Kommentar: Corona-Flickenteppich kein Grund mehr zur Aufregung
Jetzt ist es vorbei mit der Einigkeit: Bei den Corona-Regeln scheren einige Bundesländer aus und haben die Isolationspflicht gelockert. Es droht wieder ein Flickenteppich. Aber muss man sich darüber inzwischen noch aufregen? Das fragt sich Frauke Reinig in ihrem Kommentar.
So ein Regel-Wirrwar nervt. Theoretisch zumindest. Praktisch macht es aber kaum mehr einen Unterschied. Bei der Isolationspflicht zum Beispiel: Wer krank ist, also Symptome hat, muss sowieso zu Hause bleiben - auch in Schleswig-Holstein. Andererseits gibt es Corona-Infizierte, die ohne Symptome arbeiten gehen, sicher auch in Hamburg - einfach, weil sich die Betroffenen dann nicht testen. Und möglicherweise gibt es auch bald wieder unterschiedliche Regelungen zur Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Schleswig-Holstein will sie zum Jahresende abschaffen.
Maskenpflicht in Bus und Bahn sollte bleiben
Aber ist das wirklich eine Erleichterung, die viele herbeisehnen? Die Maske in Bussen und Bahnen ist doch inzwischen gelernt und wird von vielen Menschen jetzt zur Grippe- und Erkältungszeit im Rush-Hour-Gedränge als guter Schutz empfunden. Warum einige Länder diese Regel jetzt abschaffen wollen, ist schwer nachzuvollziehen. Es geht hier wohl um ein politisches Signal, das viele herbeisehnen und für überfällig halten: Dass nämlich die Pandemie endlich vorbei ist. Denn klar ist: Strengere Regeln will jetzt niemand mehr.
Hamburg will mögliche Rücknahme von Lockerungen vermeiden
Wenn derzeit über die Corona-Verordnungen diskutiert wird, dann geht es um Lockerungen. Das ist auch in Hamburg so. Hier will man aber unbedingt verhindern, dass Lockerungen wieder zurückgenommen werden müssen, falls die Winter-Krankheitswellen doch wieder das Gesundheitssystem an seine Grenzen bringt.
Mit Blick auf mögliche neue Varianten ist die Corona-Bedrohung nämlich noch nicht ganz abgehakt. "Lieber noch das Frühjahr abwarten" ist die Losung in Hamburg und bei anderen Bundesländern im "Team Vorsicht". Die wollten die Maßnahmen möglichst im Gleichschritt runterfahren mit dem Robert Koch-Institut als Taktgeber.
Die Stellschrauben spielen keine Rolle mehr im Alltag
Unverhohlen ist der Ärger über die Länder, die jetzt ausgeschert sind und das ihren Nachbarn vorher nicht mal mitgeteilt haben. Politiker und Politikerinnen streiten darüber, wer wann das Ende der Pandemie verkünden darf. Dass es deshalb wieder einen Regel-Flickenteppich gibt, ist ein Ärgernis für die Bürgerinnen und Bürger. Aufregen muss das jetzt aber niemanden mehr: Die Stellschrauben an denen gerade noch gedreht wird, spielen im Alltag fast keine Rolle.