Ein Gaszähler im Keller zeigt den Verbrauch an. © picture alliance Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Stadtwerke-Chef befürchtet keine Engpässe für Privatkunden

Stand: 23.06.2022 15:38 Uhr

Nachdem der Bund die zweite Krisenstufe des Notfallplans Gas aktiviert hat, betont der Greifswalder Stadtwerke-Chef, dass die Lieferungen an Privatkunden gesichert seien. Auch Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) signalisiert vorerst Entwarnung.

Nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Freitag die zweite Krisenstufe im Notfallplan Gas ausgerufen hat, sieht der Geschäftsführer der Stadtwerke Greifswald, Thomas Prauße, keine Gefahr für die Privatkunden der Stadtwerke in Mecklenburg-Vorpommern, kein Gas mehr bekommen. Zunächst gehe es darum, die Gas-Speicher für den Winter zu füllen, sagte Prauße dem NDR Nordmagazin.

Das werde nicht möglich sein, falls Russland seine Lieferungen durch die Erdgas-Pipeline Nord Stream 1 auf Dauer einstellt. Erst wenn sich herausstellt, dass nicht genug Gas für den Winter gespeichert werden kann, werde die nächste Alarmstufe ausgerufen und die Abgabe an die Industrie reduziert. "Ich schließe zurzeit aus, dass es die Privatkunden treffen wird", sagte Prauße.

Preissteigerung ab 2023

Allerdings müssten die Stadtwerke 2023 die hohen Preise, die sie an den Gas-Börsen bezahlen müssen, an die Kunden weitergeben. Für 2022 sei die notwendige Menge weitgehend zu alten Preisen eingekauft worden. Für die hohen Preise an den Gas-Börsen hat Prauße keine Erklärung, schließlich seien die Kosten nicht maßgeblich gestiegen. Das Bundeskartellamt sollte die Preissteigerungen kritisch hinterfragen.

Versorgungssicherheit in MV gewährleistet

Laut Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) ist die Versorgungssicherheit im Land trotz der angespannten Lage aktuell gewährleistet. "Alle Maßnahmen, die getroffen werden, dienen dazu, dass wir uns auf den Winter bestmöglich vorbereiten. Die Gasspeicher müssen volllaufen", sagte der Minister mit Blick auf die Maßnahme im Bund.

Zweite Krisenstufe ausgerufen

Habeck (Grüne) hatte am Freitag die zweite Krisenstufe ausgerufen. Grund dafür seien die seit Mitte Juni bestehende Kürzung der russischen Gaslieferungen sowie die hohen Preise am Gasmarkt, sagte Habeck in Berlin. Die Lage sei derzeit "angespannt", die Versorgungssicherheit aber gewährleistet. Mit der zweiten Krisenstufe reagiere er auf eine Störung der Gasversorgung in Deutschland, so der Minister.

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Habeck: "Gas ist knappes Gut"

"Gas ist von nun an ein knappes Gut", sagte Habeck weiter. Russland liefert über Nord Stream 1 derzeit nur noch 40 Prozent der bisherigen Gasmenge. Zudem steht eine Wartung der Pipeline im Juli an, sie dauert etwa zehn Tage. Dadurch wird weniger Gas in Deutschland ankommen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs wurde die erste von drei Stufen des Notfallplans, die sogenannte Frühwarnstufe, bereits am 30. März ausgerufen. Die dritte ist die Notfallstufe, dann erst darf der Staat in den Markt eingreifen.

Grüne geben Schwesig Mitschuld an Krise

Die Grünen im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns beklagten unterdessen eine Mitschuld der SPD-geführten Landesregierung an der aktuellen Krise der Energieversorgung. Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hätten den Ausbau der erneuerbaren Energien jahrelang vernachlässigt, sagte Hannes Damm, energiepolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion. Schwesig habe eher den Bau der russischen Gas-Pipeline zur Chefinnensache gemacht. Die eigenen Ausbauziele bei Windkraft und Sonnenenergie aber seien meilenweit verfehlt worden, im vergangenen Jahr sei gerade mal ein neues Windrad dazugekommen. All das räche sich jetzt mit dem Krieg Russlands und der Gas-Knappheit.

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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 23.06.2022 | 10:00 Uhr

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