Studie zum Kinomarkt: Situation vieler Kinos besorgniserregend
Diverse Kinoverbände haben mit Unterstützung der Beauftragten für Kultur und Medien die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den deutschen Kinomarkt untersuchen lassen. Das Ergebnis überrascht nicht.
Auch wenn das Kino immer wieder als sicherer Ort beworben wird, die Besucherzahlen sind noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau - durchschnittlich liegen sie bei 30 Prozent weniger. Arndt Eggers vom Hamburger Programmkino "Magazin" meint: "Im Moment ist es wirklich so, dass wir an einigen Tagen mit einstelligen Besucherzahlen arbeiten und nicht mal die Kosten für das Kassenpersonal reinkriegen. Da zahlen wir also regelmäßig drauf. 2020 und 2021 war es nicht so schlecht wie jetzt. Das höre ich auch von den Kollegen, das ist branchenweit." Das ist die Gegenwart.
In der Vergangenheit sind zwar Fördergelder und Überbrückungshilfen geflossen, aber das Eigenkapital ist hauptsächlich in die Kompensation der Umsatzverluste geflossen. "Nach zwei Jahren Pandemie sind die Reserven aufgebraucht und auch wir müssen dringend Kinos renovieren. Wir brauchen für ganz viele Kinos neue Technik, gerade die Projektionstechnik, die ist jetzt über zehn Jahre alt, und auch in den Kinos müssen wir natürlich auch was tun," sagt Oliver Fock. Er ist Geschäftsführer von Cinestar, der größten Deutschen Kinokette.
Für notwendige Innovationen fehlen die Mittel
"Cinestar" betreibt Multiplexe in Großstädten wie Berlin und Frankfurt, aber auch kleiner Häuser an Standorten unter 50.000 Einwohnern, wie in Waren an der Müritz, oder das Arthouse-Kino "Filmhaus" in Lübeck. Oliver Fock nennt "Cinestar" liebevoll "einen kleinen Gemischtwarenladen" und repräsentiert damit recht umfassend die Gesamtsituation.
Die Studie, die unter anderem vom Hauptverband der Filmtheater (HDF Kino) in Auftrag gegeben wurde, macht deutlich: Für den anstehenden Innovationsbedarf in die Zukunftsfähigkeit der Branche werden umfassende Förderprogramme und geeignete politische Rahmenbedingungen benötigt, denn, so Christine Berg, Vorstandvorsitzende des HDF: "Über 40 Prozent der Investitionen, die sie eigentlich machen wollten, konnten sie nicht machen, weil sie kein Eigenkapital mehr haben. Wir haben im Moment einen Investitionsbedarf, laut der Studie, von 375 Millionen Euro und über 70 Prozent schafft das nicht aus eigener Kraft."
Für Oliver Fock von Cinestar ist klar: "Wir brauchen eine gezielte, umfassende Förderung und geeignete politische Rahmenbedingungen, um dringend notwendige Investitionen und Maßnahmen umsetzen zu können. Und das für alle Kinos in Deutschland. Nicht nur für große, nicht nur für kleine, sondern wirklich für jede Leinwand in Deutschland."
Kommende Anforderungen im Blick
Saskia und Stefan Häfner leiten das "Cineplanet 5" in Bad Segeberg in der dritten Generation. Ihre Eltern hatten 2017 bereits vorausschauend umfangreich investiert, die Häfners können zur Zeit alles anstehende vergleichsweise gut stemmen, aber Technik und Komfort sind ja nur ein Bereich, erklärt Saskia Häfner: "Es stehen die Nachhaltigkeitsthemen an, Mehrwegangebotspflicht, kein Müll mehr, Verpackungsregister und so weiter. Da kommt ja auch noch durch die Regierung einiges an Anforderungen auf einen zu. Erhöhter Mindestlohn. Man will natürlich Mitarbeitern, die sich einbringen natürlich auch gute Löhne zahlen, nur woher?
Für einige geht es ums schlichte Überleben, aber Arndt Eggers bleibt zuversichtlich: "Seit fast 50 Jahren haben wir das und es wird weitergehen. Wir haben immer Krisen gehabt."