Die Einheiten üben die Verbandsfahrt © Presseportal Foto: Ann-Kathrin Fischer

Kräftemessen auf der Ostsee

Stand: 05.07.2022 15:30 Uhr

Die NATO und Russland liefern sich seit dem Ausbruch des Krieges in Ukraine auf der Ostsee ein Katz- und Mausspiel. Beide Seiten haben zudem die Präsenz erhöht. Noch halten sich alle an die Spielregeln.

von Christian Wolf

Momentan ist die Ostsee wohl eines der strategisch wichtigsten Gebiete für NATO und Russland. Schließlich haben beide Seiten Zugang zum Meer, wodurch eine direkte Konfrontation möglich ist. War die Ostsee jahrelang im Dornröschenschlaf und von keiner großen Bedeutung, haben seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sowohl Russland als auch die NATO die Präsenz erhöht. Johannes Peters leitet die Abteilung Maritime Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität in Kiel. Auch wenn er das Geschehen genaustens verfolgt, kann auch er nicht sagen, wie viele Schiffe sich gerade auf der Ostsee befinden: "Das ist schwer zu sagen, weil die Marineschiffe aus gutem Grund ihr AIS, also das automatische Ortungssystem, nicht mehr anschalten."

Sicherheit und Stärke

Vor allem die USA und Großbritannien schicken mehr Schiffe in die Region. Dabei gehe es vor allem darum, Stärke zu zeigen, wie Peters erklärt: "Das ist ganz bewusst als Abschreckung gegen Russland gedacht." Die Marineschiffe operieren dabei quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Denn die Einheiten operieren traditionell im Bornholmer Becken. "Das Gebiet von der dänischen Insel Bornholm bis hin zur litauischen Küste ist das, was maritim-sicherheitspolitisch wirklich interessant ist und auch schon immer war, also auch während des Kalten Krieges", erklärt der Leiter der Abteilung Maritime Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik an der Uni Kiel. Die Deutsche Marine hält sich dabei noch zurück, die beiden einzigen Fregatten in dem Seegebiet befinden sich nach Informationen des NDR in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Rückweg ins Wilhelmshavener Marinearsenal. Allerdings stehen in Warnemünde drei Schiffe des Korvettengeschwaders bereit.

Angespanntes Verhaltnis zwischen Russland und NATO

Schon seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 ist das Verhältnis zwischen der NATO und Russland angespannt. Der Krieg in der Ukraine hat sich dennoch verschärft. Beide Seiten liefern sich ein Katz- und Mausspiel auf der Ostsee, belauern sich gegenseitig und sollen sich nach Informationen vom NDR gegenseitig auch immer wieder provozieren, um so die Reaktionszeit des möglichen Gegners zu überprüfen. "Beiden Seiten haben zwar einen Gang hochgeschaltet, vor allem was die Präsenz angeht, das alles läuft aber weiterhin nach Spielregeln ab, an die sich auch beide Seiten halten", so Peters. So halten sich laut dem Militärexperten die Russen etwa ganz penibel an die Transitfenster, wenn sie durch Seegebiete fahren, die ihnen von Dänemark zugewiesen werden. Dadurch sei die Situation für beide Seiten kalkulierbar und drohe nicht zu eskalieren.

Rostock soll NATO-Hauptquartier werden

Viele Bewegungen der NATO-Schiffe werden vom Rostocker Marinekommando aus geplant und gesteuert. Künftig soll das noch mehr werden. Seit 2019 entsteht auf dem Gelände mit "Deu Marfor" ein militärischer Führungs- beziehungsweise Einsatzstab. Dieser plant und führt multinationale maritime Manöver und Operationen. Allerdings können NATO oder EU den Stab in Krisenzeiten auch als maritimes Hauptquartier aktivieren, um multinationale Flottenverbände zu befehligen. Ursprünglich sollte dieser Stab spätestens 2025 zertifiziert werden und einsatzfähig sein. Angesichts der aktuellen Lage dürfte das schneller gehen. Aber auch weil der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, vor wenigen Tagen angekündigt hat, dass die Deutsche Marine in der Ostsee die Führungsrolle übernehmen möchte.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 05.07.2022 | 16:00 Uhr

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