Das Rathaus am Marktplatz von Greifswald. © imago/imagebroker

Greifswald: Neues Stadtoberhaupt gesucht

Stand: 12.06.2022 08:16 Uhr

Um das Amt des Verwaltungschefs der Universitäts- und Hansestadt Greifswald bewerben sich sieben Kandidaten. Sollte keiner von ihnen die absolute Mehrheit bekommen, gibt es zwei Wochen später eine Stichwahl.

von Matthias Klemme, Vorpommern-Studio Greifswald

Greifswald gilt als wirtschaftlicher Motor Vorpommerns. Finanziell geht es der Stadt gut. Deshalb hat sie in den vergangenen Jahren viel Geld investieren können, vor allem in Infrastruktur. Etwa in das Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie. Ende des Jahres soll es fertig werden und rund 240 Arbeitsplätze bieten. Derzeit lässt die Stadt die nördliche Zufahrt zur Innenstadt, den Hansering, umbauen.

Und noch in diesem Jahr beginnt die Sanierung des in die Jahre gekommenen Theaters. Kosten derzeit: mindestens 50 Millionen Euro. Am Ellernholzteich, in der Nähe des Hauptbahnhofes, ist zudem ein neuer Schulcampus geplant. Und auch den Stolz der Greifswalder, das rostende Segelschulschiff "Greif", lässt die Stadt sanieren und modernisieren.

Greifswald wächst weiter

Die Stadt kann sich diese Projekte mit Hilfe von Förderungen leisten. Die Steuereinnahmen sind trotz der Corona-Pandemie nicht eingebrochen. Als Wissenschaftsstandort und Universitätsstadt profitiert Greifswald davon, dass junge Menschen und Familien hierher ziehen. Sie finden hier gutbezahlte Jobs. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes haben Ende 2020 etwas mehr als 59.000 Menschen mit Hauptwohnsitz in der Stadt gelebt. Greifswald ist demnach die viertgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Und die Stadt wächst weiter.

Wohnungsbau eine der größten Herausforderungen

Allerdings hat die gute Entwicklung in Greifswald auch Schattenseiten. Zum Beispiel muss in Schönwalde I & II und dem Ostseeviertel das Umfeld verbessert werden. Auch der Neubau bzw. die Sanierung des Humbold-Gymnasiums rückt erneut ein paar Jahre nach hinten. Und weil Greifswald beliebt ist, gibt es in der Stadt kaum Wohnungen. Deshalb ist in den kommenden sieben Jahren für den neuen Oberbürgermeister oder die neue Oberbürgermeisterin der Bau von bezahlbaren Wohnungen eine der großen Herausforderungen.

Amtsinhaber Stefan Fassbinder, Bündnis 90/Die Grünen

Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Greifswald, Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen) © P. Marthaler
Greifswalder und Greifswalderinnen sind am Sonntag zur Wahl ihres Stadtoberhauptes für die kommenden sieben Jahre aufgerufen. Amtsinhaber Stefan Fassbinder (Grüne) will das Rathaus verteidigen.

Vor sieben Jahren hatte Stefan Fassbinder frischen Wind im Rathaus versprochen. 15 Stimmen mehr reichten ihm aus, um nach 25 Jahren die CDU aus dem Rathaus zu verdrängen. In Ostdeutschland ist Fassbinder derzeit der einzige Oberbürgermeister mit grünem Parteibuch. Sein Amt will er nun verteidigen. In Greifswald unterstützen ihn, neben seiner Partei, die SPD, Die Linke und die Tierschutzpartei. Für ihn sei Greifswald in den vergangenen Jahren sozialer und nachhaltiger geworden, sagt der 55-Jährige. Vor allem im Bildungsbereich will Fassbinder seinen Kurs fortsetzen. In seiner Amtszeit seien zwei neue Kitas gebaut, Schulen saniert und neue Sportanlagen sowie Spielplätze geschaffen worden. In den kommenden Jahren will er mehr Wohnraum schaffen. Sein Ziel: mindestens 2.000 Wohnungen. Neue Wohngebiete müssten soziales und bezahlbares Wohnen ausweisen. Seiner Meinung nach braucht die Stadt auch Platz für unterschiedliche Wohnformen, in dem es das klassische Einfamilienhaus gibt, aber auch Wohnprojekte und Tiny Houses.

Umdenken im Bereich Mobilität

Zudem will er im Bereich Mobilität neue Wege gehen. Der Busverkehr sollte bezahlbar sein, dicht getaktet und in der Linienführung optimiert werden. Das Umland müsse zudem besser ans Greifswalder Busnetz angebunden werden. Eine Bahnverbindung zwischen Ladebow und Lubmin, die wünscht er sich schon lange. Der passionierte Radfahrer will auch den Radverkehr in Greifswald stärken. Bis 2035 will Fassbinder Greifswald zur klimaneutralen Stadt machen. Die Fernwärme soll zunehmend aus erneuerbaren Energien produziert werden. Auch mehr Solaranlagen auf den Dächern der Stadt fordert der Amtsinhaber, um Mieter mit günstigem Strom zu versorgen. Die wirtschaftliche Situation der Stadt sieht Fassbinder positiv. Die Arbeitslosigkeit sei so gering wie nie zuvor. Fassbinder verweist auf ein Ranking aus dem vergangenen Jahr, bei dem Greifswald unter 600 Städten Platz sechs der wirtschaftlichen Aufsteiger belegt hat. Künftig will er die Produktion von regionalen Lebensmitteln stärken und die Wiecker Fischerei erhalten.

Kandidatin zur Bürgermeisterwahl Greifswald, Madeleine Tolani.
Gegen Fassbinder treten sechs Kandidatinnen und Kandidaten an. Eine von ihnen ist Madeleine Tolani (CDU). Die Juraprofessorin gilt als aussichtsreiche Kandidatin.
Madeleine Tolani, CDU

Die Juraprofessorin Madeleine Tolani gilt als aussichtsreiche Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin. Dabei ist sie in Greifswald noch relativ unbekannt. Seit drei Jahren sitzt die 41-jährige gebürtige Greifswalderin für die CDU in der Bürgerschaft. Dort erleben sie die Mitglieder mal freundlich charmant, mal offensiv streitlustig. Im Wahlkampf fokussiert sich Tolani ganz auf den Grünen Amtsinhaber, Fassbinder, der, wie sie sagt, sich auf den Erfolgen seiner Vorgänger ausruhe und selbst keine Initiativen zeige. Mit ihrem zwölf Punkte-Wahlprogramm will Tolani nun den Chefsessel der Verwaltung für die CDU zurückerobern. Als Juristin habe sie die Fachkompetenz, wie sie betont. In Bürgerschaftsvorlagen habe sie Fehler aufgedeckt, die letztlich von einem Gericht anerkannt wurden.

Videoüberwachung darf kein Tabu sein

Ein Anliegen der in Wismar tätigen Hochschullehrerin ist die mangelnde Sauberkeit in der Stadt. Papierkörbe müssten häufiger geleert und zusätzliche Mitarbeiter für die Straßenreinigung eingestellt werden. Die Kandidatin will die Stadt auch sicherer machen. Die Videoüberwachung dürfe dabei kein Tabu sein. Auch Wildtieren im Stadtgebiet sagt die promovierte Juristin den Kampf an. Sie wolle es nicht hinnehmen, dass Biber mitten in der Stadt Bäume fällen oder Wildschweine durch das Stadtgebiet ziehen, so dass Straßen gesperrt werden müssen. Als Oberbürgermeisterin will sie die Stadt noch transparenter machen und Bürgerbeteiligungen ernster nehmen als bisher. Denn diese hätten frühzeitig gezeigt, dass das leerstehende Fahrradparkhaus am Bahnhof und Park & Ride-Parkplatz in Eldena an den Menschen vorbeigehen.

Glasfaser für alle Greifswalder Schulen

Tolani kritisiert zudem unnötige Ausgaben für ein angemietetes Verwaltungsgebäude. Sie ist der Meinung, dass die Verwaltung dafür rund eine Viertelmillion Euro Miete gezahlt hat, ohne das Gebäude zu nutzen. Auch Tolani will die Bildung stärken. So verspricht sie allen Greifswalder Schulen Glasfaseranschlüsse sowie deren bauliche Substanz zu verbessern. Im Bereich der Wirtschaft will sie neue Unternehmen motivieren, sich anzusiedeln, und die mittelständische Unternehmenskultur fördern. Auch für den Hafen Ladebow sieht die Juristin Potential und will ihn durch Ausbaggerungen und Investitionen konkurrenzfähig halten. Auch der Bau neuer Hotels ist ihr wichtig. Wichtig ist für Tolani zudem der Erhalt von Anwohner-Parkplätzen sowie der Bau von neuen Parkhäusern. Auch sie will in Greifswald mehr Wohnraum schaffen. So wolle sie Baugebiete mit mindestens 500 Eigenheimen sowie den Bau von Eigentums- und Sozialwohnungen vorantreiben.

Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Greifswald, Konstantin Zirwick von der FDP.
Auch Konstantin Zirwick (FDP) will Oberbürgermeister von Greifswald werden. In dieser Rolle will er sich für eine bedarfsgerechte Verkehrs- und Baupolitik einsetzen.
Konstantin Zirwick, FDP

Der 30-jährige Rechtsreferendar will als Oberbürgermeister eine bedarfsgerechte Verkehrs- und Baupolitik. Konstantin Zirwick fordert deshalb genügend Bauland in Greifswald. Die Mietsituation müsse entschärft und durch sozialen Wohnungsbau für alle ein bezahlbares Zuhause geschaffen werden. Dabei dürfe sich die Stadtentwicklung nicht nur auf die Innenstadt konzentrieren, so Zirwick. In allen Stadtteilen müsse investiert werden, damit diese attraktiver werden. Dazu gehören Freizeitangebote und Parkanlagen.

Starke Stadt nur mit starker Wirtschaft

Der Familienvater will, dass alle Familie und Beruf unter einen Hut bekommen. So müssten Kitas angepasste Öffnungszeiten bieten, damit Eltern auch flexibel arbeiten können. In den Kitas wünscht er sich bestmögliche Angebote für eine frühkindliche Bildung der Kinder. Für Zirwick gibt es eine starke Stadt nur mit starker Wirtschaft. Deshalb will er den Wirtschaftsstandort Greifswald für Investoren interessanter machen, etwa durch den Ausbau des Breitbandes im gesamten Stadtgebiet. Durch den Abbau von Bürokratie und der Ausweisung neuer Gewerbeflächen will er Unternehmensgründungen fördern und somit neue Arbeitsplätze schaffen. Ein von ihm ins Spiel gebrachte Stadt-Stipendium könnte Fachkräfte langfristig an die Stadt binden.

Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin von Greifswald, Ina Schuppa-Wittfoth (dieBasis)
Ina Schuppa-Wittfoth tritt für die Basis an. Die 54-jährige Wirtschaftsjuristin gilt als selbstbewusst und ehrgeizig. Als Oberbürgermeisterin will sie kleine und mittelständische Unternehmen fördern.
Ina Schuppa-Wittfoth, Die Basis

"Ich habe die Kraft, Greifswalds Interessen auch gegen Widerstände durchzusetzen", schreibt Ina Schuppa-Wittfoth auf ihrer Internetseite. Die 54-jährige Wirtschaftsjuristin gilt als selbstbewusst und ehrgeizig. Sie könne bestehende Vorurteile entschärfen und mit Bürgernähe und Glaubwürdigkeit punkten.

Kritikerin unverhältnismäßiger Corona-Maßnahmen

Politisch aktiv wurde sie mit der Corona-Pandemie. Vor gut zwei Jahren solidarisierte sie sich mit der Greifswalder Montagsdemonstration, die weiterhin gegen die Corona-Maßnahmen protestiert. Ihre Mitstreiter seien weder rechts noch Nazis, erklärte sie bei einer Podiumsdiskussion. Im Namen der Demonstrierenden im Land habe sie drei Briefe an Ministerpräsidentin Schwesig geschrieben. Nach eigenen Angaben steht sie als Kritikerin unverhältnismäßiger Corona-Maßnahmen mit der Staatskanzlei inzwischen im Dialog. Auch um zu verhindern, dass im Herbst die Landesregierung wieder Einschränkungen verkündet.

Förderung von Unternehmen

Als Oberbürgermeisterin will Schuppa-Wittfoth kleine und mittelständische Unternehmen stärken und fördern. Unter anderem will sie den Gewerbesteuerhebesatz senken und einen Gewerbemanager einsetzen. Für Gewerbetreibende und deren Mitarbeiter plant sie, ausreichende, kostenfreie und zentrumsnahe Parkplätze und Parkhäuser anzubieten. Sie will auch neugegründete Unternehmen zeitlich begrenzt unter die Arme greifen, etwa bei den Gewerbemieten.

Erweiterung des Radnetzes ohne Behinderung des Autoverkehrs

Im Bereich der Mobilität will Schuppa-Wittforth den ÖPNV sowie die Verkehrsinfrastruktur ausbauen. So sollen kostenfreie Kurzzeitparkplätze in der Innenstadt und Park & Ride Parkplätze am Stadtrand entstehen. Auch die alte Umgehungsstraße, die Koitenhäger Landstraße, müsse nach ihrer Meinung über den Ryck verlängert werden, um den Stadtteil Ladebow besser anzubinden. Sie will zudem das Radwegenetz erweitern, ohne den Autoverkehr auf den Hauptstraßen zu behindern. Ihrem Wahlprogramm zufolge legt Ina Schuppa-Wittfoth Wert auf die Unterstützung von Sport-, Kultur- und sozialen Vereinen sowie von Gastronomie und Kultureinrichtungen.

Bürgermeisterkandidatin Lea Siewert (Die PARTEI), Greifswald
Unter den Kandidaten ist auch Lea Alexandra Siewert (Die Partei). Die 22-Jährige findet Kaninchen süß. Wenn sie ins Rathaus einzieht, dann verspricht sie, jedem Greifswalder ein Kaninchen zu schenken.
Lea Alexandra Siewert, Die Partei

Ende Mai hatte die 22-Jährige über Social Media Kanäle auf den Greifswalder Fischmarkt eingeladen, zu einem atypischen Wahlkampf für Freunde des gepflegten Absturzes, wie es hieß: "Ein Bier trinken mit der zukünftigen Oberbürgermeisterin". Lea Alexandra Siewert findet Kaninchen süß. Wenn sie ins Rathaus einzieht, dann verspricht sie, jedem Greifswalder ein Kaninchen zu schenken. Dann werde Greifswald ein Ort zum Wohlfühlen, sagt sie.

Bierbrunnen mit Namen der CDU-Kandidatin

Die Studentin wirbt online auch für einen Bierbrunnen, der zur Kultur des Ostseeviertels passe. Sie greift damit einen Vorschlag der CDU-Kandidatin, Madeleine Tolani, auf, die für das Ostseeviertel einen Brunnen fordert. Die Probleme des Stadtviertels könne der Brunnen nicht lösen, jedoch könne gern ein Bierbrunnen nach der Unionskandidatin benannt werden, heißt es auf der Facebook-Seite der Satirepartei "Die Partei Greifswald".

Zeit für wirkliche Veränderungen?

Augenzwinkernd fordert Siewert mit dem Posting mehr Kultur für das Ostseeviertel. In einem selbstgedrehten Werbespott ein weiterer Angriff gegen die CDU. Siewert hält auf dem Marktplatz einen Wahl-Flyer von Tolani in die Kamera, zerknüllt ihn und sagt: „Vorpommern bleibt rau! Gehen sie doch in die Schweiz, wenn sie es sauber haben wollen, Frau Tolani!“ In einem anderen Video prangert die Studentin die Wasserqualität des Rycks an. Widerlich sei das Wasser des Flusses, alt und abgestanden wie die CDU, heißt es da. Für Lea Alexandra Siewert sei es Zeit für wirkliche Veränderungen. Doch wie diese aussehen könnten, verrät Lea Alexandra Siewert nicht und dürfte damit so manchen Wähler und manche Wählerin ratlos zurücklassen.

Bürgermeisterkandidat für Greifswald, Gamal Khalil (parteilos)
Gamal Khalil will es als parteiloser und unabhängiger Kandidat in das Rathaus schaffen. Das Amt des Oberbürgermeisters, so seine Meinung, solle anders als in den Jahren zuvor geführt werden: neutral.
Gamal Khalil, Einzelkandidat

"Diesmal haben Sie die Wahl", ist auf dem Plakat von Gamal Khalil zu lesen. Mit dem vorgestreckten Arm und dem in die Richtung des Betrachters zeigenden Finger erinnert es ein wenig an Uncle Sam, einer Werbefigur der U.S. Army. Khalil will es als parteiloser und unabhängiger Kandidat in das Rathaus schaffen. Das Amt des Oberbürgermeisters, so seine Meinung, solle anders als in den Jahren zuvor geführt werden: neutral und ohne parteipolitischen Einfluss. Dabei war Khalil einst selbst Mitglied in einer Wählergemeinschaft und einer Partei. Von der CDU führte sein Weg zur Bürgerliste und danach wieder zurück zu den Christdemokraten, bis zu seinem Austritt vor gut einem Jahr. Politik nur für eine Seite liegt dem 58jährigen nicht. Er wolle keine Parteilinie vertreten. Vielmehr will der Rechtsanwalt unterschiedliche Meinungen zusammenführen, von konservativ bis links.

Soziale Durchmischung der Wohnquartiere

Als Rathauschef verspricht er, das Bauen zu beschleunigen. So schlägt er ein digitales Bauamt vor, damit Bauland schneller ausgewiesen werden kann. Auch unterschiedliche Wohnformen vom Einfamilienhaus bis zur Wohngemeinschaft will er stärker fördern, ebenso die soziale Durchmischung der Wohnquartiere. Der in Oberhausen geborene Khalil will darüber hinaus die Mobilität in der Stadt zugunsten des Fahrrades verbessern. Seiner Meinung nach braucht die Stadt mehr Fahrradstraßen. Das geplante Parkhaus am Nexöplatz sieht er kritisch. Stattdessen brauche die Stadt eine Multifunktionshalle für zweieinhalb bis vier Tausend Menschen.

Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Greifswald, Daniel Küther  Foto: Matthes Klemme
Einzelbewerber Daniel Küther lebt seit sieben Jahren wieder in seiner Geburtsstadt Greifswald. Schon damals habe er gesehen, dass vieles im Argen liegt - dreckige Fahrradwege zum Beispiel.
Daniel Küther, Einzelbewerber

Seit sieben Jahren lebt der gebürtige Greifswalder wieder in der Stadt. Schon damals habe er gesehen, dass vieles im Argen liegt. Dreckige Fahrradwege, noch dazu in schlechtem Zustand, seien in Greifswald Normalität. Auch Grünanlagen und Gehwege würden zu wünschen übrig lassen. Dabei könne Greifswald mehr, sagt der 32-Jährige. Deshalb kandidiere er für das Amt des Oberbürgermeisters.

Leerstand auf Gewerbeflächen füllen

Den Mangel an Wohnraum will er durch schnelles Bauen beseitigen. Zum einen stehen im Ostseeviertel viele Wohnblöcke leer, die schnell saniert werden können, andererseits müsse Bauland geschaffen werden, nicht nur für Einfamilienhäuser, sondern auch für Mehrfamilienhäuser. Flächen dafür gebe es noch genug, sie müssten nur erschlossen werden, erklärt der gelernte Gärtner. Auch die Digitalisierung will der junge Familienvater voranbringen. Noch immer gebe es Unternehmen, die nicht schnell ins Internet kommen. Laut Küther gibt es auf den Gewerbeflächen zudem Leerstand, den er durch gezieltes Anwerben neuer Unternehmen begegnen will. Neue Unternehmen würden neue Einwohner in die Stadt locken, die guten Wohnraum suchen sowie Kita-Plätze in der Nähe benötigen und ein reichhaltiges Kulturangebot suchen.

Spuren für Radfahrer abschaffen

Einen Ausbau fordert Daniel Küther bei der E-Mobilität. Die Stadt brauche viel mehr Ladesäulen für Elektoautos, vor seinem Wohnblock gebe es keine und auch nicht vor den anderen Häusern. Als Oberbürgermeister will er darüber mit den Wohnungsbaugesellschaften sprechen, damit Mieter mit Elektroauto nicht benachteiligt werden. Den Bau weiterer Radwege will Küther zunächst nicht vorantreiben, erst einmal müssten die aktuellen Fahrradwege saniert werden, bevor neue entstehen. Außerdem will er die auf den Straßen gekennzeichneten Spuren für Radfahrer abschaffen. Der Angestellte beim Pommerschen Diakonieverein sagt, es sei für beide Seiten sicherer, wenn Autos und Räder getrennt fahren. Für Greifswald wünscht er sich einen seniorenfreundlichen Busverkehr. Preiswerte Fahrkarten wie das Ein-Euro-Ticket dürfe es nicht nur im Internet oder über eine App geben, sondern auch direkt im Bus. Die geplante Umstrukturieren der Buslinien sieht Küther positiv. Er hofft, dass die Busse dadurch Fahrgäste schneller ans Ziel bringen.

Auch in Burg Stagard wird heute gewählt

Einwohnerinnen und Einwohner von Burg Stargard bei Neubrandenburg sind am Sonntag ebenfalls zur Wahl ihres Stadtoberhauptes aufgerufen. Hier tritt Amtsinhaber Tilo Lorenz von der CDU gegen Katja Sievert (Wählergruppe Stargard 2030) an.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.06.2022 | 08:00 Uhr

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