Nach Computerangriff: Behörden arbeiten offline
Die Verwaltungsnetzwerke in Schwerin und im Kreis Ludwigslust-Parchim sind nach einem Angriff noch weitgehend lahmgelegt. Bei einigen Dienstleistungen sind die Behörden zur Papierform zurückgekehrt.
Nach dem Angriff auf Behördennetzwerke können die Verwaltungen im Westen Mecklenburg-Vorpommerns ihre Dienstleistungen nur eingeschränkt anbieten. Das Gesundheitsamt im Kreis Ludwigslust-Parchim etwa bittet Veranstalter darum, ihre Hygienekonzepte per Brief einzureichen. Auswirkungen hat der Computerangriff auch auf die Kommunalpolitik - das Amt Grabow hat alle Sitzungen der Stadt- und Gemeindevertretungen und der dazugehörigen Ausschüsse bis zum 2. November abgesagt.
Kreistagssitzung entfällt, Bürgerbüros eingeschränkt
Bereits kurz nach dem Angriff hatte der Kreis Ludwigslust-Parchim mitgeteilt, dass auch die Kreistagssitzung Ende Oktober nicht stattfinden wird - die Einladungen konnte nicht fristgerecht verschickt werden. Die Bürgerbüros im Landkreis können in dieser Woche keine kreislichen Dienstleistungen anbieten. Zu den Aufgaben des Landkreises gehöre die Kfz-Zulassung, die Erteilung von Fahrerlaubnissen, die Verlängerung von Jagdscheinen oder die Ausgabe von Flurkartenauszügen, sagte eine Sprecherin des Landkreises am Dienstag.
Termine in Schweriner Bürgerbüro werden analog abgewickelt
Die Stadt Schwerin hat unterdessen mehrere Genehmigungsverfahren so umgestellt, dass sie nun wieder auf Basis von Papieranträgen möglich sind. In der Landeshauptstadt können zumindest bereits vereinbarte Termine im Stadthaus seit Dienstag wahrgenommen werden, sagte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD). Die Mitarbeiter versuchen, viele Dienstleistungen jetzt wieder analog anzubieten, also ohne Zugriff auf die Datenbanken. Beantragte Dokumente können abgeholt werden, Anträge werden entgegengenommen und amtliche Beglaubigungen seien möglich. Auf ihrer Internetseite listet die Landeshauptstadt auf, welche Dienstleistungen im Bürgerbüro offline verfügbar sind. Dort sind auch zehn Telefonnummern aufgelistet, die die Verwaltung zusätzlich eingerichtet hat.
Schwerin arbeitet an Auszahlung der Sozialhilfe
"Große Bauchschmerzen bereitet uns das Thema Zahlungsverkehr, der wird bei uns größtenteils digital abgewickelt", sagte der Oberbürgermeister weiter. Ende der Woche sei der nächste Termin für die Ausgabe von Sozialhilfe, bis dahin müsse eine Lösung gefunden werden. Ansonsten sei man immer noch dabei, festzustellen welche Teile der Server durch den Angriff verschlüsselt wurden und daher nicht mehr zugänglich sind. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte Badenschier nichts zu möglichen Erpressungsschreiben sagen.
Bürgerservice in Ludwigslust-Parchim bleibt geschlossen
Im Landkreis Ludwigslust-Parchim können die Bürgerbüros noch bis Ende der Woche keine kreislichen Dienstleistungen anbieten, so die Kreisverwaltung am Dienstag. Zu den Aufgaben des Landkreises gehöre die Kfz-Zulassung, die Erteilung von Fahrerlaubnissen, die Verlängerung von Jagdscheinen oder die Ausgabe von Flurkartenauszügen. Auch die Abholung des Sperrmülls sei weiter gestört. So können weder bereits vergebene Termine abgearbeitet noch neue vereinbart werden. Die Abfuhr der Hausmüll-, Papier- und Biotonnen sowie der Gelben Säcke sei aber nicht betroffen.
Die Corona-Kontaktnachverfolgung erfolgt einem Sprecher zufolge derzeit analog: per Stift, Zettel und Telefon. Menschen, die beim Arzt oder in einer Klinik positiv getestet wurden, sind aufgerufen, sich telefonisch ans Gesundheitsamt zu wenden, damit die Kontaktpersonen ermittelt werden können. Eingehende E-Mails könnten nicht abgerufen werden.
Daten verschlüsselt, aber nicht geklaut
Unbekannte Täter hatten am Freitag die Computer-Systeme der Verwaltungen der Stadt Schwerin, des Landkreises Ludwigslust-Parchim und mehrerer Kommunen weitgehend lahmgelegt. Ein sogenannter Verschlüsselungs-Trojaner hatte Daten verschlüsselt, sie sind deshalb für die Mitarbeiter der Behörden nicht zugänglich. Als dies bemerkt wurde, wurden die Computersysteme heruntergefahren. Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurden jedoch keine Informationen aus den kommunalen Servern geklaut: es seien keine Daten abgeflossen, hieß es. Die Analysen der IT-Spezialisten seien jedoch noch nicht abgeschlossen.
