Wie Schornsteinfeger als Klimaschützer helfen
Der Beruf des Schornsteinfegers ist ziemlich krisenfest - die Wartung von Feuerstätten und Energieberatung werden immer nachgefragt. NDR Info hat Schornsteinfeger im Landkreis Rostock begleitet.
Jeremy Wrosch steht auf dem Dach eines Einfamilienhauses in Göldenitz bei Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. An einer langen Leine führt er ein Kehrgerät durch den sieben Meter langen Schornstsein bis ganz nach unten, um den Ruß an den Wandungen zu lösen. Anschließend saugt er die Ruß-Rückstände weg und überprüft auch das Rohr, das vom Kamin im Wohnzimmer zum Schornstein führt.
Für den Auszubildenden ein Traumjob
Schornsteine reinigen, Kamine überprüfen und so für den Brandschutz sorgen - das sind typische Tätigkeiten eines bevollmächtigten Bezirks-Schornsteinfegers in einem sogenannten Kehrbezirk. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es davon 167. Feuerstättenschau ist der Fachbegriff. Jeremy Wrosch ist Auszubildender im ersten Lehrjahr, darf aber schon alleine aufs Dach. An diesem Tag ist es sehr windig. Eine Herausforderung für den jungen Mann, der ohne Sicherheitsleine in fast zehn Metern Höhe arbeitet. Für den 17-Jährigen ist es ein Traumjob: "Oben auf den Dächern zu stehen und in die Weite zu schauen, gefällt mir sehr. Man hat einen guten Ausblick auf dem Dach. Schlimm ist es, wenn es geregnet hat, weil die Leine dann sehr versteift und man kriegt die nicht richtig auf- und eingerollt."
Viele neue Aufgabenbereiche
Gemeinsam mit seinem Ausbilder wartet Jeremy auch Dunstabzugshauben in Restaurantküchen, wie in der Speicherköck in Schwaan. Die Aufgaben von Schornsteinfegern seien in den vergangenen Jahrzehnten durch bessere Heiztechnik weniger "schmutzig" geworden, sagt Landesinnungsobermeister Jörg Kibellus. Es gebe aber auch viele neue Aufgabenfelder für den Handwerksberuf: "Die Abgasmessungen an Gas- und Ölheizungen gehören dazu und ganz viel Kundenberatung ist dazugekommen. Man berät die Kunden beim Heizungswechsel: Was gibt es, was hat der Kunde vor? Was kostet das alles und kriegt man staatliche Förderung dafür? Wir sind nun mal die Experten, wenn es um Heizungstechnik geht und wir kennen uns mit der Gebäudehülle aus. Wir wissen, wo die Reise hin gehen muss für den Hauseigentümer."
Beratung für mehr Energieeffizienz

Die Reise geht hin zu mehr Energieeffizienz. Im Rahmen einer Energieberatung ermitteln dazu weitergebildete Schornsteinfeger undichte Stellen an Fenstern, Türen und Wänden, so wie Michael Schmidt in einem alten Bauernhaus in Rukieten. Er verwendet dazu ein sogenanntes "blower door"-Messgerät: "Wir setzen das Haus in Überdruck und dadurch können wir sehen, wo es Lecks gibt."
Die Nachfrage ist groß
Schmidt muss mittlerweile schon Aufträge ablehnen, weil die Nachfrage nach Energieberatung bei ihm als Schornsteinfeger so groß ist. Die großzügige Förderung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) spielt dabei eine wichtige Rolle: "Die Leute wissen, sie müssen etwas an ihren Gebäuden machen, nicht nur mit der Heizung, auch mit der Gebäudehülle. Das hat ja auch ein Einsparungspotenzial. Und wir haben die Energiewende, den Klimawandel - es ist eine Art Ausrichtung des Betriebes in die Zukunft."
Nachwuchs dringend gesucht
Michael Schmidt ist auch Landesberufsbildungswart in der Schornsteinfeger-Innung Mecklenburg-Vorpommern. Für ihn sind Nachwuchskräfte wie sein Azubi Jeremy sehr wichtig: "In den nächsten zwölf Jahren gehen 50 Prozent der Kollegen in Rente und die müssen ersetzt werden. Wir müssen gewährleisten, dass die Betriebs- und Brandsicherheit gesichert ist. Also wir brauchen definitiv Fachkräfte!"
Immerhin: Bundesweit steigt die Zahl der Auszubildenden im Schornsteinfeger-Handwerk seit 2018 kontinuierlich an. Zurzeit sind es jährlich fast 1.900 Azubis - darunter immer mehr Frauen.
