Wenn Spenden für die Kultur toxisch werden
Ohne Sponsoring sind viele Kulturveranstaltungen - beispielsweise Festivals oder Theaterfeste gar nicht möglich. Doch der Sponsor kann auch zur Last werden.
Das Orchester Baltic Sea Philharmonic und die Nord Stream AG, die Vattenfall-Lesetage, das Solway-Sponsoring der Salzburger Festspiele. Kulturförderung durch Industrie und Politik ist für die Beteiligten oft wünschenswert. Aktuelle Beispiele zeigen jedoch, dass es durch politische oder moralische Veränderungen zu Konflikten kommen kann.
Baltic Sea Philharmonic distanzierte sich von Sponsoring der Nord Stream AG
Das preisgekrönte Orchester Baltic Sea Philharmonic wurde 2008 ins Leben gerufen. Initiiert wurde es vom Usedomer Musikfestival und der Nord Stream AG. Die Idee: Verständigung und Austausch mit den Anrainerstaaten der Ostsee.
Der Krieg in der Ukraine stellt die Partnerschaft von Nord Stream in ein neues Licht. Kultur würde als Deckmantel benutzt; das Baltic Sea Philharmonic distanzierte sich und nannte die Idee, das Sponsoring als Brückenbauen zu verkaufen, als scheinheilig.
Vattenfall-Lesetage und das abgesagte Sponsoring nach 15 Jahren
Beispiel zwei: Die Vattenfall-Lesetage waren eines der größten Literaturfestivals in Norddeutschland. Der Energiekonzern hat sie mit erheblichen Summen finanziert, bis zu 500.000 Euro pro Festival sollen es gewesen sein. Das Logo war überall präsent und sollte dem Energiekonzern ein positives Image verschaffen - das klassische Motiv von Sponsoring. Aber dann wurde die Kritik immer lauter, denn Vattenfall betreibt Atomkraftwerke. Greenwashing, so der Vorwurf. Nach 15 Jahren gab Vattenfall das Sponsoring der Lesetage auf.
Spender Solway verstößt gegen moralische und ethische Fragen
Bei den Salzburger Festspielen richtete sich die Kritik von Regisseurin Yana Ross und Schriftsteller Lukas Bärfuss gegen den Sponsor Solway, ein Schweizer Bergbauunternehmen. Solway hat in Nickelminen in Guatemala schwere Umweltverschmutzungen in Kauf genommen. Das Unternehmen wurde auch mit Menschenrechtsverletzungen, Bestechung und Vertuschung in Verbindung gebracht.
Sicher ist: Ohne Kultursponsoring wären viele Kulturveranstaltungen wie Festivals oder Theaterfeste nicht möglich. Wenn die geldspendenden Unternehmen aber gegen moralische und ethische Fragen verstoßen, vergiftet dies das Kultursponsoring, es wird toxisch.
