Ausländische Kinder in "Vorklassen" - Kritik vom Flüchtlingsrat

Stand: 22.09.2022 15:51 Uhr

Ausländische Kinder in Mecklenburg-Vorpommern werden seit diesem Schuljahr die ersten ein bis zwei Jahre in der Regel in sogenannten Vorklassen unterrichtet. In diesen jahrgangsübergreifenden Klassen stehe das Erlernen der deutschen Sprache im Mittelpunkt, sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke).

Ergänzend zum Präsenzunterricht gibt es zentrale Online-Angebote - dabei handelt es sich um einen Livestream zweier Lehrkräfte in Rostock. Die Neuorganisation in MV gilt zwar grundsätzlich für alle neuen Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, reagiert aber vor allem auf die weiter stark steigende Zahl ukrainischer Schülerinnen und Schüler.

Kinder sollen nach und nach in allgemeinen Unterricht integriert werden

An den Schulen im Land werden nach Oldenburgs Worten aktuell 4.557 ukrainische Kinder unterrichtet, davon gut 1.000 seit Beginn des neuen Schuljahrs. Der Landesflüchtlingsrat kritisierte das neue Vorgehen. "Mecklenburg-Vorpommern verlässt mit dieser Konzeption den in den vergangenen Jahren vorbildlichen Weg, Kinder von Anfang an nach und nach in den allgemeinen Unterricht zu integrieren", sagte die Vorsitzende Ulrike Seemann-Katz. Auch bis zu diesem Sommer erhielten Kinder aus dem Ausland zunächst intensiven Deutschunterricht, wurden aber so früh wie möglich in die herkömmlichen Klassen integriert. Das sei aufgrund der hohen Zahl an Zuzügen in kurzer Zeit nicht mehr überall zu leisten, sagte Oldenburg.

GEW: Schüler und Schülerinnen sollen wechseln dürfen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern (GEW MV) schließt sich der Kritik des Flüchtlingsrates Mecklenburg-Vorpommern zur Bildung der Vorklassen für Schüler und Schülerinnen nicht-deutscher Herkunft an. Diese widerspräche dem Anspruch auf inklusive Bildung: "Die große Zahl der ukrainischen Schüler und Schülerinnen überfordert das ohnehin bis aufs äußerste belastete System Schule", erklärte die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner. Die Belastungen für Lehrkräfte dort, wo sich viele Geflüchtete aus der Ukraine niedergelassen haben, sei extrem hoch, und das gehe zu Lasten der Bildung für alle Kinder. "Doch die generelle Einführung von Vorklassen als Regelfall an der Standortschule geht zu weit", so Lindner.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 22.09.2022 | 19:00 Uhr

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