Offshore-Energie: Naturschützer kritisieren massiven Ausbau
Beim geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien übernimmt die Offshore-Windenergie eine Schlüsselrolle. Die Bundesregierung will bald entsprechende Gesetze beschließen. Kritik kommt vom NABU.
Die neue Bundesregierung will, dass sich die Gigawattleistung der Offshore-Windenergie bis zum Jahr 2045 fast verzehnfacht. 70 Gigawatt Strom sollen Windparks in Nord- und Ostsee dann erzeugen - so viel, wie 70 große Kohlekraftwerke erzeugen. Das bedeutet, dass der Ausbau jetzt massiv vorankommen muss.
Verband hält Umsetzung für machbar, wenn...
Stefan Thimm vom Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO) sagt, dass es zumindest an den Unternehmen nicht scheitern werde. Es sei zwar ein ambitioniertes Ziel, aber es sei zu schaffen. Vorausgesetzt, es gebe einen stabilen politischen Rahmen, also zuverlässige Investitionsbedingungen, klare Ausbaupläne und schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Neues Gesetz soll am Mittwoch beschlossen werden
Das alles soll in einem neuen "Windenergie-auf-See-Gesetz" festgeschrieben werden. Am kommenden Mittwoch wird es voraussichtlich vom Kabinett beschlossen werden. Aber das alleine reicht noch nicht. Um die Leistung der Offshore-Windenergie auf 70 Gigawatt zu erhöhen, muss den Windparks auch deutlich mehr Fläche zugestanden werden. Der Naturschutzbund NABU hat ausgerechnet, dass sie 30 Prozent der Fläche der deutschen Nord- und Ostsee bräuchten. Für Meeresschutzexpertin Anne Böhnke vom NABU ist das zu viel. Das ginge nur, wenn Windparks auch in Meeresschutzgebieten gebaut würden. Das aber würde Flora und Fauna der Meere weiter belasten.
Lies setzt auf Mehrfachnutzung
Tiere wie Seetaucher oder Schweinswale beispielsweise bräuchten Rückzugsgebiete, sie würde aber heute schon durch Offshore-Anlagen vertrieben. Um den Klimawandel zu bekämpfen, seien aber intakte Meere wichtig. Böhnke sieht den Meeresschutz gefährdet, denn das neue "Windenergie-auf-See-Gesetz" sehe explizit vor, Windparks auch in Schutzgebieten zu bauen. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) hält das nicht für problematisch. Das politische Zauberwort dafür heißt "Co-Nutzung", also die Mehrfachnutzung einer Fläche. Für Lies ist das unabdingbar. Denn anders lasse sich die Offshore-Windenergie nicht so stark ausbauen, und sie spiele immerhin eine Schlüsselrolle bei der Energiewende. Konkret heißt das, dass auch die Marine ihre reservierten Flächen mit den Windparks wird teilen müssen genauso wie die Schifffahrt und eben der Naturschutz.
NABU: Politischer Gegenwind ist zu stark
Nach Ansicht des niedersächsischen Umweltministers wird der Bestand der Seevögel durch die Windparks nicht beeinträchtigt und auch die Schweinswale kämen kurz nach dem Errichten der Fundamente der Anlagen wieder in ihre Gebiete zurück. Das sieht Umweltschützerin Böhnke anders. Aber sie hat auch keine Hoffnungen mehr, dass sich noch was an den Ausbauplänen ändert. Dafür sei der politische Gegenwind zu stark, sagt sie.
