Übernimmt sich Woitendorf als "Zukunftsmanager" von MV?
Der neue Tourismusbeauftragte der Landesregierung, Tobias Woitendorf, bekommt eine größere Rolle als bisher bekannt. Der 46-Jährige soll in den nächsten Monaten die neue sogenannte Zukunftsagentur MV aufbauen. Es gilt als sicher, dass er nach 2024 dann ihr erster Chef wird.
Woitendorf sammelt im Moment die Jobs und Ämter wie andere alte Motorräder: Er ist Präsident des Handball-Zweitligisten Empor Rostock, sitzt im Digitalisierungsbeirat des Landes und engagiert sich im Vorstand des Deutschen Tourismusverbandes - alles ehrenamtlich. Im Beruf macht er aus seiner neuen Doppel-Aufgabe gleich mal einen Dreifach-Job. Woitendorf arbeitet neben seinem Posten als Tourismus-Beauftragter weiter als Geschäftsführer des vom Land finanzierten Tourismusverbandes, er steigt gleichzeitig auch als eine Art Zukunftsmanager des Landes auf.
Woitendorf soll Zukunftsagentur MV aufbauen
Der gebürtige Schweriner soll in den nächsten Jahren im Wirtschaftsministerium die sogenannte Zukunftsagentur MV aufbauen. Unter ihrem Dach sollen nach dem Willen der rot-roten Koalition alle Einrichtungen vereint werden, die etwas mit Landes-Werbung, Marketing und Wirtschaftsansiedlung zu tun haben. Konkret ist im Koalitionsvertrag vorgesehen, die landeseigene Investoren-Gesellschaft "Invest MV", das Landesmarketing "MV tut gut", die Rückhol-Agentur "MV 4 You" oder die Wirtschaftsfördergesellschaft "Biocon Valley" zu bündeln. Die Landesregierung strebt auch an, das privat organisierte Agrarmarketing in einen gemeinsamen Auftritt des Landes einzubinden.
Große Chance für Mecklenburg-Vorpommern
In der Werbesprache der Politik heißt es, "eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik verlangt eine enge Vernetzung und Verzahnung der hierfür relevanten Aufgabenbereiche". Die Zukunftsagentur solle die einheimischen Unternehmen bei der Bildung von Branchennetzwerken und der Schaffung industrieller Cluster unterstützen. Ein modern aufgestelltes und weiterentwickeltes Marketing biete "die große Chance, Mecklenburg-Vorpommern als Marke erfolgreich im nationalen und internationalen Wettbewerb zu positionieren".
Kritik vom Unternehmerverband
Die Politik - vor allem Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (beide SPD) - hängen die Latte für Woitendorf also ziemlich hoch. Gerade die Wirtschaft fürchtet, dass er sie reißen könnte. Der Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände (VUMV), Sven Müller, findet die Idee der Zentralstelle "Zukunftsagentur" zwar gut. Die könne aber nicht mit einem Mann besetzt, der aus einer der Einrichtungen komme - im Fall von Woitendorf aus dem Tourismus und seinem Spitzenverband.
Sorge vor Übergewicht der Urlaubsbranche
VUMV-Chef Müller fürchtet ein Übergewicht der Urlaubsbranche gegenüber allen anderen Bereichen - die gewerbliche Wirtschaft falle hinten runter. Das passe nicht zum Ziel, mehr Industrie ins Land zu holen. Wörtlich erklärte Müller: "Der Aufbau und die Leitung einer Zukunftsagentur gehören in die Hand einer fachlich versierten Persönlichkeit, die nicht aus einem der betroffenen Institutionen stammt". Heißt übersetzt: Woitendorf fällt bei den Unternehmern durch.
Forderung: Gespräche auf Augenhöhe
Kritisch sieht die Zukunftsagentur auch eine andere Branche: Tobias Blömer, Chef des Marketings der Agrar- und Ernährungswirtschaft, verfolgt die Pläne des Landes mit einem Stirnrunzeln. Seine Einrichtung sei eigenständig und lasse sich nicht einfach einbinden. Blömer forderte Gespräche auf Augenhöhe. Die allerdings strebt auch Woitendorf an.
Der Aufbau der Zukunftsagentur werde ein längerer Prozess, meinte er. Er werde mit allen Betroffenen sprechen, Konzepte entwickeln und natürlich gehe es da nicht nur um Tourismus. Woitendorf wirbt dafür, die Sache entspannt zu sehen. An den Start werde die Zukunftsagentur sicher nicht vor 2024 gehen - heißt wohl auch: Der Zukunftsmanager will die Zeit nutzen, um für sich zu werben und seine Kritiker zu überzeugen.