Nolde-Haus in Seebüll wird wiedereröffnet
Diese Sanierung hatte es in sich: Achteinhalb Millionen Euro kostete die Sanierung des Nolde-Hauses in Nordfriesland, übrigens ohne Fördergelder, allein mit von Nolde- und Reemtsma-Stiftung finanziert.
Es war ein für seine Zeit modernes Haus, das der Maler Emil Nolde von 1927 an mitten in der flachen nordfriesischen Landschaft errichtete und das seit 1956 zum Museum geworden ist. Viereinhalb Millionen Besucher liefen seitdem durch das Haus, das mehrfach umgebaut wurde und dringend eine Sanierung brauchte. Das ist nun geschehen. Das Emil-Nolde Haus ist wieder zugänglich.
Ein architektonisch eigenwilliges Haus
Frisch saniert steht es auf einer nordfriesischen Warft - das Emil Nolde Haus. Vom großzügigen Eingangsbereich führt eine moderne Holztreppe nach oben. Im Halbkreis zweigen Schlaf-, Ess- und Wohnzimmer ab, die in kräftigen auch heute noch modern wirkenden Originalfarben erstrahlen. Die Architektinnen Anja Bremer und Beate Kirsch blicken auf ihr Werk: "Das sind exakt die Farben Noldes, die der Restaurator in den vielen darüber liegenden Farbschichten freigelegt hat und dann nach pigmentierter Rezeptur wieder angemischt hat." Das schöne Wohnen im Stil von Emil Nolde, schwärmt Bremer: "Wir stehen ja hier in einer blauen Diele. Die ist so blau, dass man es sich fast nicht vorstellen kann. Es gibt das gelbe Wohnzimmer, es gibt das rote Esszimmer. Und es gibt das etwas mildere blaue Schlafzimmer. Das ist einfach modern und sehr fortschrittlich, denn es ist fast 100 Jahre her, dass er diese Räume so eingefärbt hat. Diese Farben richten sich auch nach der Tageszeit."
Verwinkelte Struktur im Nolde-Haus
Welch ein Kontrast zu vorher - da kamen Museumsbesucherinnen und -besucher noch an der Westseite rein, manchmal bei Sturm und Regen, um dann vor einem verwinkelten Treppenaufgang zu landen - eine Struktur, die erst nach Noldes Tod entstanden war. "Wir haben viele Oberflächen erlebt, die wir sehr muffig fanden. Dieses Haus aufzuräumen, zu klären und durchlässig zu machen - das war uns so wichtig", sagt Anja Bremer. "Dieser Raum endete auch an einer Tür. Der Raum dahinter war Wach- und Personalaufenthalt. Diese Kleinparzellierung ist entfallen." Dabei waren die Hamburger Architektinnen erst skeptisch, als die Nolde-Stiftung sie vor vier Jahren darum bat, Ideen für das Projekt einzureichen. Nur sechs Büros wurden überhaupt gefragt - sie bekamen den Zuschlag. Dennoch sagt Kirsch: "Wenn man Kenntnis hat von den Briefen Noldes, dann gibt es erstmal eine Erschütterung."
Nolde war Antisemit und Nationalsozialist
Nolde war Antisemit und überzeugter Nationalsozialist. Erst seit wenigen Jahren wird das aufgearbeitet. "Da muss man sich positionieren. Und das ist gelungen, dadurch, dass die Öffnung der Archive erfolgt ist und das ermöglicht hat, sich offen damit auseinanderzusetzen." Und so stürzten sich die beiden Hamburgerinnen in das Projekt. Mehr als 100 Baubesprechungen waren es - immer donnerstags: Viel Koordination mit dem Denkmalschutz, Fenster wurden herausgenommen und erneuert, Böden freigelegt, an einem Tag hob sich das Dach vom Ausstellungssaal - all das dokumentiert jetzt die kleine Ausstellung über die Bauarbeiten, die bis Ende Oktober zu sehen ist und wo sonst Noldes Bilder hängen.
Nolde-Haus ist barrierefrei und besitzt neuste Technik
Es gab manche Überraschung: Ein tragender Balken lag nur einen halben Zentimeter auf. "Da kamen wir schon etwas ins Staunen. Dieses Haus hat offenbar als Ganzes doch zusammengehalten. Aber jetzt konnten wir es so verstärken, dass es wirklich für eine lange Zukunft gut hält.", sagt Bremer. Ein rundum verglaster Fahrstuhl macht das Haus barrierefrei. Sensoren steuern den Lichteinfall, eine zweite Fensterebene sorgt für Sicherheit und: Hinter alten Holzschranktüren verbirgt sich neueste Technik, erklärt Anja Bremer. "Der Haustechniker war so schlau, dass zum Beispiel die Zuluft einfach durch die Ritzen der schiefen Schränke kommt."
Die Aussicht des Nolde-Hauses ist einzigartig
Und dann ist da die Aussicht - aus dem breiten Südfenster auf Noldes Garten - der ebenfalls ein bedeutender Teil des Ensembles ist. Stiftungsdirektor Christian Ring: "Was man vorher nicht wahrgenommen hat, weil die Fenster alle verhangen waren: Dieses intensive Wechselspiel zwischen innen- und außen: Dieser Bezug des Gartens, der Landschaft, des Klimas, der Wolken. Insofern sind diese Sichtachsen elementar wichtig für das Haus." Und auch zur Nordseite ergibt sich ein beeindruckender Ausblick, der allerdings bald wieder verstellt wird. Das Atelier ist nämlich der Ort für Noldes Monumentalwerk "Das Leben Christi" - und dort wird es auch wieder hinkommen.
Architektinnen loben "selbstbewusste Qualität" von Noldes Entwürfen
Die Architektinnen sind mit dem nordfriesischen Maler zufrieden und von seiner Architektur sind sie begeistert. "Das ist eindeutig Kind seiner Zeit. Aber er war extrem modern, hier oben auf der Warft so ein eingenwilliges Gebäude zu platzieren. Das finden wir ganz toll und sehen diese selbstbewusste Qualität in diesem Gebäude."
Das Nolde-Haus kann bis Ende Oktober mit Infos zur Sanierung besichtigt werden. Die aktuelle Ausstellung ist derzeit weiterhin im Forum nebenan zu sehen. Nach der Winterpause im März kommt die neue Ausstellung dann ins Nolde-Haus.
Nolde-Haus in Seebüll wird wiedereröffnet
Nach einer achteinhalb Millionen Euro teuren Sanierung des Nolde-Hauses in Nordfriesland ist es nun wieder für Gäste zugänglich.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ort:
-
Nolde-Haus Seebüll
Seebüll 31
25927 Neukirchen - Telefon:
- 04664 98393-0
- Preis:
- 12 Euro
- Öffnungszeiten:
- Montag bis Sonntag, auch an Feiertagen
10.00 Uhr - 18.00 Uhr