Zu holprige Story und jede Menge Klischees in "Liebesdings"
Anika Decker will in der Komödie "Liebesdings" gesellschaftlich relevante Themen wie Metoo, Feminismus und Homophobie thematisieren, verliert sich dabei aber zu sehr in Klischees und den gängigen Stereotypen.
Sie hat das Drehbuch zu "Keinohrasen" geschrieben und einen Rechtsstreit gegen Til Schweiger gewonnen. Mittlerweile führt Anika Decker auch Regie, immer mit einem Starensemble um sich herum. So auch in ihrem neuen Film "Liebesdings" mit Elyas M'barek, Alexandra Maria Lara und Maren Kroymann.
Es ist eine Figur, die Regisseurin Anika Decker Elyas M'barek auf den Leib geschrieben hat und die der mit Leichtigkeit aus dem Ärmel schüttelt. Marvin Bosch, Deutschlands größter Filmstar, die Klatschpresse liebt ihn genauso wie die Fans am roten Teppich, doch der Star fühlt sich nicht wohl in seiner Rolle. Als ein Interview mit der gnadenlosen Promireporterin Bettina Bamberger schief geht, flieht er kurz vor der Premiere seines neuen Films und irrt durch die Stadt, landet zufällig im queer-feministischen Off-Theater 3000, das kurz vor der Schließung steht und trifft auf eine vollkommen andere Welt, die Welt der von Frauen präsentierten Stand Up Comedy.
"Liebesdings": Romantikkomödie mit Happy End
Es kommt, wie es kommen muss in einer romantischen Komödie. Der Star Marvin Bosch und die taffe Theaterleiterin verlieben sich, allen großen und kleinen Hürden zum Trotz mit einem Happy End. "Das gehört für mich zum Genre dazu", sagt Anika Decker. "Das habe ich auch früher erwartet, wenn ich in eine Nora Efron Komödie gegangen bin und ja, ich finde das einfach schön, wenn es so endet. Ich habe da keine Angst vor Kitsch, ehrlich gesagt. Ich finde, man muss, wenn man im Mainstream Komödie macht, auch mit Kompromisslosigkeit sich darauf stürzen."
Allerdings stehen diese Kompromisslosigkeit des Genres und der offen zur Schau getragene Kitsch stark im Kontrast zu Deckers eigentlichem Anliegen. Neben dem Wunsch Elyas M'Barek eine Rolle auf den Leib zu schreiben, ihm eine feministische Hauptfigur entgegenzusetzen und Stand Up Comedy mit einzubauen, hatte Decker vor allem eins im Sinn: gesellschaftlich relevante Themen wie MeToo, Feminismus, Homophobie und Rassismus aufzugreifen.
"Liebesdings": gängige Stereotypen & holprige Story
"Und was auch noch passiert ist, vor der ersten Idee war, ich habe den Fernseher angemacht und da saß tatsächlich im Deutschen Bundestag die AfD", so Decker. "Und das hat mich umgehauen. Das hat mich nachhaltig traumatisiert. Und dann habe ich alle Kräfte mobilisiert und habe gedacht 'Nix da, Leute'. Diesem engen Weltbild müssen wir was entgegensetzen. Und zwar mit einer richtig lustigen Mainstream-Komödie. Wir müssen all diese Themen anpacken und erzählen. Und ich will die Welt so haben wie in 'Liebesdings' und und und. Divers und wild und unterschiedlich und eben nicht misogyn und homofeindlich."
"Liebesdings" ist divers besetzt, erzählt mit Nebenfiguren von queerer Liebe, hat eine Transgenderfigur und zeigt damit Lebenswelten, die im Mainstreamkino sonst nicht so vorkommen. Aber die Dialoge sind hölzern, Decker verliert sich in ihrer holprigen Story zu sehr in Klischees und den gängigen Stereotypen zwischen Tamponballett, wilden Orgien der LGBTQ-Gemeinde und abgespreizten kleinen Fingern. Der gute Wille war da, aber die Umsetzung ist krachend gescheitert.
"Liebesdings"
- Genre:
- Komödie
- Produktionsjahr:
- 2021
- Produktionsland:
- Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Elyas M'Barek, Lucie Heinze, Peri Baumeister, Maren Kroymann, Alexandra Maria Lara, Denis Moschitto u.a.
- Regie:
- Anika Decker
- Länge:
- 100 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- ab 7. Juli 2022
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