Amazon: Pläne für mehrere Standorte in MV
Der Internethändler Amazon investiert an mehreren Standorten in MV. Neben Abholstationen sollen in Rostock, Neubrandenburg und Schwerin Verteil- oder Logistikzentren entstehen. Auch Upahl und Stralsund oder Greifswald sind als Standorte im Gespräch.
In Rostock und Neubrandenburg sollen die Verteilzentren noch in diesem Jahr eröffnet werden. Von dort aus werden Pakete sortiert und dann ausgeliefert. Es sollen über 300 Arbeitsplätze entstehen. Dazu kommen noch 650 Fahrerinnen und Fahrer bei Subunternehmen, so Amazon-Unternehmenssprecher Stephan Eichenseher. Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) freute sich über die neuen Arbeitsplätze. Er sieht die Ansiedlung aber auch als eine Herausforderung für seine Innenstadt. Es brauche in Zukunft neue Konzepte mit mehr Gastronomie und Kultur.
Weitere Standorte im Land
Der Standort in Schwerin wurde schon durch die Stadtpolitik positiv beschieden. Ob aber wirklich gebaut wird, steht laut Eichenseher noch nicht ganz fest. Das gilt auch für das geplante Lager- und Logistikzentrum in Dummerstorf bei Rostock. Allein hier könnten rund 1.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Außerdem will der Konzern-Riese landesweit Abholstationen aufstellen. Wie viele es werden, ist noch nicht bekannt. Nach NDR Informationen könnten es noch mehr Amazon-Standorte im Land werden: So sollen möglicherweise auch Upahl bei Grevesmühlen im Westen und im Osten Greifswald oder Stralsund dazu kommen. Diese Pläne bestätigt Amazon momentan nicht. Aus der Stadt Stralsund heißt es auf NDR Anfrage: "Was es gelegentlich gibt, sind anonymisierte Anfragen von Logistikunternehmen."
Partner und Konkurrent zugleich
Der Rostocker Unternehmer Christian Pietsch von Gusti Leder verkauft seit über zehn Jahren seine Ledertaschen über Amazon. Für ihn sei der Online-Marktplatz ein riesiges Sprungbrett gewesen. Heute verkauft er auch über andere Plattformen wie beispielsweise About You, Zalando oder seine eigene Internetseite - und in seinen 17 Läden bundesweit. Amazon, so beschreibt es Pietsch, sei Partner und Konkurrent zugleich. Momentan verkauft Pitsch nach laut eigenen Angaben rund 20 Prozent seiner Waren über Amazon.
Gegenwind von Gewerkschaften
Schon als im vergangenen Jahr erste Pläne von Amazon-Standorten in Mecklenburg-Vorpommern bekannt wurden, kam umgehend Kritik von den Gewerkschaften: Es gebe weder Tarifverträge noch betriebliche Mitbestimmungen bei Amazon. Der Konzern schreibt dazu auf eine NDR Anfrage vom Februar: "Amazon bietet ein Umfeld, in dem man gerne arbeitet. (...) Das Lohnpaket samt der Zusatzleistungen und unsere Arbeitsbedingungen bestehen auch im Vergleich mit anderen wichtigen Arbeitgebern in der Region."
Gegenwind vom Einzelhandel
Kritisch stehen Amazon auch viele Einzelhändler gegenüber, für ihre Geschäfte in Innenstädten befürchten sie Einbußen. So berichtet Kay-Uwe Teetz vom Handelsverband Nord, dass Händlerinnen und Händler mit gemischten Gefühlen den Ansiedlungen gegenüber stehen. "Amazon ist ein Mitbewerber, der seine Vorteile gnadenlos ausnutzt und jetzt auch ein beispielloses Wachstum in diesen Pandemie-Zeiten hat, während der stationäre Einzelhandel de facto am Boden liegt", sagt Teetz. Trotzdem würden einige Händlerinnen und Händler notgedrungen auch Amazon nutzen, um ihre Waren online zu verkaufen.
Der Amazon-Unternehmenssprecher hingegen verweist auf eine aktuelle Statistik des Einzelhandelsverbandes nach der bereits mehr als 60 Prozent der Händler auch einen Online-Arm hätten, also online präsent seien. Eichenseher findet, dass letztendlich alle davon profitieren, wenn mehr Kapazitäten für den Online-Handel da seien. Fest steht, auch wenn in Mecklenburg-Vorpommern sprichwörtlich alles 50 Jahre später ankommt, für den Versand-Riesen Amazon ist das Land längst kein weißer Fleck mehr auf der Deutschlandkarte.
