Claudia Müller (Bündnis90/Die Grünen): "Wir müssen Dinge ausprobieren."
Seit 2017 ist Claudia Müller Abgeordnete von Bündnis 90/ Die Grünen im Deutschen Bundestag für den Wahlkreis 15, den bisherigen sogenannten Merkel-Wahlkreis. Auch in den kommenden vier Jahren will sie wieder nach Berlin
Es gilt als sicher, dass Claudia Müller als Spitzenkandidatin auf der Landesliste ihrer Partei wieder in den Bundestag einziehen kann. Dennoch heißt es für sie erst einmal, Wahlkampf zu machen. Unterwegs auf Rügen hat sie erst einen Termin im Hafen Sassnitz-Mukran, später geht es weiter nach Lietzow. Dort hat ein Start-Up-Unternehmen seinen Sitz, das Büroflächen an Selbstständige und Freiberufler vermietet. Claudia Müller, Mittelstandsbeauftragte der grünen Bundestagsfraktion, hört aufmerksam zu, diskutiert mit den Mitarbeitern. Für die 40-Jährige ist die Firma ein Beispiel, dass auch ländliche Regionen kreativ sind. Das Unternehmen sei "nicht nur ein Co-Working-Space und ein Innovations-Hub, sondern es strahlt einfach aus und zeigt: Mecklenburg-Vorpommern ist nicht hinten dran, sondern kann ganz, ganz weit vorne sein".
Müller redet mit den Menschen
Nach zwei Stunden geht es von Lietzow zurück nach Stralsund ins Wahlkreisbüro. Dort stapeln sich bereits die Wahl-Plakate. Claudia Müller, die auch stellvertretende Kreistagspräsidentin in Vorpommern-Rügen ist, ist in der Region bekannt. Auf der Straße werde sie immer wieder von Menschen angesprochen, berichtet sie, "auch mal schroff". Dann versuche sie, grüne Politik zu erklären, zum Beispiel die Vorschläge der Partei zum Klimaschutz. Müller nimmt sich die Zeit, redet mit den Menschen. Künftig müsse auch die Wirtschaft klimaneutral werden, sagt die Mutter von zwei Kindern.
Nicht hinsetzen und abwarten
Sie ist überzeugt, dass Mecklenburg-Vorpommern im Bereich der regenerativen Energien einen Standortvorteil hat. Jedoch müsse hier nicht nur Strom produziert und weitergeleitet, sondern auch Wertschöpfung geschaffen werden. "Ich bin davon überzeugt, dass es tatsächlich gerade für Mecklenburg-Vorpommern eine echte Chance ist, Vorreiter in Deutschland zu werden. Aber das schaffen wir nicht, wenn wir uns hinsetzen und abwarten, sondern wir müssen Dinge ausprobieren." Sie räumt ein, dass manche Menschen demgegenüber skeptisch sind. "Das heißt auch: Wir müssen ganz viel reden und zuhören und überlegen, wie auch die Menschen in den kleinen Orten dann ganz persönlich davon profitieren."
Innovationen für Zukunft der Werften
Wenn es nach den Grünen geht, soll bereits 2035 Deutschland ohne fossile Energien auskommen. Ein Umbau, der teuer wird. Um das zu finanzieren, sollen Vielverdiener belastet und untere Einkommensklassen entlastet werden, sagt die Spitzenkandidatin. Auch die Werften in Mecklenburg-Vorpommern müssten neue Technologien entwickeln, "wenn sie eine Zukunft haben wollen". Dazu wäre es zum Beispiel wichtig, dass auch der Bund und die Länder gegebenenfalls auf neue Techniken und Innovationen setzen, wenn sie neue Schiff in Auftrag geben wollen. Die hiesigen Werften haben das Know-How, ist Claudia Müller überzeugt. "Wir können nicht billig, wir können nur hochinnovativ."
Bewusst in Mecklenburg-Vorpommern geblieben
Claudia Müller ist in Rostock aufgewachsen. In Stralsund, wo sie heute noch wohnt, hat sie Internationale Betriebswirtschaft studiert. Danach war sie freiberuflich in der Tourismusbranche engagiert. Anders als viele Kommilitoninnen sei sie nach dem Studium bewusst in Mecklenburg-Vorpommern geblieben, sagt Claudia Müller, auch um hier etwas für alle Generationen zu bewegen. Seit 2009 ist sie in der Kommunalpolitik aktiv, 2011 wurde sie Mitglied von Bündnis90/Die Grünen. Mecklenburg-Vorpommern ist für sie ihre Heimat, in der sie durchatmen kann, wie sie sagt - und für die sie weitere vier Jahre im Bundestag arbeiten möchte.
