Talk zur OB-Stichwahl: Das wollen Kröger und Ebert für Rostock

Stand: 22.11.2022 11:38 Uhr

Die Stichwahl um das Oberbürgermeister-Amt in Rostock steht kurz bevor. In einer Podiumsdiskussion haben die finalen Kandidierenden, Eva-Maria Kröger (Die Linke) und Michael Ebert (parteilos, unterstützt von CDU, FDP, UFR), sich Fragen von Rostockerinnen und Rostockern gestellt.

Wie soll sich der Verkehr in Rostock entwickeln? Wie wird die Stadt barrierefreier? Und welche Großprojekte sind den Kandidierenden wichtig? Über diese und andere Themen haben Michael Ebert und Eva-Maria Kröger rund eine Stunde lang im Rostocker Freizeitzentrum diskutiert. Aber auch persönliche Hintergründe der Kandidierenden standen im Fokus.

Verkehrskonzept: Radwege, Straßen oder ÖPNV ausbauen?

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Wahlplakate zur Oberbürgermeister-Wahl in Rostock mit den beiden Stichwahl-Kandidaten Eva-Maria Kröger und Michael Ebert. © Andreas Frost Foto: Andreas Frost

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Viele Fragen, die Zuschauerinnen und Zuschauer gestellt haben, betrafen den Bereich Verkehr. Michael Ebert betonte, er wolle versuchen, den Verkehr gleichberechtigt nebeneinander zu entwickeln: Radwege gleichermaßen wie Straßen, Fußwege und den öffentlichen Nahverkehr. Er wolle erreichen, dass Autofahrer freiwillig gelegentlich die Bahn nehmen. Eva-Maria Kröger hingegen verwies auf einen bereits erarbeiteten Mobilitätsplan für Rostock, der "in der Schublade" liege. Der sehe vor, den ÖPNV sowie die Radwege zu stärken, um nach und nach den Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren. Das entspreche einem gesellschaftlichen Wunsch, so Kröger.

Barrierefreiheit: Unterschiedlicher Fokus

Ein Thema, das ebenfalls aus dem Publikum kam, betraf die Barrierefreiheit in der Stadt. Kröger betonte, dass der Begriff sich nicht nur auf die Ausstattung von Gebäuden beschränken sollte, sondern dass er zum Beispiel auch die Internetseiten von Ämtern betreffe. Diese seien nämlich bisher nicht barrierefrei gestaltet und damit auch nicht für alle Menschen zugänglich. Ebert setzte den Fokus vor allem darauf, dass Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung selbstbestimmt leben sollten. Er ist dafür, dass sie beziehungsweise ihre Familien selbst entscheiden können, ob sie zum Beispiel in eine Sonderschule oder eine allgemeine Schule gehen.

Ebert: "Ich muss meine Fehler nicht verstecken"

Im Laufe des Wahlkampfs hatte Michael Ebert Kritik für seine Vergangenheit einstecken müssen. Mit 18 Jahren hat er sich als Offizier beworben und wurde als Offiziersschüler in das Wachregiment "Feliks Dzierzynski" des Ministeriums für Staatssicherheit einberufen. An der Offiziershochschule "Artur Becker" in Dresden für Volkspolizei-Bereitschaften begann er ein Studium. "Ich bin schon mit 13, 14 angeworben worden für die nationale Volksarmee", so Ebert. Rückblickend sagt er, er sei "politisch indoktriniert und instrumentalisiert worden". Er sei auf ein "Gleis gesetzt worden", das er nicht mehr verlassen konnte. Heute sehe er vieles ganz anders. Er sei ein fester Demokrat, beziehe Position gegen Hass und Hetze und bedauere, dass er eine Position vertreten habe, die "für den SED-Unrechtsstaat gestanden habe", so Ebert. Er habe Fehler gemacht, die er nicht verstecken müsse.

Kröger: "Unternehmen müssen keine Angst vor einer Linken Oberbürgermeisterin haben"

Eva-Maria Kröger sagte, sie habe großes Verständnis dafür, dass gerade Unternehmen einer linken Oberbürgermeisterin kritisch gegenüberstehen würden. Aber sie wolle Gewerbeflächen schaffen und Firmen dabei unterstützen, sich anzusiedeln. Dafür gebe es bereits den "Zukunftsplan Rostock". Gleichzeitig wisse sie, dass ihre Partei als Nachfolge der PDS und zuvor der SED eine "ideologische Last" trage. "Unter dem SED-Regime haben viele Menschen gelitten", betonte sie. "Die Aufarbeitung endet niemals und sie ist unsere fortwährende Verpflichtung", so Kröger.

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Eva-Maria Kröger und Michael Ebert © Screenshot
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Die beiden Kandidierenden stellen sich noch einmal den Fragen der Rostockerinnen und Rostocker. 4 Min

Künftig für rund 7.700 Mitarbeitende verantwortlich

Der neue Rathaus-Chef beziehungsweise die neue Rathaus-Chefin trägt künftig die Verantwortung für knapp 7.700 Mitarbeitende - aus der Stadtverwaltung, städtischen Unternehmen und Eigenbetrieben. Kröger betonte im Laufe der Diskussion mehrfach ihre 13-jährige Arbeit in der Bürgerschaft. "Ich bin sehr gut vernetzt in den Organisationsstrukturen der Stadt", sagte sie. Sie habe "viele Vertrauenspersonen" in der Verwaltung und stecke in den Themen der Stadt. Ebert hingegen unterstrich seine Erfahrung in der Führung von Mitarbeitenden als Chef der Landesbereitschaftspolizei. "Ich weiß, wie Abläufe, Strukturen, Prozesse zu führen sind, damit sie Erfolg haben", so Ebert. Er setze dabei auf Gespräche und Kompromisse.

Stichwahl am 27. November

Insgesamt hatte der Wahlausschuss 17 Kandidierende für das Amt des Oberbürgermeisters zugelassen. Michael Ebert erreichte beim ersten Wahlgang am 13. November einen Stimmenanteil von 23,6 Prozent, Eva-Maria Kröger bekam 25,3 Prozent. Damit erreichten Ebert und Kröger die höchsten Stimmenanteile und zogen in die Stichwahl ein. Die vorgezogene Neuwahl am 13. November war nötig geworden, weil Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) im Juni nach nur drei Amtsjahren als Wirtschaftsminister nach Schleswig-Holstein wechselte.

Organisiert vom NDR und der NNN

Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Silke Janz, Leiterin des Rostocker Ostseestudios, und dem Redaktionsleiter der Zeitung "Norddeutsche Neueste Nachrichten" (NNN), Stefan Menzel. Vor Ort waren 60 Gäste, die ebenfalls Fragen stellen konnten, und auch online konnten Interessierte Fragen einbringen. Um Ebert und Kröger in etwa die gleiche Redezeit einzuräumen, wurde die Zeit gestoppt.

Wir haben den Stichwahl-Talk aus dem Rostocker Freizeitzentrum (RFZ) in Reutershagen live gestreamt. Den Mitschnitt finden Sie oben auf dieser Seite.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 21.11.2022 | 19:30 Uhr

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