Gerichtssaal des Landgerichts Stralsund © dpa-Zentralbild Foto: Stefan Sauer

Prozess um Menschenschmuggel und Ausbeutung gestartet

Stand: 16.05.2022 14:04 Uhr

Vor dem Landgericht Stralsund hat der Prozess gegen die Betreiber mehrerer griechischer Restaurants begonnen. Ihnen wird bandenmäßiges Einschleusen von Menschen und Ausbeutung durch Zwangsarbeit vorgeworfen.

Der Hauptangeklagte sowie drei seiner Familienangehörigen sollen zwischen 2019 und 2021 Menschen aus Osteuropa mit gefälschten Pässen und ohne Aufenthaltsgenehmigung nach Deutschland geholt haben. Grund sei der Mangel an Arbeitskräften in den Restaurants der Familie gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Sie wirft dem 36 Jahre alten angeklagten Mann vor, als Kopf der mutmaßlichen Bande die Schleusungen organisiert zu haben. Die drei angeklagten Frauen wiederum führten demnach die Restaurants, in denen die eingeschleusten Männer und Frauen zu äußerst geringen Löhnen gearbeitet haben.

Ausbeutung: Viel Arbeit, zu wenig Lohn

Insgesamt 37 Frauen und Männer wurden von den Angeklagten in der Regel in Georgien angeworben und nach Deutschland gebracht. Sie sollen weit unter Mindestlohn und mit mehr als 60 Arbeitsstunden pro Woche für die Angeklagten gearbeitet haben. Dafür bekamen sie laut Staatsanwaltschaft nur etwa 300 bis 600 Euro. Sie arbeiteten in Restaurants in Binz, Wolgast, Neubrandenburg, Gützkow, auf Rügen sowie im niedersächsischen Wolfsburg. Die Staatsanwaltschaft hat auch gegen die Betroffenen ermittelt, denn sie wussten in der Regel, dass sie illegal in Deutschland waren. 20 von ihnen waren als Zeugen zum Prozess geladen, die meisten sind für die Justiz allerdings nicht mehr auffindbar.

Hauptangeklagten drohen bis zu zehn Jahre Haft

Dem Hauptangeklagten drohen im Falle eines Schuldspruchs bis zu zehn Jahre Haft. Allerdings wollen das Gericht, die Staatsanwaltschaft und die Verteidiger ausloten, ob der Prozess durch Geständnisse der vier Angeklagten verkürzt werden kann. Dies würde sich mildernd auf das Strafmaß auswirken. Der Prozess geht auf Razzien in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen zurück, mit der die Polizei im August 2021 gegen illegale Beschäftigung in der Gastronomie vorgegangen war.

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Vor einem Restaurant in Wolgast stehen zwei Transporter. An dem Gebäude ist der Schriftzug "Griechische Spezialitäten" zu lesen. © NDR Foto: NDR

Durchsuchungen wegen illegaler Arbeitskräfte in Restaurants

Bei Razzien in MV und Niedersachsen hat die Polizei Beweise gesichert. Der Hauptverdächtige kam in Untersuchungshaft. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 16.05.2022 | 06:30 Uhr

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