Jazz- und Pop-Szene demonstriert in Hannover für bessere Unterstützung
Die Jazz-, Rock- und Pop-Szene in Niedersachsen muss mehr Geld erhalten, fordert die Landesarbeitsgemeinschaft Rock. Dafür sind am Dienstag einige Musiker vor den Niedersächsischen Landtag gezogen.
Eine Bühne, tolle Musik, friedliche Leute, lachende Gesichter. Die Stimmung vor dem Niedersächsischen Landtag ist echt schön, geradezu gemütlich. "Ja, das soll auch so sein, aber wir wollen auch die Punkte treffen, wo es uns gerade weh tut," sagt Peter Schwebs. Er ist 1. Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz Niedersachsen. "Wir spielen alle auch in anderen Bundesländern und hören, was da möglich ist. Da ist Niedersachsen leider ganz schön weit hintendran."
Gemeinsam mit Kolleginnen der unterschiedlichsten Musikerverbände macht er hier "professionell gespielten, melodiösen Lärm". Es ist nämlich so: Während die Kulturförderung im Bundesdurchschnitt 114 Euro pro Kopf beträgt, sind es in Niedersachsen aktuell nur 76 Euro - das schreiben die Demonstrierenden in ihrem Aufruf.
Demo-Forderung: Pop-Nachwuchs fördern und Jazz-Szene stärken
Viele Musikerinnen und Musiker sind gekommen, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Einer von ihnen ist Til vom Dombois, der Popkantor der hannoverschen Landeskirche. Er sagt: "Wir wollen Mittelmaß werden. Wir wollen, dass pro Kopf das bezahlt wird, was in anderen Ländern auch aufgewendet wird. Ich finde, das ist eine realistische Forderung." Und die Sängerin Hanna Jursch ergänzt: "Es müssen Strukturen geschaffen werden, vor allem auch in die Fläche. Dass es nicht nur einzelne Großereignisse gibt, mit denen dann schön Werbung gemacht wird, sondern wir wollen vielen Gruppen und Ensembles die Möglichkeit bieten, dass junge Leute beispielsweise Musik machen können."

2,6 Millionen Euro fordern die Verbände vom Land. Mit dem Geld sollen unter anderem der professionelle Pop-Nachwuchs gefördert, die niedersächsische Jazz-Szene gestärkt und Musikfestivals organisiert werden. Auch Spielstätten für Livemusik sind auf Unterstützung angewiesen. Das rechnet Gunnar Gessner vor. Er engagiert sich seit Jahren für die Musikszene in Niedersachsen. Er sagt: Erst ab etwa 1.000 Menschen im Publikum mache ein Konzert Gewinn. Unter freiem Himmel brauche es sogar 5.000 Menschen, damit mit Musik Geld verdient werden könne. "Alles, was darunter ist, ist nur durch Ehrenamt, durch Förderung, durch Begeisterung, durch viele Menschen und durch viel Input möglich."
Wunsch nach langfristiger Planungssicherheit
Das ist auch der kulturpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Hanna Naber klar, die aber selbst aus den eigenen Reihen zu wenig Unterstützung erhält. Die Politikerin unterstreicht die Bedeutung der heutigen Demo: "Diese Veranstaltung ist wichtig, weil wir heute das Kulturfördergesetz für Niedersachsen verabschieden. Das ist ein tolles Rahmengesetz, was viele tolle Sachen zur Absicherung der Kulturbranche in Niedersachsen regelt. Gleichwohl hat es den kleinen Schönheitsfehler, dass nicht automatisch mehr Geld ins System kommt. Dafür wollen wir kämpfen und deshalb ist diese Aktion wichtig, um Kunst, Kultur und auch Musik sicht- und hörbar zu machen."

Die Stimmung ist toll, doch der To-Do-Zettel noch lang. Da steht etwa auch ein Jazz-Fonds drauf - ganz nach dem bundesweiten Vorbild des Förderprogramms "Applaus", von dem viele Spielstätten profitieren konnten. Allerdings ist es auf ein Jahr begrenzt. Das geht besser, sagt Peter Schwebs von der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz: "Wir würden uns wünschen, dass es das auf niedersächsischer Ebene gibt - dann aber auf drei Jahre, sodass man ein bisschen mehr Planungssicherheit hat. Dass alles etwas nachhaltiger ist. 200.000 Euro für diesen Jazz-Fonds, das wäre eine super Sache, wenn das möglich wäre."
