Waldmoor im Solling: Schafe helfen beim Renaturieren
Ein Waldmoor bei Neuhaus war vor vielen Jahrzehnten entwässert und mit Fichten bepflanzt worden. Nun soll daraus wieder ein echtes Moor werden. Die Wissenschaft hilft beim Renaturieren, Schafe aber auch.
Die Forstleute in früheren Zeiten meinten es wahrscheinlich nur gut, als sie das Waldmoor "Wildenkiel" mit tiefen Gräben durchzogen, um das Moor trockenzulegen. Das wurde von unterirdischen Quellen gespeist. Fichten sollten wachsen - es wurde Bauholz gebraucht. Nun soll das wieder rückgängig gemacht werden - und das Moor soll wieder wachsen dürfen. Denn Moore sind nicht nur gut fürs Klima, sondern auch gut für die bewirtschafteten Wälder, die ans Moor angrenzen.
Wissenschaftliche Begleitung
72 Hektar groß ist das erste Areal, auf dem schon vor fünf Jahren die Fichten abgeholzt und Gräben mit Sägespänen verschlossen wurden. "Hier sieht man schon, wie sich ohne menschliches Zutun die typischen Moorpflanzen wieder angesiedelt haben, zum Beispiel Wollgras, Seggen und Torfmoose," erklärt Maria Aljes von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt. Die Forstwissenschaftlerin begleitet das Projekt. Regelmäßig misst sie an verschiedenen Stellen den Wasserstand im Moor. 32 Zentimeter unter der Erdoberfläche steht das Wasser gerade. "Das ist zu niedrig. Damit das Moor weiter wachsen kann, muss das Wasser am besten an der Erdoberfläche stehen," sagt Aljes. Aktuelles Problem: Das Frühjahr 2025 war viel zu trocken.
Birken entziehen dem Moor das Wasser
Ein weiterer Grund für den noch zu niedrigen Wasserstand steht ganz in der Nähe: junge Moorbirken. Ein einziger Baum kann je nach Größe an warmen Sommertagen 200 und mehr Liter Wasser verdunsten. "Dieses Wasser fehlt den Moorpflanzen dann zum Wachsen," beschreibt Anne Wittenberg, Försterin für Waldökologie und Naturschutz im Forstamt Solling. Problematisch sei auch der Schattenwurf, den mögen die typischen Moorpflanzen nämlich nicht. Eine der zentralen Fragen in dem Projekt ist deshalb: Wie viele junge Birken verträgt ein wiedervernässtes Moor, um wieder mehr Torf bilden und so wachsen zu können.
Andere renaturierte Moore sollen profitieren
Das Waldmoor "Wildenkiel" ist dafür in mehrere Bereiche eingeteilt. In einem Bereich werden die Moorbirken nur mit Maschinen gemulcht - das heißt über dem Boden abgeschnitten und zerkleinert. Weitere Bereich werden dann zusätzlich - mal intensiv, mal weniger intensiv - von Schafen beweidet; denn Schafe fressen die frischen jungen Blätter und Triebe, die jetzt im Frühling sprießen, sehr gern. Auf einer Vergleichsfläche wird dagegen gar nichts gemacht und das Moor sich selbst überlassen. Die Wissenschaftler wollen in dem Projekt ein Konzept zum Umgang mit den jungen Birken in wiedervernässten Mooren entwickeln. Dieses soll als Handlungsempfehlung für die Renaturierung von anderen Waldmooren dienen. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium fördert das Projekt bis Ende 2025 mit knapp 440.000 Euro.
Das sind die Forschungsfragen
- Wie können Birken auf Moorflächen zurückgedrängt werden?
- Welche Auswirkungen hat dies auf die Moorbiodiversität und den Wasserhaushalt?
- Was geschieht, wenn Versuchsflächen von Schafen beweidet oder die jungen Birken kurz über dem Boden abgeschnitten werden?
Das sind die ökologischen Vorteile von Mooren
- Moore dämpfen Hochwasser, weil sie Niederschläge speichern
- Waldmoore versorgen angrenzende Wälder in trockenen Sommern mit Wasser und kühlen ihre Umgebung
- Moore speichern klimaschädliches Kohlendioxid
- Ein Moorboden bindet dreimal mehr CO2 als ein Waldboden
- Moore sind Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen und erhöhen die Biodiversität.
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