätten und ein Novum in der Branche, so die IG Metall. Viele Beschäftigte wünschten sich nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Zeitsouveränität. "Diese neue Regelung ist ein konkreter Schritt in Richtung Entlastung und eine bessere Vereinbarkeit von Leben und Beruf", so die Gewerkschaft.
Arbeitgeber erwarten höhere Verbraucherpreise
Auch die Arbeitgeberseite zeigte sich mit der Einigung zufrieden. Die vereinbarten Lohnsteigerungen seien "moderat", der Tarifvertrag insgesamt ein "guter Kompromiss, mit dem beide Seiten leben können", sagte der Präsident des Unternehmensverbandes des Kfz-Gewerbes Niedersachsen-Bremen, Karl-Heinz Bley, auf Nachfrage des NDR Niedersachsen. Die Beschäftigten seien das höchste Gut des Kfz-Handwerks, trotzdem müsse man angesichts zunehmender Insolvenzen und gestiegener Produktionskosten sehen, wie man wieder aus dem Tief komme, so Bley. Auf die Verbraucher kämen demnach wahrscheinlich höhere Preise im Autohaus und in der Werkstatt zu. "Steigen die Material- und Lohnkosten, müssen auch die Preise entsprechend angepasst werden. Sonst können die Betriebe nicht mehr wirtschaftlich arbeiten", erläuterte Bley.
Stillhalteabkommen bis zum 3. Juni
Nach der Tarifeinigung haben IG Metall und die Arbeitgeberseite ein Stillhalteabkommen bis zum 3. Juni vereinbart. Bis dahin sollen laut Bley die notwendigen organisatorischen und administrativen Schritte unternommen werden, um einen reibungslosen Übergang in die neue Tarifperiode sicherzustellen. Warnstreiks oder anderen Arbeitskampfmaßnahmen seitens der Arbeitnehmer sind in dieser Phase demnach nicht vorgesehen.
IG Metall wollte 6,5 Prozent mehr Lohn
Der Tarifeinigung, die zunächst nur in Niedersachsen gilt, waren zwei erfolglose Verhandlungsrunden und mehrere Warnstreiks in ganz Deutschland vorausgegangen. Wie in anderen Bundesländern forderte die IG Metall in Niedersachsen 6,5 Prozent mehr Lohn, 170 Euro für Auszubildende und eine wirksame Entlastungskomponente für die Beschäftigten. Laut der Gewerkschaft hatte die Arbeitgeberseite in den ersten beiden Verhandlungsrunden kein substanzielles Angebot vorgelegt.
