Ehemalige Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz, Niedersachsen. © picture alliance / imageBROKER | Lothar Steiner
Ehemalige Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz, Niedersachsen. © picture alliance / imageBROKER | Lothar Steiner

Symbol der Deutschen Teilung: Elbbrücke Dömitz wird "Skywalk"

Stand: 28.03.2023 21:35 Uhr

Die Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Während des Kalten Krieges wurde die Brücke an der innerdeutschen Grenze dem Verfall preisgegeben. Auf den Überresten entsteht nun ein "Skywalk" über die Elbtalaue.

von Axel Seitz

Jürgen Meyer kennt die Dömitzer Eisenbahnbrücke, seit er ein Kind ist. "Diese Brücke steht für vieles: Denkmalpflege, Zweiter Weltkrieg, Teilung Deutschlands und außerdem ist sie jetzt neu mittendrin gelegen im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue", sagt der Bürgermeister der Samtgemeinde Dannenberg. Bis zum Frühjahr 1945 überquerten Züge an dieser Stelle den Fluss. Nach einem Luftangriff konnte die Eisenbahnbrücke nicht mehr genutzt werden, die deutsche Teilung verhinderte einen Wiederaufbau.

Freier Blick auf Elbe und Wiesen

Blick von einer Brücke auf eine Flusslandschaft. © Axel Seitz Foto: Axel Seitz
In Zukunft können Besucher die Elbtalaue bequem von oben ansehen.

Auf der einen Seite sei die Brücke als Mahnmal zu sehen, sagt der Bürgermeister. Er richtet seinen Blick aber auch in die Zukunft. "Wie kann ich diesen Naturraum erleben, ohne dass ich das Gebiet betrete?" Erleben sollen Besucher diesen Naturraum - den Blick auf Elbe und Wiesen - von der Brücke aus, erzählt der verantwortliche Architekt Ralf Pohlmann: "Geplant ist, in der Mitte der Brücke einen 2,50 Meter breiten Gehsteig aufzusetzen - quasi schwebend über dem historischen Bestand." So erkenne man auch klar, was alt und was neu ist. Der Steg soll aus Stahl gebaut werden, ebenso wie die Brücke selbst, erklärt Pohlmann. Er sei nach unten hin geschlossen und nur in den Aufweitungen, die in der Mitte eines jeden Bogens vorgesehen sind, offen. "Dort wird eine Transparenz nach unten hergestellt, über Gitterroste, so dass man wirklich auch sehr viel sehen kann von dem historischen Teil der Brücke."

Ideen, wie die Reste der Brücke einmal genutzt werden könnten, gab es schon seit 1985. Doch erst in den vergangenen drei Jahren wurden die Überlegungen konkreter und im vergangenen Juni begannen die Bauarbeiten, erzählt Jürgen Meyer: "So haben wir den ersten Bauabschnitt konzipiert, der die Sanierung der Pfeiler und der Brückenbögen mit beinhaltet."

Birken wachsen aus den Natursteinpfeilern

Insgesamt gibt es noch 16 Brückenpfeiler, sagt Pohlmann. "Eine der großen Maßnahmen ist, die Pfeiler, die aus Naturstein gemauert wurden, instandzusetzen." Sie stammten aus dem Jahr 1873 - dem Baujahr der Brücke. Daher haben die Pfeiler gelitten, erklärt der Architekt: "In den letzten 70, 80 Jahren sind die Pfeiler in keiner Weise gepflegt worden und durch die nicht-beweglichen stählernen Aufbauten haben sich Risse gebildet. Und in diesen Rissen haben sich dann Pflanzen angesiedelt, unter anderem Birken, die mit sehr, sehr großen Wurzeln mittlerweile in diese Brückenpfeiler eingedrungen sind."

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Der Skywalk an der Dömitzer Eisenbahnbrücke. © NDR Foto: Jessica Kageneck

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"Skywalk" an der Elbtalaue

Ralf Pohlmann verweist zudem darauf, dass auch die Brückenlager repariert wurden und auf dem damaligen Gleisbett nun ein Teil der begehbaren Aussichtsplattform verlegt wird: "Dieser Skywalk, so wie er genannt wird, ist eigentlich geplant bis zum Schluss an die Elbe ran. Wir werden aber in diesem Bauabschnitt nur vier der 16 Bögen damit ausstatten können, weil dann tatsächlich das Budget auch erst mal ausgereizt ist".

Bis zum kommenden Juni sollen sämtliche Arbeiten des ersten Bauabschnitts abgeschlossen sein und im August, so Bürgermeister Jürgen Meyer, wird die umgestaltete Brücke eröffnet: "Wir haben im Moment den 25. August ins Auge gefasst. Wir wollen auch hochrangige Politiker einladen. Wir sind im Moment in Gesprächen mit dem Bundespräsidialamt. Wir möchten aufgrund der Bedeutung dieses Baudenkmals gern den Bundespräsidenten dabeihaben."

Museum in Dömitz einbinden

Eine alte Eisenbahnbrücke von der Seite aufgenommen. © Axel Seitz Foto: Axel Seitz
Die Dömitzer Eisenbahnbrücke wird wohl auch in absehbarer Zukunft nicht wieder die beiden Elbufer verbinden.

Zwar stehen die Brückenpfeiler auf niedersächsischer Seite und in Dömitz sind bereits zu DDR-Zeiten alle Brückenreste abgerissen worden, doch es gibt auch bereits Ideen für die mecklenburgische Seite, erläutert der Bürgermeister. "Der Teil der Kasematte, der heute steht, da gab es eine Dependance auf der Dömitzer Seite und die Idee ist, dass wir auf der Seite vielleicht eine Dependance erstellen, künstlerisch gestaltet. Wir möchten gerne in das Gesamtkonzept auch das Museum in Dömitz mit einbinden, weil die eine richtig tolle Ausstellung zum Thema Dömitzer Eisenbahnbrücke haben."

Zukunft der Dömitzer Eisenbahnbrücke gesichert

Die unter Denkmalschutz stehende Dömitzer Eisenbahnbrücke ist jetzt zumindest gesichert. Dass sie einmal wieder ganz über die Elbe führen könnte, dieses Vorhaben halten alle Beteiligten allerdings derzeit für unrealistisch.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 29.03.2023 | 19:00 Uhr

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