Der Pariser Künstler Darco mit Schülerinnen und Schülern des Kunstprofils der Stadtteilschule Stellingen vor der Skulptur der Zukunft in Arbeit © NDR Foto: Patricia Batlle

Pariser Graffiti-Star Darco hilft bei Schul-Skulptur in Hamburg

Stand: 07.05.2022 09:45 Uhr

Der deutsch-französische Graffiti-Star Darco arbeitet mit Schüler*innen der Stadtteilschule Stellingen an einer Skulptur der Zukunft. Er hat mit Museen wie dem Louvre gearbeitet und ist gern in Hamburg.

von Patricia Batlle

Wer auch immer seit 2021 durch den S-Bahnhof Sternschanze in Hamburg gefahren ist, kennt den international renommierten Künstler Darco. Im Auftrag und in Kooperation mit der Deutschen Bahn hat er 2021 etwa Riesengraffiti in der gesamten S-Bahn-Haltestelle gestaltet. Der Deutsch-Franzose, geboren 1968 in Deutschland, ist mit sieben Jahren nach Paris gezogen, dort zur Deutschen Schule gegangen und bikulturell aufgewachsen. Doch seit vielen Jahren hat er immer wieder künstlerischen Kontakt zu Hamburg gehabt.

1995: Höchstes Graffiti der Welt in Lohbrügge gestaltet

Der in Paris lebende deutsch-französische Graffiti- und Street Art Künstler Darco an der Stadtteilschule Stellingen in Hamburg © NDR Foto: Patricia Batlle
Der Pariser Künstler Darco hat weltweit Graffiti-Kunst gestaltet und damit einen Weltrekord aufgestellt. Er koopiert seit 14 Jahren mit der Stadtteilschule Stellingen in Hamburg.

"Hamburg gefällt mir ziemlich gut. Ich bin das erste Mal in den 90ern hierhergekommen, wegen einem Auftrag in Lohbrügge", sagt der Künstler. Damals hat er mit einer Gruppe von Sprayern das Projekt "Zeichen der Zeit" umgesetzt.

Gemeinsam mit Künstlern wie DAIM gestalten sie bei Minusgraden im Dezember 1995 das Graffito von insgesamt 300 Quadratmetern Fläche an einer Hochhaus-Fassade. 1.000 Sprühdosen benötigten die Künstler damals für das 30 Meter hohe und elf Meter breite Kunstwerk. "Das kam ins Guinness-Buch der Rekorde, weil es das höchste Graffiti der Welt war." erzählt Darco. Heute sei das lächerlich, "es gibt viel größere, aber damals war es das größte."

Street-Art und Graffiti-Künstler Darco ist gern in Hamburg

Seitdem ist der Pariser Künstler regelmäßig in der Hansestadt: "Weil ich hier Kollegen habe, arbeite und teilweise ausstelle." Zudem kooperiert er seit 14 Jahren mit Kunstprojekten der Stadtteilschule Stellingen. "Ich wollte eigentlich keine Jugendprojekte mehr machen, und dann habe ich mir das erst angehört und fand das interessant."

 Kooperation mit Kunstprofil der Stadtteilschule Stellingen

Aktuell arbeitet er mit den Schülerinnen und Schülern des Kunstprofils der Stadtteilschule bis Freitag an zwei Projekten: an einer Skulptur der Zukunft und einem bemalten Objekt. Die Skulptur ist eine Blüte mit Ranken aus Draht und Glasfasermatten, die mit Lack am Draht angebracht werden.

"Ich finde es hier an der Stadtteilschule in Projekten gut, bei mir bleibt viel hängen. Ich kriege von den Jugendlichen viel mit, mir wird auch etwas beigebracht. Deswegen finde ich das interessant." Es ginge nicht nur darum, eine Technik oder Beschäftigung oder eine Geschichte von einer neuen Kunstrichtung wie Graffiti zu erklären: "Die gibt es ja schon seit 40 Jahren." Er hofft, sagt er mit einem Lächeln, an den Jugendlichen der Stadtteilschule "bleibt auch etwas kleben - außer dem Lack."

Darco: Graffiti ist meine Leidenschaft seit den 80erJahren

Darco hat schon mit Künstlerinnen und Künstlern weltweit zusammengearbeitet, mit Menschen aus Sidney, Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, England, Belgien, USA, Südafrika: "Es ist eine weltweite Kultur, die meine Leidenschaft ist, deswegen mache ich das. Ich habe damit in den 80ern angefangen. Ich gehöre zur ersten Generation, die außerhalb von New York gemalt haben."

Bilder malen, zeichnen, sei seine Welt, "damit fühle ich mich wohl." In den 80ern hat er die Sprühdose als Medium entdeckt. "Sie ist praktisch, weil man damit überall draufmalen kann. Sie ist praktisch und sauber. Mit ein bisschen Übung kriegt man da Einiges hin." In Frankreich war er der erste Sprüher, der wegen Sachbeschädigung verurteilt wurde. Danach gestaltete er für die nationale Bahngesellschaft SCNF Bilder für die Bahn, etwa ein riesiges Graffito an der Gare du Nord in Paris.

Kunstprojekt unter der Glaspyramide des Louvre

Seither haben Museen wie das Palais de Tokyo, das Centre Georges Pompidou für moderne Kunst, und der Grand Palais seine Kunst aufgekauft und ausgestellt. Darco hat jüngst Kunst mit einigen Spielern des Fußballclubs Paris St. Germain gestaltet und hat für ein Projekt in einem der berühmtesten Museen der Welt gearbeitet: "Ich habe eine Performance gemacht - unter der Glas-Pyramide vom Louvre". Er habe für eine Bank eine limitierte Karte entworfen. "Die haben ein Event gemacht, dann durfte ich direkt unter der Glaspyramide malen. Das Museum war für uns gesperrt. Ich hatte die Mona Lisa für mich allein, das war sehr selten und ziemlich interessant und komisch."

 

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