Jeder dritte Betrieb in MV hat Kurzarbeit angemeldet
Im Zuge der Corona-Krise sind in Deutschland so viele Menschen von Kurzarbeit betroffen wie noch nie. Die Bundesagentur für Arbeit berichtet, dass die Zahl in Deutschland im April auf 10,1 Millionen angestiegen ist. In Mecklenburg-Vorpommern haben nach Angaben der Agentur für Arbeit Regionaldirektion Nord seit Beginn der Corona-Krise 16.900 Betriebe Kurzarbeit angemeldet - das ist etwas mehr als jedes dritte Unternehmen im Land. Betroffen sind hierzulande rund 155.000 Beschäftigte.
Aktuell fast 65.000 Menschen ohne Job
Erstmals seit fast 30 Jahren ist die Arbeitslosenzahl in einem April wieder angestiegen. Wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit mitteilte, sind aktuell fast 65.000 Menschen ohne Job - das sind fast 5.300 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosigkeit stieg im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,6 Punkte auf 7,9 Prozent. Die Umstände der Corona-Krise hätten die übliche Frühjahrsbelebung massiv gebremst.
Haupt-Koopmann: "Kurzarbeit ist der Stabilitätsanker in der Krise"
Die Chefin der Regionaldirektion Nord, Margit Haupt-Koopmann, sieht im Instrument der Kurzarbeit ein Mittel, Betrieben in der Krise zu helfen. Die Arbeitslosigkeit wäre noch höher, wenn nicht so viele Unternehmen ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt hätten, anstatt sie zu entlassen, meinte Haupt-Koopmann im Gespräch mit NDR 1 Radio MV: "Kurzarbeit ist der Stabilitätsanker in der Krise - sowohl für die Betriebe als auch für die Beschäftigten."
Gastronomie und Einzelhandel besonders von Kurzarbeit betroffen
Kurzarbeit sichere Arbeitsplätze, verhindere Arbeitslosigkeit und stärke die Binnennachfrage, so Haupt-Koopmann weiter. "Und wenn die Wirtschaft wieder startet, sind die Fachkräfte an Bord und man kann auch wieder richtig loslegen." Sie sei erfreut, dass so viele Betriebe auch in dieser schwierigen Situation an ihren Arbeitskräften festhielten. Von Kurzarbeit ist derzeit insbesondere der Einzelhandel mit Ausnahme des Lebensmittelhandels betroffen, außerdem die Gastronomie und das Gesundheitswesen.
Zwangsschließungen und Tourismus-Stopp trüben Bilanz
Der coronabedingte Stillstand im Tourismus, eingeschränkte Produktion in der Industrie und vor allem die Zwangsschließungen von Hotels und Gaststätten hätten die Beschäftigungsbilanz massiv getrübt, so Haupt Koopmann. "Das liegt natürlich daran, dass Unternehmen stark verunsichert sind und Neueinstellungen erstmal aufschieben. Außerdem werden befristete Verträge nicht verlängert - und es gibt natürlich auch Entlassungen." Die höchste Arbeitslosenquote haben derzeit die Stadt Schwerin mit 9,8 und der Landkreis Vorpommern-Rügen mit 9,5 Prozent, die niedrigsten der Landkreis Rostock mit 5,8 und die Stadt Rostock mit 7,6 Prozent.
Sorge um Ausbildungsmarkt
Beunruhigen würde sie der Blick auf den Ausbildungsmarkt, so Haupt-Koopmann, "weil ich ablesen kann, dass Betriebe und auch Jugendliche in dieser Situation stark verunsichert sind." Sie appellierte an die Unternehmen, an der Ausbildung festzuhalten. "Es gibt nur diesen Königsweg, um sich die Fachkräfte für die Zukunft zu sichern." Sowohl die Zahl der Bewerber als auch die der gemeldeten Stellen liege deutlich unter dem Vorjahresniveau.
- Coronavirus-Update: Der Podcast mit Drosten & Ciesek
- Coronavirus: Krankheitsverlauf und Behandlung von Covid-19
- Coronavirus: Medikamente bei schwerem Covid-19-Verlauf
- Corona: Wie schütze ich mich vor Ansteckung?
- Coronavirus-Pandemieplan: Was die drei Stufen bedeuten
- NDR stärkt Information und Service in der Corona-Krise
Schlagwörter zu diesem Artikel
Arbeitsmarkt
