Baubranche in MV: Materialmangel und steigende Preise
Zu hohe Preise, lange Planungsverfahren und deutlich weniger Baumaterial: Die Baubranche in Mecklenburg-Vorpommern schlägt Alarm. Ein Grund ist der Krieg in der Ukraine.
Die russische Invasion in der Ukraine wirkt sich auch auf die Baubranche hierzulande aus. Die Lage ist nach Einschätzung vieler Bauunternehmer sehr ernst. Einzelne Unternehmen - etwa aus dem Bereich Holzverarbeitung - fürchteten um ihre Existenz, hieß es. Denn es fehle mittlerweile an Bauholz. So sei die für den Bau von Terassen und Holzhäusern häufig verwendete Sibirische Lärche sehr teuer geworden und teils gar nicht mehr lieferbar, obwohl es schon zu Pandemiezeiten eine Preissteigerung von 80 Prozent gegeben habe.
Baustopps befürchtet
Generell beklagt die gesamte Baubranche einen Mangel an Material. Der Großteil des in Deutschland verbauten Stahls komme aus Russland oder der Ukraine, diese Lieferanten fielen nun größtenteils aus. Es fehle aber auch an Asphalt, Beton und Öl. Thomas Maync, der Präsident des Landesbauverbands, befürchtet sogar, dass es im Straßenbau zu Baustopps kommen könnte. Nach Angaben der Verbandsspitze lassen hohe Spritkosten und stockender Materialnachschub auch für 2022 drastisch steigende Baupreise erwarten. "Die Sicherheiten schwinden. Und das hat Auswirkungen auf die Preise", sagte Maync.
Bauen wird immer teurer
Im zurückliegenden Jahr habe der Preisauftrieb am Bau bei 12,6 Prozent gelegen. Für das laufende Jahr werde mit einer zumindest gleichen Steigerung gerechnet. Deshalb gehe die Branche von einer erneut verhaltenen Nachfrage aus. Nach Verbandsangaben lag im Jahr 2021 der Umfang der Auftragseingänge mit gut 1,3 Milliarden Euro um fast 17 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Allein der Wohnungsbau sei um 28,6 Prozent eingebrochen und die öffentliche Hand habe 17,4 Prozent weniger Aufträge ausgelöst. Im Wirtschaftsbau fiel der Rückgang mit 6,7 Prozent geringer aus. In der Statistik wurden Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten erfasst. Der Jahresumsatz in der Baubranche insgesamt, also einschließlich der kleinen Firmen, blieb laut Verbandsstatistik mit 3,1 Milliarden Euro zum Vorjahr fast unverändert - wegen der gestiegenen Preise. Doch war im Wohnungsbau das Minus mit 12,4 Prozent deutlich.
Appell: Planungsverfahren drastisch verkürzen
Der Landesbauverband appellierte an Politik und Verwaltung, im Interesse der Steuerzahler Planungsverfahren drastisch zu verkürzen und kontinuierlich in den Erhalt der Infrastruktur zu investieren. "Durch jahrelange Verzögerungen von Vorhaben werden diese immer nur teurer. Oder: Für das gleiche Geld kann weniger gebaut werden", so Maync weiter. Dies betreffe nicht nur öffentliche Einrichtungen wie Theater, Museen und Verwaltungsgebäude, die wegen langwieriger Entscheidungsprozesse am Ende oft doppelt so viel oder mehr kosteten als zu Beginn veranschlagt, erklärte Verbandsvize Rainer Bauer. Auch die Sanierung von Brücken und der Wohnungsbau, insbesondere die Errichtung von mehrgeschossigen Häusern, würden unnötig verzögert. "Die Politik hat sich beim Bau neuer, dringend benötigter Wohnungen sehr ehrgeizige Ziele gesteckt. Mit den bisherigen Verfahrenswegen sind die nie zu schaffen", so Bauer.
