Gas-Notfallplan: "Im Moment wird es noch nicht ernst"
Die Bundesregierung bereitet sich angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auf eine Verschlechterung der Gasversorgung vor und setzte die Frühwarnstufe des "Notfallplans Gas" in Kraft. Auch Mecklenburg-Vorpommern bereitet sich vor. Der Energieversorger Wemag sieht die Lage für Privatkunden derzeit entspannt.
Die Ausrufung der Frühwarnstufe des "Notfallplans Gas" diene der Vorsorge, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Mittwoch. Die Versorgungssicherheit sei weiterhin gewährleistet. Nach dem Notfallplan gibt es drei Krisenstufen: Frühwarnstufe, Alarmstufe und Notfallstufe. Erst in der Notfallstufe greift der Staat in den Gasmarkt ein. Haushaltskunden wären dann besonders geschützt. "Es gibt aktuell keine Versorgungsengpässe", betonte Habeck. "Dennoch müssen wir die Vorsorgemaßnahmen erhöhen, um für den Fall einer Eskalation seitens Russlands gewappnet zu sein." Mit Ausrufung der Frühwarnstufe sei ein Krisenteam zusammengetreten. Das Krisenteam analysiert und bewertet die Versorgungslage, so dass - wenn nötig - weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit ergriffen werden können.
Wemag-Vorstand: "Im Moment wird es noch nicht ernst"
Hiesige Energieversorger haben bereits Anfang März wegen der möglichen Gaskrise nach NDR Informationen Großkunden Fragebögen zugeschickt, in dem auch nach der Systemrelevanz der Abnehmer gefragt wird. Der Geschäftsführer von Gasnetz Vorpommern, Volker Höfs, sagte seinerzeit dem NDR, es gehe darum, vorbereitet zu sein. Das sieht auch Caspar Baumgart so, kaufmännischer Vorstand des Schweriner Energieversorgers Wemag. "Im Moment wird es noch nicht ernst", sagte Baumgart am Mittwoch bei NDR MV Live. Es gebe drei Warnstufen und Habeck habe lediglich die erste ausgerufen. "Die erste Stufe dient in erster Linie dazu, Strukturen zu schaffen, Krisenstäbe einzusetzen und sozusagen vorauszuplanen und zu durchdenken, was auf den nächsten Stufen passieren soll." Wann und ob diese nächsten Stufe ausgerufen werden, sei "im Moment eine völlig offene Frage", so Baumgart.
Bei Alarmstufe würde Bundesnetzagentur die Verteilung des Gases steuern
Der Wemag-Vorstand sieht in der jetzigen Situation insbeosndere die Gasnetzbetreiber gefordert. Die Wemag sei dagegen Gaslieferant. In der nächsten Stufe des Notfallplans würde es darum gehen, mit den ersten großen Verbrauchern - in erster Linie Industriebetriebe - zu sprechen, inwieweit es Ersatzmöglichkeiten für Gas gibt. "Nicht wenige Unternehmen haben noch die Möglichkeit, Öl einzusetzen oder auf Strom umzustellen oder Ähnliches", so Baumgart. Erst in der dritten Stufe sei es so "dass der Staat gewissermaßen übernimmt". Die Bundesnetzagentur würde zentral die Verteilung des Gases steuern und "würde dann auch Anordnungen treffen, welche großen Kunden nicht mehr versorgt werden können."
Privatkunden müssen sich derzeit keine Sorgen machen
Für Privatkunden sieht Baumgart derzeit keinen Grund zu großer Sorge. "Alles andere wäre im Moment Panikmache." Haushaltskunden, private Kunden und auch kleingewerbliche Kunden seien laut den Regularien sogenannte geschützte Kunden und dürften erst ganz zuletzt betoffen sein, meint Baumgart - wenn es denn überhaupt zur Abschaltung komme. "Wir haben die Gasmengen gekauft, die da sind. Der Markt wird im Moment noch als liquide eingeschätzt", so Baumgart.
"Werden diesen Winter vermutlich sehr gut überstehen"
Selbst bei Limitierungen von Lieferungen aus Russland, könnte Deutschland auf seine Gasreserven zurückgreifen. Die Gasspeicher seien im gleichen Umfang gefüllt wie vor einem Jahr, so der Wemag-Vorstand. Zudem gebe es vielfältige Bemühungen, Gas woanders einzukaufen. "Wir werden diesen Winter vermutlich sehr gut überstehen - egal, ob es kurzfristig zu Einschränkungen kommt. Spannender wird sein, wie sieht die Situation vor dem nächsten Winter aus?"
