Kohlekraft: Klimakiller oder Atomalternative?
Kohlekraft ja oder nein - diese Debatte kocht jedes Mal wieder hoch, wenn der Bau eines Kohlekraftwerks geplant ist. Die einen sehen in den Kraftwerken die einzige echte Alternative zur Atomkraft, für andere sind sie der "Klimakiller" schlechthin. In Norddeutschland wird die Debatte um die Kraftwerke besonders leidenschaftlich geführt. Nicht zuletzt wegen der Nähe zu den Häfen, an denen der fossile Brennstoff tagtäglich angelandet wird, planen die Energieversorger gleich mehrere neue Kraftwerke in Norddeutschland.
Das sagen die Befürworter
Befürworter der Kohlekraft führen an, dass die Kosten sich im überschaubaren Rahmen bewegten und im Gegensatz zur Atomkraft keine langfristige Lagerung gefährlicher Abfallstoffe entstünden. Zudem hätten moderne Kraftwerke einen höheren Wirkungsgrad und geringeren CO2-Ausstoß. Die Umwelt würde ihrer Argumentation zufolge also davon profitieren, wenn dank neuer Kraftwerke alte "Rußschleudern" abgeschaltet werden könnten.
Das kritisieren die Gegner
Die Kritiker der Kohlekraft warnen vor den Folgen für die Umwelt. Wegen der hohen Emissionen von Kohlendioxid (CO2) sei Kohle der klimaschädlichste Brennstoff zur Stromerzeugung. Zudem sei der Wirkungsgrad der meisten Kraftwerke zu gering - für die Energieproduktion würden also zu viele fossile Brennstoffe verbraucht.
Norddeutsche Kohlekraftwerke in der Diskussion
Moorburg, Lubmin, Brunsbüttel und Emden - in jedem norddeutschen Bundesland gibt es heftige Diskussionen um neue Kraftwerke. In einigen Fällen konnten Umweltschützer den Bau der Kraftwerke abwenden, in anderen Fällen liegt die Fertigstellung nur auf Eis.
Kohlestrom-Anteil klettert auf 45,5 Prozent
Trotz aller Diskussionen und trotz der Energiewende - immerhin jede zweite Kilowattstunde Strom in Deutschland kommt inzwischen aus Kohlekraftwerken, mit steigender Tendenz. Der Anteil von Braun- und Steinkohle an der deutschen Stromerzeugung kletterte Schätzungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge 2013 auf 45,5 Prozent. Zugleich sank die Stromproduktion in teureren, aber weniger klimaschädlichen Gaskraftwerken weiter. Die erneuerbaren Energien hatten 2013 laut BDEW einen Strommix-Anteil von 23,4 Prozent, nach 22,8 Prozent im Vorjahr. Und der Anteil der Atomkraft sank geringfügig von 15,8 auf 15,4 Prozent.
Den Zahlen zufolge wird die 2011 beschlossene Abkehr von der Atomkraft vor allem von Kohlekraftwerken aufgefangen. Bei den Gaskraftwerken sank der Anteil an der Stromproduktion von 12,1 auf nur noch 10,5 Prozent - eigentlich sollten diese Anlagen, zusammen mit Sonne und Wind, den Atomausstieg primär kompensieren und Träger der Energiewende werden.
Als Hauptgrund für den steigenden Kohlestromanteil gilt der Preisverfall für CO2-Verschmutzungsrechte im EU-Emissionshandel. Das macht die Kohleverstromung billig.
