Die Band Glüxkinder mit Sonja Kittel und Markus Lamers bei einem Auftritt © Glüxkinder Foto: Michael Haas

"Neustart Kultur": Was bedeuten gekürzte Hilfen für Bands?

Stand: 30.08.2022 12:00 Uhr

Die Förderung für Clubs, Festivals und Veranstalter wird verlängert. Für Musiker und Musikerinnen dagegen werden die Gelder wieder auf das viel niedrigere Niveau der Vor-Coronazeit zurückgefahren.

von Birgit Schütte

Während der Corona-Pandemie schrumpften bei vielen Musikerinnen und Musikern die Einnahmen, bei vielen war die Existenz bedroht. Abhilfe gab es über Sondertöpfe wie das Förderprogramm "Neustart Kultur" von der Initiative Musik. So auch beim Popduo Glüxkinder aus Osnabrück. "Kämpferherz" heißt ihr neuer Song. Seit einigen Tagen ist das Lied auf dem Markt. Die Produktionskosten hat "Neustart Kultur" übernommen.

Sängerin Sonja Kittel hat den Text geschrieben - und sie hat darin persönliche Erfahrungen verarbeitet. Es geht um ausweglose Situationen wie die während der Lockdowns: "Wenn dann das Gefühl aufkommt, dass es kein Ende nimmt, ist das sehr schwierig. Man fragt sich, ob man überhaupt wieder auf die Bühne kommt", schildert Kittel die angespannte Situation während der Corona-Pandemie. Die Förderung sei für die Glüxkinder sehr wichtig gewesen. "Das war die Rettungsleine für uns. Dadurch kam auch die Motivation, wieder etwas tun zu können und das Gefühl, dass es wieder bergauf geht", so die Sängerin.

"Neustart Kultur" als Rettungsanker für Bands

Die Band Glüxkinder mit Sonja Kittel und Markus Lamers bei einem Auftritt © Glüxkinder Foto: Michael Haas
Sonja Kittel und Markus Lamers bilden das Pop-Duo Glüxkinder. Für sie war die "Neustart Kultur"-Hilfe eine wichtig Unterstützung.

Bisher hat das Popduo aus Osnabrück eine Single produziert. Zwei weitere seien in Arbeit, sagt Markus Lamers: "Es ist ein schlechter Weg, die Förderung jetzt zurückzufahren, weil die Corona-Situation noch nicht vorbei ist. Wir sehen, dass sich im Sommer alle auf Konzerte gestürzt haben. Viele Konzerte für den Herbst sind verschoben worden. In der Zeit, in der nichts gemacht werden kann, brauchen die Künstler Unterstützung. Da ist die 'Neustart Kultur'-Hilfe der Rettungsanker gewesen. Das jetzt zurückzufahren, halte ich für verfrüht", meint Lamers.

Auch Silvio Schlesier von der Göttinger Punkrockband Plizzgen hält die Fördergelder weiterhin für wichtig. Er hat die Band erst während der Corona-Pandemie aufgebaut. Die Punkrocker bekamen Studioaufnahmen und Videos gefördert. Dreimal sei eine Tour zusammengebrochen. Und nun kommt der Rückgang der Förderung für Musiker. "Generell würde ich das kritisch sehen. Ich sehe die Problematik, dass vielen kleinen Bands, die gerade neu starten, der Grundstein genommen wird. Das funktioniert gerade hervorragend. Ich glaube, die Initiative weiß, wie wichtig dieser Baustein für viele Bands gerade am Anfang ist."

Grossmann: MusikerInnen profitieren von Clubförderung

Im Gegensatz zur Förderung von Musikern wird das Sonderprogramm "Neustart Kultur" für Clubs, Veranstalter und Festivals weiter verlängert. Sie können bis Juni kommenden Jahres Gelder beantragen. Ungerecht? Fynn Grossmann vom gleichnamigen Jazzquintett aus Hannover sieht es anders: "Wenn man einen Club fördert, dann hat der die Möglichkeit, Konzerte zu veranstalten, bei denen die freiberuflichen Musiker auftreten und somit auch eine Gage bekommen. Ich denke, dass auch ganz viele Clubs darauf achten, möglichst die freiberuflichen Musiker und Musikerinnen zu engagieren und durch das Engagement zu unterstützen. Somit profitieren alle davon", findet Grossmann.

Markus Lamers von den Glüxkindern möchte auf jeden Fall eine weitere Förderung beantragen. Auch wenn der Topf jetzt geschrumpft ist. Denn eigentlich war geplant, ein komplettes Album oder eine EP zu produzieren. "Wir haben zwar in diesem Jahr wieder einige Auftritte gehabt. Aber nicht so viele, dass wir die finanziellen Mittel für eine komplette Albumproduktion aufbringen können", erklärt Lamers die Bedeutung der Förderung für die Glüxkinder.

 

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Dieses Thema im Programm:

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