Hagenow: Abschiedsgottesdienst für Soldaten vor Litauen-Einsatz
In der Ernst-Mortz-Arndt-Kaserne in Hagenow (Kreis Ludwigslust-Parchim) haben Militärseelsorger und Soldaten einen Abschiedsgottesdienst gefeiert. Rund 200 Bundeswehr-Angehörige werden ab Februar für rund ein halbes Jahr in Litauen im Einsatz sein - in Zeiten einer angespannten politischen Lage an der Ostflanke der NATO.
In dem Feldgottesdienst am Dienstag beteten die Seelsorger und die Soldaten dafür, dass die Politik Spannungen lösen und gerechte Lösungen für Konflikte finden werde. Die Soldaten sind im Rahmen der Enhanced Forward Presence (EFP) der NATO im Baltikum im Einsatz. Diese "verstärkte Vornepräsenz" läuft seit rund fünf Jahren als Reaktion auf die Annexion der ukrainischen Krim durch Russland im Jahr 2014.
Für die Logistik zuständig
Die NATO will so seinen osteuropäischen Mitgliedsstaaten beistehen und vor russischen Aggressionen abschrecken. Die Soldaten des Verbands aus Hagenow, Torgelow sowie Havelberg (Sachsen-Anhalt) sollen in Litauen die Logistik der militärischen Verbände und die Instandhaltung der Technik gewährleisten. "Das können Sie sich so vorstellen, dass wir das transportieren, lagern und reparieren, was kaputt geht und was man an militärischem Gerät eben so braucht", sagte Oberstleutnant Christian Pingel, Kommandeur des Versorgungsbataillons 142, dem NDR Nordmagazin.
Seelsorger: "Das Familiäre, das Menschliche steht im Vordergrund"
Doch für die Bundeswehr-Angehörigen geht es in den Gesprächen mit den Seelsorgern meist weniger um die politischen Rahmenbedingungen, wie der katholische Militärpfarrer in Hagenow, Krystian Gwizdala, erklärt. "Das große Politische ist nicht so das Thema, das immer im Vordergrund ist, sondern vor allem auch das Familiäre, das Menschliche", so Gwizdala. "Auch dieses Getrennt-Sein von der Familie ist oftmals ein Thema, das ich gerade in der seelsorglichen Arbeit hier am Standort beobachte und wo ich immer wieder ins Gespräch komme mit den Soldaten."
Mit den Kindern das Thema Auslandseinsatz besprechen
Den Soldaten gibt der Seelsorger auch ein an der Universität Eichstätt erarbeitetes Buch mit auf den Weg. In diesem werden die Soldaten dazu angeregt, das Thema Auslandseinsatz in ihren Familien und speziell mit ihren Kindern in einer kindgerechten Weise zu besprechen. So werden die Seelsorger in der Heimat auch Ansprechpartner für die Familien der Soldaten im Auslandseinsatz sein - unabhängig von Konfessionen. Viele Familien dürften sich größere Sorgen machen in Anbetracht der militärischen Rhetorik zwischen Russland und der NATO.
Auftrag: Sicherung der NATO-Ostflanke und Abschreckung
Von den vier NATO-Gefechtsverbänden in den baltischen Staaten und Polen ist Deutschland die Rahmennation für einen dieser Verbände. Dieser wird gestellt durch die im Nordosten ansässige Panzergrenadierbrigade 41, wie Oberstleutnant Pingel erklärt. "Die Mission der Bundeswehr in Litauen dient ganz klar auch der Sicherung der Ostflanke der NATO und auch der Abschreckung potenzieller Gegner."
Andere Bedrohungslage als in Afghanistan
Hagenower Soldaten waren bereits im Einsatz in Afghanistan. Dort habe sich den Soldaten eine ganz andere Bedrohungslage geboten. Im NATO- und EU-Partnerland Litauen treffe man dagegen auf eine "funktionierende" Gesellschaft mit funktionierenden Strukturen. "Dennoch müssen wir uns auf den schlimmstmöglichen Fall vorbereiten - und das ist dann eben der hochintensive Einsatz, auf den wir als kampfbereite Logistiker auch vorbereitet sind und für den wir unsere Kräfte gut traniniert und ausgebildet haben", so der Oberstleutnant.
