Gastgewerbe setzt auf Zuwanderung gegen Arbeitskräftemangel
Auch in Mecklenburg-Vorpommern fehlt es im Hotel- und Gaststättengewerbe an Arbeitskräften. Zahlreiche Stellen sind unbesetzt. Auch auf dem Ausbildungsmarkt ist die Lage kritisch.
Im Service, in der Küche, an der Rezeption - Thomas Krüger, Hoteldirektor des IFA-Ferienparks in Binz, fehlen überall Leute. Rund 350 Menschen aus mehr als zehn Nationen arbeiten in dem Hotel. Wenn er könnte, würde er noch 20 weitere Mitarbeiter einstellen. Doch er kann nicht. Trotz zahlreicher Jobanzeigen auf ganz unterschiedlichen Plattformen. Die Bewerbungen bleiben aus. "Es möchte keiner machen. Lieber wollen die Leute selbst abends in der Kneipe sitzen oder am Wochenende essen gehen. Aber wer soll sie irgendwann noch bedienen?", so Krüger.
Unbesetzte Stellen: Dunkelziffer hoch
Wie Thomas Krüger geht es sehr vielen Hoteliers und Restaurantbetreibern, weiß Lars Schwarz, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Mecklenburg-Vorpommern. "Wir erhalten Anrufe aus Spanien. Die fragen uns, ob wir eine Idee haben, weil sie selbst keine Leute haben", so Schwarz. Wie viele neue Arbeitskräfte tatsächlich im Hotel- und Gastgewerbe allein in Mecklenburg-Vorpommern gebraucht werden, kann er nicht sagen.
Laut der Agentur für Arbeit sind fast 1.700 offene Stellen gemeldet - für Fachkräfte und ungelernte Hilfskräfte. Doch die eigentliche Zahl ist weitaus höher: "Viele nutzen mittlerweile ganz andere Kanäle, um die Menschen zu erreichen. Andere geben schon gar keine Anzeige mehr auf, weil sie sowieso nicht glauben, dass sich jemand darauf meldet", sagt Schwarz.
Corona-Pandemie hat Personalmangel verstärkt
Schuld ist auch die Corona-Pandemie. Viele Seiteneinsteiger, die die Branche über Jahre eingearbeitet hat, sind verloren gegangen. Geblieben sind eher die gelernten Fachkräfte. Dazu zählt auch Anne-Kathrin Schmidt. Die gelernte Hotelfachfrau ist seit mehr als elf Jahren im IFA-Ferienpark fest angestellt. Sie arbeitet im Service in einem der drei Restaurants, bewirtschaftet vor allem die Reisegruppen während des Frühstückbuffets: "Ich arbeite gern und viel. Ich laufe auch gern und viel. Es wäre trotzdem schön, wenn man mehr Personal hätte, weil man dann auch mehr Zeit für die Gäste hätte."
Zuwanderung als einzige Chance gegen Personalmangel
Arbeitskräfte haben schon vor der Pandemie gefehlt und das nicht nur im Hotel- und Gaststättengewerbe. Dort macht es sich nun aber besonders bemerkbar. Gerade jetzt, wenn die Hauptsaison vor der Tür steht und die Ferien beginnen. Die Bezahlung ist Lars Schwarz zufolge längst nicht mehr das Problem: "Selbst wenn mehr gezahlt wird, findet sich trotzdem kein Personal. Es ist keines da." Was es stattdessen braucht sei Zuwanderung: "Wir haben zu wenig erwerbsfähige Menschen. Es sind weniger Leute, die aus der Schule kommen und mehr, die in Rente gehen. Unsere einzige Chance sind Arbeitskräfte von außen", sagt der Präsident. Und davon brauche es reichlich. Nicht um die Situation zu verbessern, sondern um zu verhindern, dass sie sich in den nächsten Jahren verschlechtert.
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