"Ticket ins Paradies": Rosarot-Romantik vor Postkarten-Bali-Kulisse
"Ticket ins Paradies" beginnt vielversprechend mit herrlichen Wortgefechten von Roberts und Clooney, die sichtlich Freude am komödiantischen Zusammenspiel haben und verflacht leider in eine Romantik-Idylle à la Rosamunde Pilcher.
Neue Sternchen am Hollywood-Himmel tauchen ständig auf. Aber so richtige Stars? Namen, die für sich schon leuchten, so wie Julia Roberts oder George Clooney, die gibt es nicht mehr so massenhaft. Umso schöner, wenn genau diese beiden nun zusammen in einer Romantik-Komödie auftauchen. Gespielt haben sie schon öfter miteinander, zum Beispiel in den "Oceans' Eleven"-Filmen, aber noch nie ein Scheidungs-Paar. Jetzt lösen die zwei das im Kino ein - in "Ticket ins Paradies".
George Clooney und Julia Roberts als Ex-Paar
Es war einmal vor langer Zeit ein Paar, das sich abgöttisch liebte. Geworden ist daraus ein Ex-Paar, das sich leidenschaftlich hasst.
Georgia und David Cotton, gespielt von Julia Roberts und George Clooney, haben jetzt aber ein gemeinsames Ziel. Sie wollen die überstürzte Hochzeit ihrer Tochter verhindern. Sie ist 25 Jahre, hat gerade ihr Jura-Examen in der Tasche und das Berufsleben vor sich. Da verkündet sie aus dem Bali-Urlaub, sie habe hier ihren Traummann gefunden. Einen Algen-Züchter, den sie nach 37 Tagen zu heiraten gedenke.
"Auch wenn es schmerzhaft für uns ist, ohne Waffenstillstand schaffen wir es nicht. - Wir müssen im Gleichschritt marschieren. - Keine Fiesheiten. - Keine Streitereien. - Wir sind beide einer Meinung. - Ganz genau. - Ab wann gilt das? - Sobald wir Lily sehen." Gespräch zwischen Georgia und David in "Ticket ins Paradies"
Der Plan ist, sich begeistert von den Hochzeitsplänen der Tochter zu zeigen, um sie insgeheim zu sabotieren.
Herrliche Wortgefechte in Screwball-Tradition
"Ticket ins Paradies" beginnt vielversprechend mit herrlichen Wortgefechten in schönster Screwball-Tradition, gekonnt ausgetragen von Roberts und Clooney, die sichtlich Freude an der komödiantischen Zusammenarbeit hatten.
George Clooney sagt, dass es einfach Spaß gemacht hat, weil sie so bösartig zueinander sein durften. Darauf erwidert Roberts: "Und auch dass jemand für uns in unserem Alter eine so clevere Story geschrieben hat. Letztlich geht es ja um folgendes: George ist immer noch in mich verliebt, er ist nie über mich hinweggekommen, wird es auch niemals - und ich habe einen süßen französischen Lover."
Postkarten-Bali-Kulisse und Bilderbuch-Paar-Idylle
Der britische Regisseur Ol Parker hat hier also eine Traum-Besetzung zusammen. Zwei hochbegabte Selbstironiker, die dafür geboren sind, sich gemeine Sätze um die Ohren zu hauen.
Aber Parker macht letztlich zu wenig daraus. Denn viel zu schnell lässt sich das zwangsvereinte Elternpaar vor der Postkarten-Bali-Kulisse von der Bilderbuch-Paar-Idylle der Jugend einlullen. Der Rest ist Rosarot-Romantik, wie sie aus gutem Grund nur noch selten auf der Kinoleinwand zelebriert wird. Denn das Drehbuch für die meisten realen Paarbeziehungen schreibt nun mal nicht Rosamunde Pilcher.
Man kann ja mal für 90 Minuten glauben, dass bei einer Liebe auf den ersten Blick kulturelle Differenzen gar keine Rolle spielen.
"Ticket ins Paradies" fast ausschließlich in Australien gedreht
Apropos Bali: Gedreht wurde der Film, bis auf ein paar Landschafts-Panoramen, ausschließlich in Australien. Sollte also jemand gleich das Ticket ins vorgeführte Paradies buchen wollen - es ist leider eine Illusion. Und tiefschürfende Einblicke in die fremde Kultur darf man bitte auch nicht erwarten. Die balinesischen Charaktere bleiben - ganz im Gegensatz zu ihren hübsch folkloristischen Kostümen - blass.
Strahlen dürfen, zumindest zeitweise, die zwei Stars des Films. Julia Roberts und George Clooney schaut man immer gerne zu. Man hätte nur gerne noch ein wenig mehr über sie gelacht.
"Ticket ins Paradies"
- Genre:
- Romanze | Komödie
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- USA
- Zusatzinfo:
- Mit George Clooney, Lucas Bravo, Julia Roberts u.v.a.
- Regie:
- Ol Parker
- Länge:
- 104 Minuten
- FSK:
- ab 6 Jahre
- Kinostart:
- ab 15. September 2022
Schlagwörter zu diesem Artikel
Spielfilm
