Pussy Riot in Berlin: Ein Engel, der aus der Hölle kommt
Pussy Riot reist durch Europa mit einer Mischung aus Musik, Theater, Video und politischen Statements. Zum Tour-Auftakt in Berlin kamen zahlreiche Fans des Künstlerinnen-Kollektivs.
Das Konzert ist im ehemaligen DDR-Rundfunkgebäude in der Berliner Nalepastraße. 800 Leute passen in den Saal, er ist fast voll. Ein ziemlich internationales Publikum: Man hört Deutsch, Russisch, Polnisch und Spanisch. Die meisten haben sehr spontan erfahren, dass Pussy Riot in Berlin auftritt.
Das Konzert beginnt mit dem Krieg. Anastasia kommt auf die Bühne und erzählt, dass sie gerade aus der Ukraine geflohen ist: "Ich bin hier, um euch daran zu erinnern, dass das, was gerade passiert, nicht mein Problem ist, sondern unser Problem. Es ist kein Krieg mehr. Es ist ein Genozid an den Ukrainern." Anastasia kündigt an, dass ein Großteil der Erlöse des Konzerts an ein Kiewer Krankenhaus geht.
Pussy Riot-Show mit elektronischen Beats und Improvisationen
Und dann kommt Maria Aljochina mit ihrer Band auf die Bühne. Sie und ihre Gesangspartnerin Olga Borissowa tragen die für Pussy Riot typischen Sturmhauben heute in den ukrainischen Farben gelb und blau. Aljochina reißt sich ihre Maske vom Gesicht, und ihre langen blonden Locken fallen heraus. Sie trägt ein weißes, schulterfreies Kleid und starrt erst einmal mit apathischem Blick ins Publikum. Dabei wirkt die 33-Jährige wie ein Engel, der gerade aus der Hölle kommt.
Auf elektronischen Beats und Improvisationen des Bühnen-Saxofonisten Anton Ponomarjow sprechen und schreien Maria Aljochina und Olga Borissowa abwechselnd. Sie erzählen in mehreren Kapiteln die Geschichte von Pussy Riot, von der Festnahme nach dem berühmt gewordenen Punk-Gebet in der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale 2012, vom unfairen Prozess, vom Straflager und vom Hungerstreik - und immer wieder Aufrufe, Putin zu zerstören und Russland zu bewahren.
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