Corona und Schulen: Wie kann die Ansteckungsgefahr sinken?
Angesichts steigender Corona-Zahlen fordert Niedersachsens Philologenverband einen Kurswechsel beim Schulunterricht. Für Diskussionen sorgt auch der Weg zu Schule und der Umgang mit Schulbussen.
Unter anderem Eltern-Initiativen kritisieren schon länger überfüllte Schulbusse. In der Klasse würden Abstandsregeln eingehalten, im Bus herrsche dagegen täglich Gedränge. Als Lösungsmöglichkeiten werden mehr eingesetzte Busse und versetzte Anfangszeiten bei den Schulen gefordert. Mehrere Kommunen und Landkreise wie Harburg, Lüneburg und Leer haben bereits zusätzliche Busse geordert. Die Idee nach versetzten Anfangszeiten, die unter anderem auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) unterstützt, scheint dagegen schwieriger umsetzbar.
Systemwechsel über Landkreise und Schulträger nötig
Michael Thiesies von der Kraftverkehrsgesellschaft Braunschweig (KVG) sieht den Ansatz skeptisch. Er verweist auf den Ablauf. Die KVG, die für einen Großteil des öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Salzgitter, Helmstedt, Bad Harzburg und Wolfenbüttel zuständig ist, bediene mehrere Schulen hintereinander. Bei einem Wechsel der Anfangszeiten müsse sich das System sehr stark verändern - über Landkreise und über verschiedenen Schulträger hinweg. "Und das ist sehr schwierig", sagte Thiesies NDR 1 Niedersachsen.
KVG: ÖPNV zu Stoßzeiten überlastet
Auf der anderen Seite räumt er allerdings auch ein, dass das derzeitige System nicht immer funktioniert. Zu Stoßzeiten sei der ÖPNV einfach überlastet. Ein Problem sei, dass die Schüler sich ungleichmäßig auf die Busse verteilen, etwa weil alle in den zuerst ankommenden steigen, so Thiesies. Im Gebiet der KVG scheint die Lösung nun zumindest auch in Richtung zusätzliche Busse zu gehen. Die Landkreise Wolfenbüttel und Helmstedt haben Verhandlungen mit privaten Reiseunternehmen aufgenommen, um die Schülerbeförderung weiter zu entzerren.
Philologenverband für landesweiten Wechselunterricht
Die Debatte um mehr Infektionsschutz für Schüler beschränkt sich nicht nur auf den Weg zur Schule. Auch in den Schulen wird der Ruf nach verschärften Maßnahmen lauter. So verlangt der Philologenverband einen Kurswechsel beim Schulunterricht in Corona-Zeiten. Angesichts der hohen Infektionszahlen sei es sinnvoll, den Wechselunterricht ("Szenario B") mit geteilten Lerngruppen landesweit vorzugeben.
Präsenzunterricht nicht zulasten des Gesundheitsschutz
Die Schulen bräuchten Planungssicherheit, sagte Verbandschef Horst Audritz NDR 1 Niedersachsen. Zwar spreche vieles für den Präsenzunterricht ("Szenariao A"), aber dieses Ziel dürfe nicht zulasten des Gesundheitsschutzes gehen. Zurzeit können Schulen auf den Wechselunterricht umschalten, wenn der Inzidenzwert über 100 liegt und an der Schule bereits Corona-Fälle aufgetreten sind. Audritz erklärte, bei der angespannten Lage sollte man nicht mehr regional entscheiden. Die Schulen seien zwar keine Infektionstreiber, das könne sich aber schnell ändern, heißt es von der Gymnasiallehrer-Vertretung.
Tonne: Belastung durch "Homeschooling"
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) will den Unterricht mit halben Klassen so lange wie möglich hinauszögern - damit möglichst wenig Schüler zu Hause lernen müssen. Das "Homeschooling" belaste Schulen, Schüler und Eltern, hatte der Minister zum Ende der Herbstferien erklärt.
