Komplette Gefühlspalette mit Bosses Album "Sunnyside"
Früher waren ausverkaufte Hallentouren sein Alltag: bis Corona kam. Doch der aus Braunschweig stammende Axel "Aki" Bosse hat ein neues Album produziert - mit Synthesizer und Drumloops und viel Lust auf Zeitgeist.
"Ich glaube, ich mache im Allgemeinen schon immer Lockdown-Musik. Wenn es um Inneres geht, geht es ja oft auch um Schmerz und um Trauer und ums Verarbeiten, um Einsamkeit und so weiter", sagt Bosse. Und mit dem Ende der Einsamkeit beginnt Bosses achtes Studioalbum.
Es ist mit viel Zeit, ohne den sonst normalen Tour-Betrieb im heimischen Keller entstanden. "Sunnyside" enthält vierzehn Songs, die - wie auch schon auf den früheren Bosse-Alben - die komplette Gefühlspalette abdecken: persönlich und politisch, laut und leise, melancholisch, hoffnungsvoll und lustig.
Vorfreude auf das Ende des Lockdowns zu einem Song gemacht
"Dieser Bock und diese Vorfreude, die sind bei mir ein riesengroßer Antrieb. Das war im Lockdown manchmal gar nicht so da, weil man gar keine Aussicht auf irgendetwas hatte. Und das hat ganz schön geblockt. Daraus habe ich dann diesen Song 'Vorfreude' geschrieben, mit verschiedenen Szenarien, Tieren und Menschen, die sich auf irgendetwas freuen. Im besten Falle ist es lustig."
Die eigene Gefühlswelt auch mal in einem einfachen Liebeslied ausdrücken, warum nicht? Und so heißt es in einem Song: "Ich bin so wild nach deinen Augen, immer wenn ich sie seh', schmilzt in mir der Schnee." Dazu sagt Bosse: "Der Song macht einfach Bock auf Tanzen. Ich mag den Text auch gern, auch wenn ich sicher schon tiefere Sachen geschrieben habe. Aber das soll Musik ja auch können."
Von Liebeskummer bis Gesellschaftskritik
Es ist ja nicht so, dass nicht auch tiefere Sachen und Lieder vorkommen, seine gesungene Utopie vom Paradies zum Beispiel:
"Es gab dort genug für alle, und alle waren sich genug. Keine Depression und kein Selbstbetrug. Niemand musste dort im Mittelmeer ersaufen. Niemand schlief im Winter auf Asphalt." Songzitat
"Ich habe gesagt wenn ich einen gesellschaftlichen Song schreibe, dann ist der richtig gesellschaftlich, mit allem, was ich habe", erläutert Bosse seine thematische Bandbreite. "Und wenn ich eine Liebesnummer zum Tanzen schreibe, wo man danach Geschlechtsverkehr hat oder so, dann schreibe ich die auch. Und dann ist es auch gut."
"Sunnyside" liefert Zeitgeist-Musik ohne Langeweile
Musikalisch ist Bosse elektronischer geworden. Synthesizer und Drumloops geben "Sunnyside" einen sehr modernen Sound. Er habe Lust auf Zeitgeist: "Jeder Song soll das bekommen, was er verdient. Ich wollte immer der Letzte sein, der so klingt wie eine 90er-Jahre-Band, und das sein ganzes Leben lang - das würde mich tierisch langweilen", sagt der Sänger. "Sunnyside" ist alles andere als langweilig - und schon jetzt kann man sich vorfreuen, wenn Bosse mit seiner Band wieder live über die Bühnen tanzt.
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