Land MV benennt Woitendorf zum Tourismusbeauftragten
Die rot-rote Landesregierung hat sich auf die Besetzung des Tourismusbeauftragten geeinigt. Die Aufgabe geht an den Geschäftsführer des Tourismusverbandes, Tobias Woitendorf.
Auf den Posten des Tourismusbeauftragten haben sich SPD und Linke in ihrem Koalitionsvertrag verständigt. Seine Aufgabe ist im Punkt 85 festgeschrieben. Der Beauftragte soll demnach "den Tourismus stärken, ihn gemeinsam mit der Branche und ihren Verbänden konzeptionell weiterentwickeln und seine Akzeptanz zu fördern." Der gebürtige Schweriner Woitendorf gilt als ausgewiesener Branchenexperte. "Es gibt keinen besseren für den Job", heißt es aus dem Vorstand des Tourismusverbandes.
Erstes Bundesland mit Tourismusbeauftragtem
Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) lobte den "Neuen" bei einer Kabinetts-Pressekonferenz in Sellin auf Rügen. Woitendorf sei kreativ und packe an, er sei stets ein verlässlicher Ansprechpartner, sagte Schwesig. Mit dem Tourismusbeauftragten sei MV "Vorreiter". Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) erklärte, der Beauftragte wirke als Mittler zwischen den Akteuren im Tourismus und der Landespolitik. Woitendorf sagte, er werde den Job mit aller Kraft und Unabhängigkeit übernehmen. Der Tourismus sei der "Blutkreislauf des Landes". Wenn es dem Tourismus gutgehe, dann gehe es auch dem Land gut. Im Gespräch mit NDR MV Live sagte Woitendorf, es komme auch darauf an, Fachkräfte für die Branche zu gewinnen. Dazu müsse es auch eine ausreichende Bezahlung geben.
Woitendorf setzt auf Qualität und Service
Woitendorf arbeitet seit 2007 im Tourismusverband, der zum größten Teil aus dem Landeshaushalt finanziert wird. Seit 2018 ist er Geschäftsführer. In der Vergangenheit hat er sich dafür ausgesprochen, den Tourismus als einer der wichtigsten Branchen im Land behutsam zu entwickeln und mehr auf Qualität und Service zu setzen. Mecklenburg-Vorpommern müsse sich im Wettbewerb mit anderen Urlaubszielen behaupten.
Auch wichtige Rolle in Zukunftsagentur im Gespräch
Woitendorf bleibt auch in neuer Funktion Geschäftsführer des Tourismusverbandes. Der 46-Jährige bekommt allerdings Unterstützung. Eine weitere Führungskraft, die aus der Landeskasse bezahlt wird, soll ihn in der Geschäftsführung unterstützen. Für seinen Beauftragten-Posten erhält er eine Zulage, eine Projektgruppe im Wirtschaftsministerium steht ihm künftig zur Seite. Es ist auch vorgesehen, dass Woitendorf eine wichtige Rolle in der geplantem Zukunftsagentur des Landes übernimmt - die soll sich um Marketing, aber auch um Ansiedlungen von Unternehmen kümmern. Woitendorf gilt als Multi-Funktionär. Er ist unter anderem Präsident des Handballvereins Empor Rostock und er ist Mitglied im Digitalbeirat des Landes.
Kritik vom Hotel- und Gaststättenverband
Woitendorfs neue Doppelfunktion löst auch Kritik aus. Das Schwergewicht in der Branche, das ist der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), äußerte Bedenken. Geschäftsführer Lars Schwarz lobte Woitendorf zwar ebenfalls als ausgewiesenen Kenner. Er hätte sich aber gewünscht, so Schwarz, dass beide Aufgaben getrennt würden. Er könne sich nur schwer vorstellen, wie Woitendorf die Doppelfunktion unabhängig ausüben könne. "Das wird schon ein Spagat und das wird an der Umsetzung zu messen sein", sagte Schwarz im Gespräch mit dem NDR. Immerhin unterstehe Woitendorf als Beauftragte der Landesregierung.
FDP: Woitendorf hätte Geschäftsführer-Posten abgeben müssen
Ähnliche Kritik kommt aus der FDP-Fraktion. Woitendorf sei sicherlich geeignet, erklärte die tourismuspolitische Sprecherin Sandy van Baal. Das Problem sei seine Doppelfunktion. Woitendorf hätte seinen Posten als Geschäftsführer abgeben müssen, "um gleich zu Beginn das Thema Befangenheit und fehlende Objektivität der Vertretung vom Tisch zu räumen".
Verwunderung über Rolle in Zukunftsagentur
Der Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände, Sven Müller, zeigte sich verwundert über Woitendorfs Rolle in der Zukunftsagentur. Die hätte sich doch eigentlich um den Standort MV als Industrieland 2030 kümmern sollen. "Von dieser Strategie spricht keiner mehr", bedauerte Müller. Die künftige Aufgabenvielfalt des Tourismusverantwortlichen scheine die Sorge zu bestätigen. Kritisch wird außerdem gesehen, dass Wirtschaftsminister Meyer die Branche bei der Personalie nicht eingebunden hat. "Woitendorf ist uns vorgesetzt worden, ohne vorherige Absprache", sagte eine Vertreter.
Die Tourismusbranche ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige im Land. Mehr als 130 000 Menschen haben dort Arbeit. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt gut zehn Prozent. Das heißt: jeder zehnte Euro wird im Tourismus verdient.