"Toy" - Neues Album aus dem Nachlass von David Bowie
Am 8. Januar wäre David Bowie 75 Jahre alt geworden. Mit dem Album "Toy" erscheint nun Material aus seinem Nachlass, das der Popstar bereits im Jahr 2000 aufgenommen hat. Wie klingen diese Songs heute?
Am 10. Januar 2016 ist David Bowie gestorben. Nun wurde aus seinem künstlerischen Nachlass ein neues Album veröffentlicht: "Toy". In den Schlagzeilen war David Bowie in dieser Woche auch, weil Warner Music die Verlagsrechte an sämtlichen seiner Songs für 250 Millionen Dollar gekauft hat.
Dylan, Young, Bowie: Katalog-Vergoldung in Zeiten niedriger Zinsen

Katalog-Vergoldung ist ein Phänomen unserer Zeit. Bob Dylan, Neil Young, Bruce Springsteen und nun die Bowie-Erben - sie alle haben unlängst die Rechte an ihren Liedern verkauft. Die niedrigen Zinsen lassen den Wert von Kunstwerken genauso steigen wie den von Aktien.
Außerdem hat sich unser Musikhören komplett verändert. Ein sogenannter Back-Katalog - die Nutzungsrechte an alten Songs - wäre noch in den Nuller-Jahren nur für die großen Hits interessant gewesen. Der Rest war lästiger Ballast, enthalten auf alten Alben, die man massenweise geschreddert hat, weil die Lagerkosten zu hoch waren. Im Angebot der heutigen Streamingdienste ist alles nebeneinander verfügbar. Da kann es passieren, dass ein vergessener B-Seiten-Song aus den 70er-Jahren in die richtige Playlist gerät, zum Streaming-Hit wird und wieder Geld abwirft.
Dank Streaming: Junge Menschen entdecken die Musik ihrer Eltern
So schwelgen wir in Nostalgie. Viele junge Menschen stöbern begeistert in Alben, die schon ihre Eltern hörten. Musikerinnen und Musikern geht es schlecht in der Pandemie - das Live-Geschäft ist immer noch tot. Aber die großen Rechteinhaber verdienen blendend.
Das Album "Toy" von David Bowie ist so auch in erster Linie für Musikstreamer, begeisterte Vinylsammler und solche Fans interessant, die ihren Bowie komplett wollen. Im Jahr 2000 hat er das Album mit seiner damaligen Tourband aufgenommen um es als Überraschungs-Veröffentlichung herauszubringen. Bowie, damals in einer erfolglosen Phase seiner Karriere, nahm sich Songs aus seinen frühen Tagen noch einmal vor. Wenig bekannte Lieder aus den 60ern-Jahren, in denen er noch suchte, sich mal an den Stones, mal The Who orientierte. Neu aufgenommen klingen die bombastisch, fett produziert, manchmal fast etwas breitbeinig.
David Bowies "Toy": EMI ließ Projekt im Sande verlaufen

Bowies Label EMI war damals schon in finanziellen Schwierigkeiten und wollte einen Misserfolg unbedingt vermeiden. Man hätte die Rechte an den alten Liedern bezahlen müssen und ließ das Projekt, zu Bowies Missfallen, schließlich im Sande verlaufen.
Ob "Toy" damals ein Erfolg geworden wäre? Immerhin, mit dem Überraschungs-Drop hätte Bowie ein Marketing-Gimmick der Nullerjahre vorvollzogen. Spielerisch ("Toy"!) zeigt er, wie er mit den Rocksounds der späten 90er-Jahre umgehen kann: Postgrunge, Garage-Rock und manchmal sogar ein bisschen Nu-Metal-Flair geistern durch die Songs. Und auch mit dem Konzept "Band spielt live im Studio" beweist Bowie Gespür für die Ästhetik der Folgejahre. Gleichzeitig wirkt es fast kurios, wenn bei "You've got a habit of leaving" - einem Song, den er 1965 geschrieben hat - flockige Surfrock-Chöre auf knüppeldicke Drums und mächtige Gitarren treffen.
Rätselhaftes Cover: Bowie als Alienbaby
Beklemmend schön hingegen ist "Shadow Man" - eine Ballade aus den frühen 70er-Jahren, die Bowie in dieser Neuaufnahme reif und dunkelgolden klingen lässt. Mit der ausufernden Zahl an Demos, Unplugged-Versionen und alternativen Mischungen ist "Toy" in der neuen Veröffentlichung ein interessanter Werkstattbericht. So hat er also gearbeitet, der "frühe-späte" Bowie. Gänzlich rätselhaft ist das alienbaby-artige Cover. Was mag der auch gestalterisch begabte David Bowie sich dabei gedacht haben?
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