Pussy Riot auf Deutschland-Tour: Konzert in Rostock
Kaum eine Musikgruppe hat in ihrer politischen Radikalität mehr internationales Aufsehen erregt wie Pussy Riot. Nun spielt das Künstlerinnen-Kollektiv in Deutschland, am 13.5. im PWH in Rostock. Das Konzert in Berlin war der Auftakt einer Anti-Kriegs-Tour.
"Putin wird dich leeren, dein Vaterland zu lieben", heißt es in einem Song, den die Kreml-kritische Band Pussy Riot 2014 anlässlich der Olympischen Winterspiele in Sotschi aufgenommen hat. Putin lehrt Liebe, natürlich ist das Ironie, sagt Maria Aljochina: "Ich glaube, Putin kann uns nur lernen zu hassen. Ihn und seine Taten, in Russland und jetzt in der Ukraine, das sind Verbrechen. Ja, nur das ist es, was wir von ihm lernen können.
Und deshalb müsse man gegen Putin und seine Verbrechen ankämpfen, nicht aufhören zu protestieren und den Opfern wie den ukrainischen Flüchtlingen helfen. Dafür will Maria Aljochina auf Konzerttour gehen, mit ihren Mitstreiterinnen die Stimme erheben und die Erlöse aus den Konzerten an eine Flüchtlingsorganisation spenden. Und darum musste Aljochina aus Russland fliehen. Denn dort hätten ihr unmittelbar weitere drei Wochen Straflager gedroht und die Tour wäre geplatzt: "21 Tage mehr oder weniger in Haft, das ist an sich nicht das Problem. Aber ich habe mich entschieden, dass ich meine Zeit auch sinnvoller verbringen kann. Ich saß schon so oft im Gefängnis, so oft. Letztlich war das natürlich auch meine Entscheidung.
Maria Aljochina von Pussy Riot flüchtet über Litauen und Island
Zwei Jahre lang war Maria Aljochina in Haft, nach der spontanen Protestaktion von Pussy Riot 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale. Seit dieser Aktion ist die Band, die sich im Jahr zuvor als Künstlerinnen-Kollektiv gegründet hatte, weltweit bekannt. Die letzten anderthalb Jahre verbrachte Aljochina zum Teil in Straflagern. Sie stand zum Teil unter Hausarrest, streng überwacht rund um die Uhr. Trotzdem ist ihr die Flucht gelungen in der Verkleidung einer Essenslieferantin: "Meine Freundin hatte die Idee mit dem Lieferservice. Sie hat vor drei Wochen dasselbe gemacht. Nun war es für Sie etwas einfacher, weil sie anders als ich einen Pass hatte. Aber die Lieferantenuniform war wirklich hilfreich."
Hilfreich wie das Reisedokument, das nach Belarus geschmuggelt wurde, wo man, als sie dort ankam, bereits nach ihr fahndete. Von Belarus gelangte Aljochina über Litauen und Island schließlich nach Berlin. Ob sie Angst hatte während der Flucht? Nein, Angst nicht, sagt sie. Vielmehr habe sie Traurigkeit empfunden und Wut. Aber sie wolle die Hoffnung nicht aufgeben. Den Traum, dass sich die Situation in Russland eines Tages ändert: "Ich habe Hoffnung. Aus diesem Grund will ich auftreten. Ich habe die 90er-Jahre erlebt. Ich bin zu Perestroika-Zeiten aufgewachsen. Ich weiß, dass Russen die Freiheit lieben, und das kann wunderbar sein.
Protest mit frechem und ironischem Punk
Doch diese Freiheit sei zugleich fragil, und unter Putin, davon ist Maria Aljochina überzeugt, werde es sie nicht geben. So werde sie weiter mit Pussy Riot gegen das russische Regime protestieren, mit frechem, ironischem Punk, Songs und spontanen Aktionen und mit ihrer "Riot Days"-Show, mit der sie jetzt auf Tour geht.
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