Usedomer Musikfestival: Abschluss mit viel Applaus und positiver Bilanz
Mit einem Konzert des NDR Elbphilharmonieorchesters ist das Usedomer Musikfestival in Peenemünde zu Ende gegangen. Zum Abschluss sind rund 1.200 Zuschauer in den großen Konzertsaal gekommen.
"Schoß des ungeheuren Lichts" erklang auf der Peenemünder Bühne als deutsche Erstaufführung - mit dem Orchester der NDR Elbphilharmonie unter Leitung von Juraj Valčuha. Geschrieben hat es der estnische Komponist Juri Reinvere. Inspiriert von der Ambivalenz des Ortes Peenemünde: "Da ist diese Meeresnähe, nahe des deutschen Romantismus, des Mythischen, aber gleichzeitig auch der Ort Peenemünde, Ort des Schreckens."
Der Konzertsaal ist die Turbinenhalle des Kraftwerkes, das zur früheren Heeresversuchsanstalt der Nazis gehörte. Hier wurden die Langstreckenraketen, bekannt als V1 und V2, entwickelt und zum Teil von Zwangsarbeitern produziert. Die Peenemünder Konzerte erinnern an den Schreckensort. "Der Mensch ist gleichzeitig diabolisch aber auch göttlich. Des Menschen Streben nach Licht für etwas Gutes, aber gleichzeitig sind wir auch unglaublich zerstörerisch und dumm und bereit, alles zu vernichten", so Reinvere.
Musikfestival im Zeichen Estland
Auch das 2. Violinen-Konzert von Dimitri Schostakowitsch transportierte diese Botschaft. Solist war der israelische Geiger Vadim Gluzman. Eine schwere und depressive Musik, gefeiert mit großem Applaus. Neben dem Feuervogel von Igor Strawinski erklang das Orchesterwerk "La Valse" von Maurice Ravel. Festivaldramaturg Jan Brachmann hat es an das Ende des Konzertes gesetzt: "La Valse passt sehr gut nach Peenemünde, weil es eigentlich ein Katastrophenstück ist, das uns in die Musik hineinlockt und uns in einen Rausch versetzt, der von ständiger Überbietung und Beschleunigung lebt. Und dieses Verhängnis kumuliert in einer Katastrophe."
Die mehr als 30 Konzerte des Musikfestivals standen im Zeichen Estlands - an vielen Orten der Insel: in Kirchen, Sälen und Gutshäusern. Höhepunkte waren die Eröffnung des Festivals mit dem Baltic Sea Philharmonic, ein estnisches Sängerfest oder auch eine musikalische Lesung mit der Schauspielerin Martina Gedeck. Zum Usedomer Musikfestival gehört auch die Residenz der New York Philharmonic im Mai in Peenemünde.
Usedomer Musikfestival mit positive Bilanz
Intendant Thomas Hummel kann eine positive Bilanz ziehen: "Wir können sagen, mit den Konzerten im Mai und mit der New York Philharmonic haben wir das erfolgreichste Jahr des Usedomer Musikfestivals mit über 18.000 Besuchern gehabt und darüber sind wir sehr dankbar. Wir können natürlich trotzdem nachvollziehen, dass auch bei vielen Veranstaltern im Land es noch braucht, bis das Publikum wieder seinen Weg in die Konzertsäle findet, aber wir können uns nicht beklagen, wir hatten wirklich eine sehr gute Saison."
Mit dem Abschlusskonzert endete auch die Saison des Musiklandes Mecklenburg-Vorpommern, zu dem auch Festivals zählen, die in diesem Jahr gar nicht stattfinden konnten oder weniger Besucher hatten.