8. Triennale der Photographie: Hamburg wird zum Fotografie-Hotspot
Alle drei Jahre gibt es die "Triennale der Photographie" in Hamburg. Heute startet sie erneut unter dem Motto "CURRENCY" und zeigt, wie unterschiedlich Fotografien produziert werden.
Das MARKK schärft den Blick und zeigt anhand kolonialer Porträts, wie die weißen Herren durch die Inszenierung ihres Gegenübers ihre eigenen Hierarchien, ihre Macht festschreiben. Im Kunstverein führt die junge, afroamerikanische Fotografin und Aktivistin LaToya Ruby Frazier vor, wie sich Schwarze Menschen selbst ermächtigen und erfolgreich für ihre Interessen kämpfen.
Und die Kunsthalle versammelt 20 KünstlerInnen, die sich für ihre Arbeit Bilder aus Archiven oder sozialen Netzwerken aneignen, um deren wirklichen Gehalt sichtbar zu machen, erklärt Kuratorin Petra Roettig: "Es geht um Fakt und Fiktion. Das Foto ist ja eigentlich immer der Inbegriff gewesen des Wahren, was es natürlich heute nicht mehr ist. Es wird manipuliert, es wird genutzt - und was passiert mit uns in diesen Bilderfluten?"
Ausstellungen auf der Triennale greifen erhellend ineinander
Selten griffen so viele Ausstellungen so erhellend ineinander, wie bei dieser "Triennale der Photographie". Zu verdanken ist das der künstlerischen Leiterin Koyo Kouoh und ihrem internationalen Kuratorinnenteam. Ihnen gelang es, zahlreiche Museen mit ihren ganz spezifischen Sammlungen und Perspektiven ins Triennale-Boot zu holen. So beschäftigt sich das Museum für Hamburgische Geschichte mit seiner Sammlung kolonialer Münzen und zeigt, welche zerstörerischen Folgen dieses Geld für Wirtschaft und Kultur der unterdrückten Gesellschaften hatte.
Offen und diskursiv ist diese Triennale und damit ein Spiegelbild dessen, wie Koyo Kouoh, die Direktorin und Chefkuratorin von Zeiss MOCCA, dem zur Zeit wohl wichtigsten Museum Afrikas, die Institution Museum versteht: "Für mich ist 'das Museum' ein gesellschaftliches Werkzeug. Es ist ein Ort des sozialen, politischen und historischen Engagements. Ich verstehe die Einrichtung so, wie eine Universität oder sogar wie eine Kirche: als öffentlichen Raum, der den Ideen und Sehnsüchten der Menschen dient, die sie entwickelten - und der Gesellschaft, in die es integriert ist."
Eine Triennale mit aufklärerischer Wucht
Deshalb geht es der Wissenschaftlerin immer wieder auch um aufklärerischen Gegenbilder zu den täglichen Bilderfluten, die nur zu oft die bestehenden Missverhältnisse schön- und damit festschreiben. Die von ihr mitkuratierte große Ausstellung in den Deichtorhallen versammelt solche Gegenbilder: Fotoserien zeigen das, was die einstigen Kolonialmächte ignorieren: Von ihnen durch Bergbau oder Holzraub zerstörte, riesige Landstriche, tote Erde.
Andere erzählen vom Alltag queerer Schwarzer Menschen in der Diaspora New York. Von Indigenen in Amazonien und deren Vorstellung von Leben. Dazu: Bilder des Widerstands. Das Museum der Arbeit widmet ihm gleich eine ganze Ausstellung: Serien über internationale Arbeitskämpfe führen vor Augen, dass Gegenwehr eine Kraft und Solidarität entfalten kann, die unpolitische Arbeiter in handelnde Subjekte verwandelt, so Kurator Stefan Rahner: "Darum ging es uns eigentlich: Wie viel kann Fotografie an erzählerischer Qualität, an Dichte, an Nähe, auch an unterschiedlichen Perspektiven zum Teil erzählen, und wirklich sehr nah an die Akteure selber gehen. Also es geht eigentlich weniger darum, zuallererst den Streik zu beschreiben, sondern die Personen, die ihn führen."
Eine Triennale mit solch einer aufklärerischen Wucht hat es lange nicht gegeben. Dass zwei große Häuser wie das Bucerius Kunst Forum und das Museum für Kunst und Gewerbe sich lieber dem weißen Fotografen Herbert List widmen, statt sich dem politischen Anspruch des Kuratorinnenteams zu stellen, das irritiert zwar, wird aber Dank der Kraft der anderen Projekte schnell unwichtig.
8. Triennale der Photographie: Hamburg wird zum Fotografie-Hotspot
Alle drei Jahre gibt es die "Triennale der Photographie" in Hamburg. Heute startet sie erneut unter dem Motto "CURRENCY".
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