Artothek in Oldenburg verleiht seit 40 Jahren Kunst
Die Artothek in Oldenburg war bundesweit eine der ersten Kunstleihen und ist jetzt die größte in Niedersachsen. Durch sie können sich Oldenburger seit 40 Jahren preiswert Kunst nach Hause holen. Wer leiht sich dort was?
Plakative Pop-Art, zarte Landschaftsaquarelle und abstrakte Kunst - wo das Auge auch hinblickt, stehen Bilder aneinander gelehnt an den Wänden in der Oldenburger Artothek. Dazwischen kleine Plastiken, ein tanzendes Paar aus Bronze oder ein bunter Kopf mit riesigen Glubschaugen. Die Oldenburgerin Elfi Wessels erkennt ein hochformatiges Bild mit einem kleinen Fisch. Das hing schon einmal bei ihr zu Hause, sagt sie, und löst bei ihr "fast schon Glücksgefühle aus".
Kunst für Zuhause: Die Wohnung wird zur Ausstellung
Elfi Wessels und ihr Mann Peter leihen seit 40 Jahren Kunst in der Artothek aus. Wenige Tage nach der Eröffnung haben sie damit angefangen. Zuerst haben sie die Bilder immer an unterschiedliche Plätze in der Wohnung gehängt. "Jetzt haben wir zwei feste Plätze im Wohnzimmer, die auch speziell beleuchtet sind", erzählt Peter Wessels. "Im Treppenaufgang haben wir auch einen festen Platz, der von einem Spot beleuchtet ist. Und für die Skulptur haben wir zwei Plätze, je nachdem, welche wir uns ausleihen. Skulpturen hat man ja sonst nicht so in der Wohnung."
Gerade jetzt, in den trüben Herbsttagen, sucht das Paar sich gern Bilder aus, die etwas Farbe in die Wohnung bringen. Peter Wessels zeigt auf ein Aquarell des Malers Hein Bredendiek. Diese bunte Strandlandschaft möchte er sich vielleicht als nächstes ausleihen.
Kunstwerke aus der Artothek: So beeindruckt man seinen Besuch
Zuhause immer wieder neue Bilder aufhängen - das ist nicht nur hübsch, sondern auch immer wieder anregend. Wenn ein Bild im Wohnzimmer hängt, habe er viel mehr Zeit, Einzelheiten zu entdecken, sagt Wessels. Er schaue es dann einfach sehr oft an. Außerdem: "Wenn wir Gäste haben, schauen die sich auch immer um und sagen zum Beispiel erstaunt: Oh, das ist ja ein Original", erzählt der Oldenburger. "So hat man preiswert die Möglichkeit, sich ständig neue Kunstwerke ins Haus zu holen - und die Gäste bewundern das."
Sabine Isensee leitet die Artothek. Sie möchte damit Kunstverständnis fördern. "Es macht mir natürlich große Freude, andere Menschen für die Kunst zu begeistern und mit ihnen darüber zu sprechen", sagt Isensee. "Ich finde, es ist eine sehr demokratische Idee, Kunst zu entleihen und die Kunstwerke den Menschen zugänglich zu machen. Da, wo die Menschen sind, sollen sie auch die Kunst erleben."
2.000 Originale warten in Oldenburg auf Ausleihe
Die Kunstausleihe wird von Familien genutzt, von Menschen aus allen Berufsschichten und auch von Studierenden. Sie können aus rund 2.000 Originalen auswählen. "Wie haben hier ganz unterschiedliche Techniken und Kunstwerke der Gegenwart von 1970 bis ganz aktuell von 2021", so die Artothek-Chefin. "Die Künstlerinnen und Künstler greifen natürlich Themen aus dem sozialen Leben, aus der Politik und der Gesellschaft auf, und das spiegelt sich auch in den Kunstwerken wider. Da finden sich die Entleiherinnen und Entleiher natürlich wieder."
Jedes Jahr 20 bis 25 neue Werke
600 Künstlerinnen und Künstler sind vertreten - die Hälfte davon aus Oldenburg. Jedes Jahr erwirbt Isensee 20 bis 25 neue Werke. Sie werden immer Anfang des nächsten Jahres in einer Ausstellung gezeigt. Registrierte Nutzer können sich dann bereits Werke reservieren, die sie nach Ende der Ausstellung mit nach Hause nehmen. "Das hat eine wunderbare Resonanz hervorgerufen und wird sehr gut angenommen, weil gerade die neuen Werke haben natürlich einen spezifischen Reiz."
Elfi und Peter Wessels kennen bereits viele der Werke in der Artothek. Für das Ehepaar ist das Ausleihen nach wie vor ein Fest. "Wir sind immer noch gespannt, wenn wir die Kunstwerke aus dem Auto rausholen und sie aufhängen - und danach auch immer noch begeistert", sagt Elfi Wessels.