Museen in Norddeutschland locken mit Online-Angeboten
Es gibt Museen, die bieten im Internet - gar nichts. Andere präsentieren Videos, die technisch wie inhaltlich so viel Luft nach oben haben, dass man resigniert weiter klickt. Einige aber versuchen über ein breites digitales Angebot den Kontakt zum Publikum zu halten.
"Meine Damen und Herren, gönnen Sie sich eine kleine Auszeit und kommen Sie mit auf einen Spaziergang durch die wunderschöne Winterlandschaft von Mecklenburg und Vorpommern!" So locker und entspannt, wie die Direktorin des Staatlichen Museums Schwerin, Pirko Kristin Zinnow in eine kleine Sonderausstellung mit Winterbildern einführt, klingen virtuelle Auftritte der Museen leider nur selten.
Dabei wächst die Zahl der digitalen Rundgänge, Künstlergespräche oder von Mitarbeitern vorgestellten Lieblingsobjekte ständig. Einige Museen realisieren sogar trotz Corona neue Ausstellungen. In Lübeck beispielsweise präsentiert die Kunsthalle St. Annen nicht nur einen Gang durch die Jahresschau Lübecker Künstlerinnen und Künstler. "Es wird außer einem Eröffnungsvideo auch noch mehrere Kurzvideos von allen Beteiligten Künstlerinnen und Künstlern vor diesen Werken geben, die dann diese Ausnahmesituation haben: Vor ihren Werken selbst zu sprechen", erklärt Direktorin Antje Brit-Mählmann.
Online-Mal-Workshops und Online-Kunst-Akademie
Die Bremer Kunsthalle hat Online-Mal-Workshops für Kinder eingerichtet, sowie eine Online-Kunst-Akademie für Erwachsene. Und am Beispiel der neuen Ausstellung "Picasso-Connection" beleuchtet Direktor Christoph Grunenberg in einem kleinen Extra-Film den Aufwand eines solchen Projekts. "Es fällt vielleicht vielen Besuchern nicht auf, aber das Licht hier ist etwas gedämpft. Denn wir zeigen Werke auf Papier, fast 300 Werke, die besonders empfindlich sind. Und nach dieser Ausstellung müssen sie für mehrere Jahre wieder ins Depot."
Wer keine Lust hat auf Videos, kann sich über die Bremer Weserburg Kunst für zu Hause ausleihen. Oder: Er kann einfach nur zuhören. Die Weserburg beherbergt das "Zentrum für Künstlerpublikationen", das auch Musik von Bildenden Künstlern sammelt - maximal experimenteller Sound und inhaltlicher Quatsch sind garantiert.
Umweltzerstörung, Klimawandel, Kriege, der ständig wachsende Widerspruch zwischen Arm und Reich - gleich mehrere große Projekte thematisieren unsere krisenhafte Zeit. Begleitet von Diskussionen, Expertengesprächen und Videos in den sozialen Medien beschäftigt sich das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg mit alternativen Zukunftsentwürfen. Und im Sprengel Museum Hannover präsentiert Carina Plath "How to survive - Kunst als Überlebensstrategie". Sie erklärt dazu: "Dieses Ausstellungsprojekt trägt vehement vor, dass Künstlerinnen und Künstler immer wieder auch andere Lösungen finden als die, die wir uns ausdenken können und die auf ganz individuelle Weise auf ihre eigenen Krisen eingehen - auf allgemeine und auch auf globale Fragen."
Kein Ersatz für wirklichen Museumsbesuch
Natürlich ist auch das breiteste digitale Angebot kein Ersatz für den wirklichen Museumsbesuch. Wen das - und alles andere - melancholisch stimmt, tut gut daran. Sagt jedenfalls Isabelle Görgen-Lammers, die in der Hamburger Kunsthalle gerade eine Ausstellung des melancholischen Malers Giorgio de Chirico kuratiert hat. "Das ist ein wunderschönes Gefühl, was uns die Bedeutsamkeit des Moments im Angesicht der Sterblichkeit vermittelt."
