Barlach-Ausstellung in Güstrow
Der Bildhauer Ernst Barlach hatte 1927 vier Terrakotten geschaffen: unglasierte Tonfiguren. Bislang waren sie in Bochum und gehörten einer Familie. Neuer Eigentümer ist die Güstrower Ernst Barlach Stiftung.
Seit Montag sind vier Terrakotten in Güstrow (Landkreis Rostock) für das Publikum zu sehen. "Die Tanzende", "Der Wanderer", "Der Begnadete", "Die Empfangende" - so nannte Barlach die vier Figuren. Ursprünglich gehörten sie zu einem Wettbewerb, mit dem sich der expressionistische Künstler um den Auftrag für ein Beethoven-Denkmal in Berlin beworben, dann aber eine Absage bekommen hatte. Das Thema, die Macht der Musik, ließ ihn trotzdem nicht los. Er schuf weitere Charaktere, verwarf einige wieder und entwickelte daraus schließlich den "Fries der Lauschenden", den er 1935 vollendete.
Güstrower Barlach-Stiftung widmet den Terrakotten einen eigenen Raum

Die Güstrower Barlach-Stiftung möchte Barlach künftig einen ganzen Raum widmen, so die Geschäftsführerin Magdalena Schulz-Ohm: "Weniger, weil das jetzt ein ganz entscheidendes Werk bei Barlach ist, sondern wir bei uns im Haus die ganzen Zwischenstufen dieses komplexen Prozesses aufzeigen können. Wir haben wirklich vom ersten Gipsmodell für das Beethoven-Denkmal bis hin zu den Gipsmodellen, wonach dann schließlich die Hölzer gearbeitet worden sind, die einzelnen Etappen hier im Haus. Und ich kann mir vorstellen, dass das für die Besucherinnen und Besucher eine ganz spannende Erkenntnis ist, dass sich so ein Prozess auch über neun Jahre zieht, bis so ein fertiges Werk entsteht." Und bis sich irgendwann auch jemand findet, der es bezahlt.
Nachdem die Berliner abgesagt hatten, hatte Ernst Barlach 1930 noch einmal einen Geldgeber an der Angel, den er auch dringend brauchte, um sein Atelierhaus zu bezahlen, dass damals gerade im Bau war und immer teurer zu werden drohte. Franziska Hell, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Hause, bedauert: "Das hat nicht geklappt, weil Herr Katzen-Ellenbogen sich in einen Finanzskandal verstrickte und nachher eine Haftstrafe absolvieren und Geldstrafen zahlen musste. Das ganze Projekt nahm dann ein nicht so schönes Ende."
Vier Terrakotten schenkte Barlach seinem Rechtsanwalt

Sechs oder sieben Abgüsse ließ Barlach von den vier Terrakotten fertigen. Diejenigen, die jetzt ihren Heimweg nach Güstrow gefunden haben, ließ er eigens auf Holztafeln mit einem gotischen Spitzbogen montieren. Er nutzte sie, um seinem Rechtsanwalt Paul Havemann für erbrachte Leistungen zu danken - der sie glücklich und stolz in seinem Bochumer Wohnzimmer an die Wand hängte, wo sie quasi Teil der Familie wurden. Dessen Enkelin Angela Urton erinnert sich: "Die gehörten zu uns und unserem Zuhause. Das war für uns normal und wir haben die immer geliebt." Bevor ihre Eltern, die Kinder des Rechtsanwaltes starben, hatten sie einen Wunsch, so Angela Urton: "Dass diese Figuren nicht irgendwohin verkauft werden, sondern nach Möglichkeit hierher zurückkommen: in das Barlach-Museum. Das heißt, die haben das geschafft, dass die noch so verkauft werden, dass die jetzt hier hängen und nicht in irgendeinem chinesischen Bunker verschwinden."
Die Barlach-Stiftung hätte sich diese Neuanschaffung nicht alleine leisten können. Das Geld dafür gaben das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Kulturstiftung der Länder und die Ernst von Siemens Kunststiftung. Die vier Terrakotta-Figuren sind jetzt in Güstrow zu sehen.
Barlach-Ausstellung in Güstrow
Vier Terrakotten von Ernst Barlach haben den Weg aus dem Privatbesitz in die Güstrower Barlach Stiftung gefunden.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ort:
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Ernst Barlach Museum Güstrow
Heidberg 15
18273 Güstrow - Telefon:
- 03843 / 84400-0
- Preis:
- 4-9 Euro
- Öffnungszeiten:
- Dienstag-Sonntag
10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
