Vertiefung des Rostocker Seekanals beginnt
Es ist eines der größten Bundesverkehrsprojekte in Mecklenburg-Vorpommern - und es hat auf der Ostsee begonnen: die Vertiefung des Rostocker Seekanals. Der belgische Stelzenbagger "Mimar Sinan" nahm elf Kilometer vor der Warnemünder Hafeneinfahrt seine Arbeit auf.
Massengutschiffe, die etwa mit Öl oder Getreide beladen sind, können derzeit nicht unter voller Last im Überseehafen einlaufen. Im Auftrag des Wasserstraßen- und Schiffahrtsamtes (WSA) Ostsee wird daher die gesamte Strecke von der ersten Ansteuerungstonne auf See bis in den Hafen ausgebaggert. Die Arbeiten dauern bis zum Frühjahr 2025, denn der Kanal wird auf die nötige Tiefe von 16,10 Metern erweitert. Die Planungen gehen von einer Menge von fünf Millionen Kubikmeter Material aus. Zwei Transportschiffe, sogenannte Klappschuten, verbringen Sand und den teilweise felsartigen Mergel auf eine Umlagerungsstelle nordöstlich der Fahrrinne, so Stefan Grammann, Leiter des WSA Ostsee.
Größter Stelzenbagger seiner Art
Kobbe Peirs von der belgisch-luxemburgischen Firma Jan de Nul ist stolz auf seinen Stelzenbagger. Das Besondere sei der Schiffsdieselmotor mit schallgedämpftem Schornstein. Weltweit gebe es nur vier bis fünf Bagger dieser Art. Damit, verspricht der Belgier, sei der Stelzenbagger leiser. Draußen sei nur das Zischen der Hydraulikzylinder zu hören. Die "Mimar Sinan" kann zum eigenen Halt drei Stelzen absenken. Die Maschine kann den Meeresboden vor Rostock mit einer großen Schaufel angreifen. Sie fasse 35 Kubikmeter. Das entspreche einem Volumen von zwei voll beladenen Lkw.
Arbeiten im Rostocker Stadthafen
Auf Höhe der ehemaligen Neptunwerft bereitet nach Informationen des WSA Ostsee derzeit ein zweiter Bagger eine 20 Meter tiefe Schlickgrube mit einer sogenannten Schlickschürze vor. Der Seilzugbagger und zwei Schuten holen geschätzte 23.000 Kubikmeter Schlick aus dem Bereich vor dem Werftbecken des Marinearsenals Warnowwerft und der Kleinen Wendeplatte. Diese sogenannten Weichsedimente werden dann über einen Einfülltrichter in die Grube verbracht.
Antrag schon 2009 gestellt
2009 hatte das Land Mecklenburg-Vorpommern beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die Vertiefung der Seezufahrt Rostocks beantragt. Im Anschluss prüften und simulierten Experten die Varianten, schätzten das Umweltrisiko ein und stellten eine Kosten-Nutzen-Analyse auf. Sieben Jahre später, 2016, hat Deutschland das Projekt in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Im Mai des Jahres gab nun der Bund grünes Licht und brachte die Finanzen für das Projekt auf den Weg.