Künstlerin Anna Witt in ihrem Atelier © Anna Witt

Künstlerin Anja Witt malt Phänomene unter der Wasseroberfläche

Stand: 18.06.2022 07:19 Uhr

Die Künstlerin Anja Witt aus Wentorf bei Hamburg interpretiert das Sujet "Welle" auf ihre ganz besondere Art und Weise. Als studierte Ozeanografin hat sie einen ganz persönlichen Blick auf Wellen.

von Anina Pommerenke

Im Atelier der Künstlerin Anja Witt in Wentorf bei Hamburg lehnen einige großformatige Bilder an den weißen Wänden. Das Sonnenlicht flutet durch die Fenster. Der Holzfußboden sieht mit seinen Farbklecksen selbst aus wie ein Kunstwerk. Auf einem Wagen stehen Gefäße mit unzähligen Pinseln, Spachteln und einer großen Auswahl an Acrylfarben. Hier arbeitet Witt an ihren Bildern, ihr Thema ist das Meer. Doch sie zeigt keine klassischen Darstellungen, sondern die Phänomene unter der Wasseroberfläche.

Anja Witts dynamische Farbstrudel

Als studierte Ozeanografn hat Witt einen ganz persönlichen Blick auf Wellen: Sie bestehen bei ihr aus Schichtungen und Strömungen, auf ihren Leinwänden entwickeln sich dynamische Farbstrudel, die in rot, neon, grün, weiß und blau förmlich übers Bild hinausschwappen und die Bewegung und Tiefe transportieren.

Ein Kunstwerk der Malerin Anna Witt © Anna Witt
Erst bei näherer Betrachtung sind die Wellen von Anja Witt als solche zu erkennen.

"Die Wellen werden meistens durch Wind angeregt", erklärt Witt. "Dann gibt es die rückstellende Kraft, die man 'schwere Wellen' nennt - die laufen in ganz unterschiedlichen Wellenlängen übers Meer. Es gibt Wellen, die ganze Ozeane überqueren, es gibt aber auch kleine Wellenpakete. Im Endeffekt hat man so eine Überlagerung aus ganz unterschiedlichen Frequenzen."

"Was mich interessiert, ist die Energie und die Kraft"

Während die meisten Menschen bei Wellen vielleicht an schäumende Wogen mit ausladenden Tälern und spitzen Kämmen denken, eben das, was man vom Ufer aus sieht, schaut Witt sich das wissenschaftliche Phänomen an, das sie auf vielen Forschungsreisen untersuchen durfte. "Was mich interessiert, ist die Energie und die Kraft, die da drinnen steckt", sagt sie. "Das ist spannend: Die Wassermasse selbst bewegt sich nicht, sondern der Impuls wird weitergetragen. Und die Teilchen selber machen eigentlich so eine Kreisbewegung an der Stelle - zumindest in tiefem Wasser. Und wenn die an den Strand laufen, dann verändert sich das so ein bisschen, dann bricht die Welle, nicht linear jedenfalls."

Deswegen sind die Wellen von Anja Witt oft erst bei näherer Betrachtung als solche zu erkennen. Herkömmliche Wellen, also das Offensichtliche, was jeder sieht, das habe sie noch nie gereizt. Schließlich haben sich damit schon genug Menschen künstlerisch beschäftigt.

Anja Witts Atelier während der Kulturwoche geöffnet

Ein Kunstwerk der Malerin Anna Witt © Anna Witt
Als studierte Ozeanographin hat Witt einen ganz persönlichen Blick auf Wellen.

Die Faszination für die Wellen wird bleiben - schließlich lassen sich laut Witt viele künstlerische Motive finden: "Das kann eine Gefühlswelle sein, das kann Emotion sein, das kann das Thema 'Natur gegen den Menschen' sein, das Ausgeliefertsein. Das kann aber auch positive Bewegung sein, auch dieses Brechen einer Welle, wenn sie umkippt. Das ist so ein spannender Moment, wenn man weiß, dass jetzt alles zusammenbricht und sich wieder neu aufbaut. Es bleibt nicht still, es bewegt sich."

In Wentorf bei Hamburg startet am 18. Juni die Kulturwoche: Viele Kultureinrichtungen laden ein, ebenso öffnen Künstlerinnen und Künstler sowie Privatpersonen ihre Ateliers. Auch das Atelier von Anja Witt können Sie im Rahmen dieser Woche besuchen.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal Gespräch | 17.06.2022 | 17:45 Uhr

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