Energieknappheit: Biogas statt Erdgas?
Bundeswirtschaftsminister Habeck sucht dringend nach neuen Energiequellen. Biogasanlagen hat er da offenbar nicht im Blick. Dabei gibt es allein in Mecklenburg-Vorpommern rund 560 Biogasanlagen.
Warum werden die Biogasanlagen in Deutschland aktuell als Ersatz für Erdgas von der Politik nicht stärker berücksichtigt? Hier gibt es mehrere Gründe: Die Bundesregierung setzt vor allem auf Windenergie beim Strom. Argument: Der so erzeugte Strom sei viel günstiger. Kritiker von Biogasanlagen bringen auch immer wieder an, Energiepflanzen gehören nicht in den Tank, sondern auf den Teller. Hinzu kommen die hohen Wartungs- und Personalkosten für die Betreuung von Biogasanlagen, auch Rohstoffe sind teuer geworden.
Biogas liefert auch nachts und bei Windstille
Die Befürworter von Biogasanlagen halten dagegen. Der Fachverband Biogas argumentiert, Biogas könne jederzeit erzeugt werden, vor allem dann, wenn es dunkel und windstill ist. Es liefert Strom, Wärme und Kraftstoff. Auch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe in Gülzow bei Güstrow findet: Biogas ist eine unterschätzte Ressource. Sie ist heimisch und immer wieder erneuerbar. Und: Biogasanlagen könnten die Erdgasspeicher vor allem im Winter entlasten.
Der Fachverband Biogas hat ausgerechnet, dass eine durchschnittliche Biogasanlage etwa 100 Haushalte mit Wärme versorgen kann und etwa 450 Haushalte mit Strom. Auch Dietmar Hocke, Leiter des Fachausschusses "Erneuerbare Energien" beim Landesbauernverband, will an Biogasanlagen festhalten. Diese Anlagen hätten seiner Meinung nach vor allem dann eine Zukunft, wenn sie an regionale Energiekonzepte geknüpft seien.
Regionale Energiekonzepte gefordert
Das bedeutet, dass die Anlagen nahegelegene Dörfer versorgen, und zwar mit Strom und Wärme gleichermaßen. Hocke ist auch Landwirt in Kalsow bei Wismar. Er produziert Solar- und Windenergie und betreibt eine Biogasanlage. Damit versorgt er etwa 80 Haushalte in Kalsow und in der Gemeinde Benz. Eigenheime, Seniorenwohnungen, Ferienhäuser, kommunale Wohnblocks - sie alle profitieren von diesem regionalen Energiekonzept. Im Sommer setzt Hocke verstärkt auf Sonnen- und Windenergie und im Winter fährt er seine Biogasanlage hoch. Auch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe wirbt für mehr Bioenergiedörfer. Eine Landkarte auf der Internetseite zeigt allerdings: Dieses Konzept ist vor allem im Süden Deutschlands stark verbreitet, in Mecklenburg-Vorpommern noch immer kaum.