Marteria und die Toten Hosen machen Ost-West-Klischees lächerlich
Der Rostocker Rapper und Die Toten Hosen haben gemeinsam die Songs "Scheiss Wessis" und "Scheiss Ossis" veröffentlicht. Dabei bedienen sie selbstironisch Ost-West-Klischees.
Zehn Jahre ist es her, dass der Rapper Marteria und die Düsseldorfer Punkband "Die Toten Hosen" mit "Ballast der Republik" das erste Mal musikalisch gemeinsame Sache machten. Der Rostocker Rapper stand damals noch am Beginn seiner Karriere und schrieb an mehreren Songs des Albums mit - unter anderem an der titelgebenden Single. Schon damals arbeiteten sie sich auch an Ost-West-Befindlichkeiten ab.
"Scheiss Wessi" und Scheiss Ossi": Selbstironie statt Wut
Dieses Mal arbeiten die Toten Hosen und Marteria weniger mit Wut als mit Witz und Selbstironie. Der Düsseldorfer Campino besingt die vermeintliche Überheblichkeit des Westens.
Hurra, hurra
Wir scheiß Wessis machen immer alles klar
Scheiß Wessis geh'n hier jedem auf den Sack
Wir scheiß Wessis war'n schon lange vor euch da
Refrain von "Scheiss Wessis"
Der Rostocker Marteria bedient dagegen das Klischee des "trotzigen Ossis":
Hurra, hurra
Wir scheiß Ossis versau'n euch den Tag
Scheiß Ossis, wir sind die, die keiner fragt
Wir scheiß Ossis, heut zieh'n wir blank am FKK
Hook von "Scheiss Ossis"
"Scheiss Wessis" entstand zuerst
"Dadurch, dass wir uns selbst durch den Kakao ziehen, können wir uns ein ganz anderes Maß an Unkorrektheiten erlauben", sagte Campino im Februar über die Songs. Sein Song "Scheiss Wessis" sei zuerst entstanden. Daraufhin forderte der Sänger Marteria auf, die "andere Seite der Medaille" zu schreiben: "Für mich war klar: Wir drehen die Sache so richtig auf, wenn es noch diesen Gegensong gibt."
Sowohl in den Texten als auch in den beiden Musikvideos bedienen die beiden typische Ost-West-Klischees. Zu Beginn der nahezu identisch aufgebauten Musikvideos fährt Marteria im Trabbi und die Toten Hosen im Opel-Oldtimer vor.
Marteria und Campino zeigen, dass es anders geht
Ein Haufen weiterer Vorurteile zwischen Ost- und Westdeutschen, die es nach über 30 Jahren Wiedervereinigung immer noch gibt, werden bedient. Das beste Beispiel für die Überwindung solcher Vorurteile ist die Freundschaft von Campinos mit Marteria. Gemeinsames Songschreiben für "Ballast der Republik" und jetzt für die "Ossi-Wessi"-Single, aber auch viele private Kontakte haben die Künstlerfreundschaft von Campino und Marteria geprägt. Beide Männer haben Söhne und sind auch schon gemeinsam in Urlaub gefahren.
Der Tote-Hosen-Frontman ist noch in der alten westdeutschen Bundesrepublik aufgewachsen. Marteria, in den 80er-Jahren in der DDR geboren, verbrachte seine Jugend im Rostock der Nachwendezeit. "Wir haben keine zehn Sekunden gebraucht, ums uns zu verstehen und uns unmittelbar in ein Gespräch zu vertiefen", sagte Campino gegenüber der Deutschen Presseagentur über das Kennenlernen der beiden. "Zunächst haben wir über Musik geredet, aber dann lag da ein Fußball rum, also haben wir rumgekickt, viel gelacht, und es gab sofort eine große Bandbreite an gemeinsamen Themen." Mit Ost-West-Vorurteilen haben Campino und Marteria auf der persönlichen Ebene keine Probleme. Beim Blick auf die Gesellschaft treibt sie das Thema aber weiter um. Mit Selbstironie und Humor versuchen sie, mit ihrer Musik dagegen anzukämpfen.
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