Stereophonics: Poprock zwischen Springsteen-Pathos und späten U2
Als Trendsetter verstanden sie sich nie - es fehlt ihnen die Coolness von Oasis und die Intelligenz von Blur. Kritikerlieblinge sind sie auch nicht. Und doch begeistern die Waliser die Massen. Nun ist ihr 13. Album erschienen.
"Schnall dich an. Es ist Zeit zu gehen. An die Orte, an die du nicht gehen willst." Das singt Kelly Jones mit seiner charakteristisch-rauen Whiskey-Stimme auf dem neuen Album der Stereophonics "Make 'Em Laugh, Make 'Em Cry, Make 'Em Wait". Es ist die alte Geschichte vom gebrochenen Mann, der mit blutendem Herzen aus dem Staub aufersteht, um sich noch einmal dem Schicksal entgegenzuwerfen. Ein wiederkehrendes Motiv in den Stücken der Stereophonics.
Alternative zu Hipstern und Trendsettern
"Ich habe immer versucht, persönliche Geschichten zu erzählen und meine Stücke nicht zu erzwingen. Ich versuche einfach, so ehrlich wie möglich zu sein.", sagt Kelly Jones. Mit Bassist Richard Jones gründete er Mitte der Neunziger in seinem walisischen Heimatdorf Stereophonics.
Die Band verstand sich als Alternative zu großstädtischen Hipstern und Trendsettern. Auf ihrem neuen Album präsentieren Stereophonics zeitlosen Pop-Rock: zwischen Springsteen-Pathos und dem geschliffenen Klangbild der späten U2. "Wir haben nie Musikmagazine gekauft und die Kritiken gelesen. Uns ging es immer darum, was der Typ im Pub gerne hört."
Von Soul-Ballade bis verzerrter E-Gitarre
"Make 'Em Laugh, Make ‘Em Cry, Make ‘Em Wait" ist ein auffällig kurzes Album. Die acht Stücke zeigen aber die gesamte Bandbreite der Stereophonics: Mit "Colours of October" hat es eine geschmackvolle Soul-Ballade auf das Album geschafft. "Eyes Too Big For My Belly", ein Bluesrock-Stampfer mit stark verzerrter E-Gitarre.
Ein bisschen Coolness fehlt
Kelly Jones ist ein guter Songwriter und ziemlich guter Sänger. Leider fehlen Stereophonics die Coolness der Gallagher-Brüder und die Intelligenz von Blur. Die Waliser sind eben einfache Jungs vom Dorf, die kleine Hymnen für ganz normale Leute schreiben wollen. Mit Fleiß und Konstanz haben sich Stereophonics eine riesige Fangemeinde erspielt.
Jones sagt: "Auf der Kunsthochschule sagte mir einer meiner Lehrer diesen Satz: "Make ‘Em Laugh, Make ‘Em Cry, Make 'Em Wait". Darauf habe ich meine Karriere aufgebaut. Du erzählst dem Publikum zwischen den Songs einen Witz, bringst es zum Lachen. Deine Stücke rühren die Leute zu Tränen. Und du lässt sie dann auf die Hits am Ende warten. Lachen, weinen, warten - das ist der Bogen einer guten Geschichte."
Make ‘Em Laugh, Make ‘Em Cry, Make ‘Em Wait“
- Genre:
- Pop/Rock
- Label:
- EMI (Universal Music)
- Veröffentlichungsdatum:
- 25.04.2025
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Rock und Pop
